IfW-Ökonomen korrigieren Prognose auf minus 0,1 Prozent herunter
Kiel, 4. September 2024. Der immer wieder prophezeite post-coronale Aufschwung bleibt auch in diesem Jahr aus. Die deutsche Wirtschaft bleibt sogar auf Schrumpfkurs: Die Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik wird in diesem Jahr um 0,1 Prozent sinken, nachdem sie schon im Vorjahr um 0,3 Prozent zurückgegangen war. Das hat das Kieler Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) nun prognostiziert – und damit seine frühere Annahmen „deutlich nach unten revidiert“.
„Wirtschaft stottert in eine blutleere Erholung“
„Die Aufwärtssignale, die die Frühindikatoren noch im Sommer sendeten, haben sich nicht verfestigt“, erklärt IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. „Zugelegt haben zuletzt vor allem die staatlich stark beeinflussten Dienstleistungsbranchen. Insgesamt stottert die deutsche Wirtschaft in eine blutleere Erholung, auch weil die Wirtschaftspolitik keine verlässlichen Weichenstellungen vorzunehmen vermag.“
IfW-Präsident: Krise hat auch langfristige Ursachen
So bleibe der private Konsum schwach, während „Industrie (-2,7 Prozent) und Bauwirtschaft (-4,3 Prozent) tiefer in die Rezession driften“, erläutern die Ökonomen. Hinzu kommen langfristig aufgestaute Probleme in Deutschland: „Die deutsche Wirtschaft steckt zunehmend in einer Krise, die nicht nur konjunktureller, sondern auch struktureller Natur ist”, meint IfW-Präsident Moritz Schularick. „Die Haushaltskürzungen der Ampelregierung belasten hier zusätzlich, und die Zinswende der EZB kommt für Deutschland zu spät. Hinzu kommt: Alte Kernindustrien waren viel zu lange veränderungsresistent, und die Asyldebatte vergiftet den Dialog über die wirtschaftlich notwendige Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland. Solange das so bleibt, können wir zusehen, wie unser Wachstumspotenzial immer kleiner wird.“
Neuer Anlauf für 2025 prophezeit
Im kommenden Jahr soll es aber nun wirklich wieder etwas bergauf gehen, versprechen die IfW-Konjunkturforscher: 2025 werde die deutsche Wirtschaft um ein halbes Prozent wachsen, 2026 dann um 1,1 Prozent, prophezeien sie.
Problemliste ist lang und alt: Energiepreise, Digitalisierungsdefizite, Hyperregulierung…
Die vom IfW angesprochenen Bremsfaktoren sind freilich nur ein Teil der Probleme, die die Wirtschaft selbst immer wieder anspricht. Dazu gehören vor allem die ausufernde Bürokratie und Regulierung aus Brüssel und Berlin, die immer noch viel zu hohen Energiepreise in Deutschland, aufgestaute Digitalisierungs-Defizite, Fachkräftemangel und die sich verschärfenden Handelskriege zwischen USA, EU, China und Russland. Zu ergänzen wäre noch die konsumptive Ausgabenpolitik der Regierungen Merkel und Scholz, die die Staatskassen immer mehr für dringliche Investitionen und akute Herausforderungen geleert hat. Dass sich an diesen generellen Nachteilen kurzfristig etwas ändert, ist bisher nicht in Sicht. Hinzu kommen von der deutschen Leitindustrie Automobilbau selbstverschuldete Probleme wie Diesel-Skandal, Innovationsschwäche vor allem auf dem chinesischen Markt und eigene Fehleinschätzungen. Dies hat die deutsche Autoindustrie inzwischen auf eine noch steilere Talfahrt als die deutsche Gesamtwirtschaft geschickt – das Ifo-Institut München spricht gar von einem „Sturzflug“.
Autor: Oiger
Quellen: IfW Kiel, Oiger-Archiv
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