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Dresdner Ergonomen raten zu Schaukel-Bürostuhl mit Anfeuer-Sensor

Eine sensorgerüstete Testerin testet im Institut für Technische Logistik und Arbeitssysteme der TU Dresden die verschiedenen Bürostühle durch. Foto: TUD

Eine sensorgerüstete Testerin testet im Institut für Technische Logistik und Arbeitssysteme der TU Dresden die verschiedenen Bürostühle durch. Foto: TUD

TU-Arbeitswissenschaftler haben 3D-Sitze mit Blick auf Schmerz-Prophylaxe untersucht

Dresden, 4. Oktober 2023. Schaukelstuhl-artige Bürostühle beugen am besten den Muskel- und Rückenschmerzen durch dauernde Arbeit im Sitzen vor. Das hat ein Team um den Arbeitswissenschaftler Mark Bührer von der TU Dresden experimentell ermittelt – und dazu einen Stuhlsensor entwickelt, der die Büroarbeiter anfeuert, beim Arbeiten richtig mit dem Hintern herum zu wackeln. Das geht aus einer Mitteilung der Dresdner Uni hervor.

Erklärvideo der TU Dresden
zum Bürostuhl-Experiment:

Gehende Becken-Bewegung ist physiologisch besonders günstig

„Unsere Überlegung war, eine gehende Bewegung, die phyisologisch besonders günstig ist, auf das Sitzen übertragen zu können“, erklärte Bührer. „Herausgekommen ist dabei, dass sich vor allem Bürostühle mit einem Drehzentrum oberhalb der Sitzfläche besonders gut eignen für diese Art der Bewegung.“

15 Bürostühle experimentell durchgetestet

Im Zuge ihres neudeutsch „Own Personal Care“ (OPC) betitelten Projektes hatten die Ergonomie-Forscher und -Forscherinnen 15 verschiedene Bürostühle in Experimenten miteinander verglichen. Bewegungs-und Elektromyographie-Sensoren ermittelten dabei die Körperhaltung, Bewegungen und Muskelaktivitäten der Testerin. Eine Software visualisierte die Beckenbewegungen dann in 3D-Animationen, um sie mit natürlichen Gehbewegungen zu vergleichen.

Wackelei soll Bandscheiben füttern

Ergebnis: „Wir haben bei einer Vielzahl von 3D-Bürostühlen die oben genannten Merkmale untersucht und konnten feststellen, dass Bürostühle mit einem Drehzentrum oberhalb der Sitzfläche, ähnlich einem Pendel oder Schaukelstuhl, aus biomechanischer Sicht am günstigsten sind“, betonte der Projektleiter. „Von allen betrachteten Modellen entspricht die für den Benutzer entstehende Art der Bewegung am vergleichbarsten einer gehenden Bewegung für Becken und Wirbelsäule. Dadurch können die Bandscheiben mit Nährstoffen versorgt werden und die Rückenmuskulatur wird be- und entlastet.“

Der Bewegungs-Anfeuersensor der Dresdner Ergonomen. Foto: TUD

Der Bewegungs-Anfeuersensor der Dresdner Ergonomen. Foto: TUD

Anfeuer-Sensor zum Patent angemeldet

Im Anschluss entwickelte das Team einen speziellen Sensor und ein Computerprogramm, die die Becken-Bewegungen von Büroarbeitern und arbeiterinnen messen und auswerten. Auf dieser Basis gibt der Computer dem Menschen dann Tipps, wie und wieviel sich er oder sie noch bei der Arbeit am Schreibtisch mit dem Hintern bewegen soll, um das Gesundheits-Plansoll für den Tag zu erreichen. Das Dresdner Kollektiv hat den neuen Sensor inzwischen zum Patent angemeldet und will ihn nun zur Serienreife führen. Das System soll laut Bührer letztlich „mehr Bewegung in den Büroalltag bekommen“.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: TUD

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt