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Manche Wälder so stark geschädigt, dass sie mehr Kohlenstoff abgeben als aufnehmen

Ana Bastos. Foto: Antje Gildemeister für die Universität Leipzig

Ana Bastos. Foto: Antje Gildemeister für die Universität Leipzig

Erdsystem-Forscherin Dr. Ana Bastos untersucht in Leipzig Wechselwirkungen von Wald und Klimawandel

Leipzig, 19. April 2024. Eine Folge von Dürren, der Borkenkäfer und andere Probleme haben viele Wälder in Mitteleuropa mittlerweile so geschädigt, dass sie nicht mehr ihre natürliche Rolle als Kohlenstoff-Speicher und Luftreiniger ausfüllen können. Darauf hat die Erdsystemwissenschaftlerin Dr. Ana Bastos in einem Interview mit Dr. Katarina Werneburg von der Uni Leipzig hingewiesen. Sie will daher nun näher untersuchen, wie mehr biologische Vielfalt und ökologische Wechselwirkungen helfen können, die Wälder wieder genesen zu lassen.

Megabrände von Australien bis Alaska und das Baumsterben in Mitteleuropa

„In den letzten ein bis zwei Jahrzehnten haben wir viele überraschende Störungen erlebt, die mit Wetterextremen zusammenhängen, zum Beispiel Megabrände von Australien bis Alaska oder das Baumsterben in Mitteleuropa nach der Sommerdürre im Jahr 2018“, erklärt Ana Bastos. Offensichtlich sei aber auch, dass manche Wälder anfälliger gegen Hitze und Insekten seien als andere. „Bei der Baumsterblichkeit in Mitteleuropa und damit auch Mitteldeutschland haben wir zum Beispiel gezeigt, dass die nicht nur auf die Dürre von 2018 zurückzuführen ist, sondern auf die Folgen von drei aufeinanderfolgenden heißen und trockenen Sommern von 2018 bis 2020, die sich gegenseitig verstärkt haben“, schätzt die Forscherin ein. „In einigen Ländern wie Tschechien haben diese Auswirkungen dazu geführt, dass die Wälder mehr Kohlenstoff in die Atmosphäre abgeben anstatt ihn aufzunehmen. Das ist besorgniserregend, da viele Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels stark von intakten Wäldern abhängen.“

Wälder nehmen bislang ein Viertel der Kohlendioxid-Abgase auf

Diese Entwicklung sei auch aus klimatische Perspektive ein ernstes Problem: „Derzeit absorbieren die Wälder fast 25 Prozent der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen“, betont Dr. Bastos. „Aber wir sehen auch, dass Wetter- und Klimaextreme zu großen Kohlenstoffverlusten führen können, die in einigen Fällen nicht sofort durch eine anschließende Regeneration ausgeglichen werden. Angesichts der letzten extremen Ereignisse gibt es starke Anzeichen dafür, dass die Speicherung von weiterem Kohlenstoff in Wäldern bald durch die zunehmenden Störungsereignisse gefährdet werden könnte.“

Stipendium vom Europäischen Forschungsrat

Diese ökologischen Wechselwirkungen und mögliche Regenerationshilfen für die Wälder möchte die Wissenschaftlerin nun im Zuge des vom Europäischen Forschungsrat „ERC“ vergebenen Stipendiums „Starting Grant – Forest Vulnerability to Compound Extremes and Disturbances in a Changing Climate“ näher untersuchen.

Autor: Oiger

Quellen: Uni Leipzig, Wikipedia

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt