20 % Umsatzwachstum durch Auslandsaufträge erwartet
Während die sächsische Industrie mit schrumpfenden Umsätzen kämpft, wird bei Highvolt Dresden rangeklotzt: Die Auftragsbücher sind proppenvoll, für dieses Jahr erwartet die Geschäftsführung ein 20-prozentiges Umsatzwachstum. Und gestern hat das Prüftechnik-Unternehmen eine 9,4 Millionen Euro teure neue Fertigungshalle in Dresden-Mickten in Betrieb genommen.
Überreste des VEB TuR von Siemens abgestoßen – und dann aufgestiegen
Das Erfolgsrezept von Highvolt sieht der scheidende Geschäftsführer Bernd Kübler in einem Mix aus kluger Spezialisierung und deutscher Ingenieurskunst: Kein Wunder sei es, so meint er, dass das Unternehmen so viele Aufträge bekomme, während andere Firmen ringsum derzeit schwächeln: „In der Kabelprüftechnik zum Beispiel haben wir einen Weltmarktanteil von 90 Prozent“, sagt er. Was heißt: Wer irgendwo auf der Welt ein Stromkabel durch Ozeane zieht oder Hochspannungs-Anlagen in Betrieb nehmen will, kauft sich eine der futuristisch anmutenden Prüfpilze von Highvolt, wenn er’s professionell haben will. Die Kunden wüssten eben Dresdner Qualitätsarbeit und Ingenieurkompetenz zu schätzen, sinniert Kübler, der 65 Jahre alt geworden ist und die Amtsgeschäfte jetzt an seine Nachfolger Ralf Bergmann und Bernhard Nick übergeben hat.
Weltmarktführer für Kabelprüftechnik
Kübler hat den Aufstieg der ehemaligen Prüfabteilung des VEB TuR zum „Hidden Champion“, zum Weltmarktführer in der Nische, entscheidend mitgeprägt. 1991 hatte Siemens den „volkseigenen“ Röntgen- und Traforiesen in Mickten übernommen, stieß dann aber viele Geschäftsbereiche nach und nach ab. Dazu gehörten auch die Prüftechniker, die 1995 „Highvolt“ gründeten – und sich Schritt für Schritt zur Spitze vorarbeiteten. Sie spezialisierten sich auf riesige Prüfanlagen in „Metropolis“-Optik, mit denen sich Kabel, Trafos und andere Hochspannungs-Anlagen durchchecken lassen. Und das so gut, dass mittlerweile 90 Prozent der Highvolt-Geräte in den Export gehen. Vor allem Kunden aus Japan, Saudi-Arabien, Russland und Aserbaidschan fragen in jüngster Zeit stark nach der Dresdner Spezialtechnik, weil dort große Energieprojekte im Gange sind.
Aufträge für 80 Millionen Euro stehen warten derzeit in den Highvolt-Büchern darauf, abgearbeitet zu werden – deshalb auch der Hallen-Neubau, der binnen elf Monaten hochgezogen wurde und nun 2000 Quadratmeter für neue Fertigungskapazitäten bietet. 1,6 Millionen Euro der Investition kam als Färderzuschuss von der Sächsischen Aufbaubank. Ein Herzstück der neuen Halle ist
60 Millionen Euro Umsatz
Dutzende Ingenieure hat das Unternehmen inzwischen eingestellt, Highvolt hat nun 216 Mitarbeiter und sechs Azubis – und will weiter wachsen. Für dieses Jahr rechnet die Firma mit 60 Millionen Euro Umsatz, 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Von solchen Wachstumsraten können andere Firmen ringsum derzeit nur träumen. Heiko Weckbrodt
Aus der Historie:
1904: Koch & Sterzel wird in Dresden gegründet und wird bald zu einem führenden deutschen Hersteller von Transformatoren. Messwandlern und Hochspannungs-Prüftechnik
1948: Aus den zerstörten Überresten der „Koch & Sterzel“-Fabrik wird der staatliche VEB Transformatoren- und Röntgenwerk (TuR) „Hermann Matern“ Dresden
1991: Siemens übernimmt große Teils des VEB TuR
1991 ff: Siemens verkauft die Abteilung Messwandler an Ritz, andere Abteilungen wie die Röntgentechnik werden abgewickelt
1995: Die Hochspannungsprüftechnik wird als „Highvolt Prüftechnik Dresden GmbH“ ausgegründet
2002: Die Reinhausen-Gruppe übernimmt Highvolt
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