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Handwerker könnten 10 mal so viele Wärmepumpen installieren

Wärmepumpe von Stiebel Eltron neben der Solarwatt-Fabrik. Foto: Heiko Weckbrodt

Wärmepumpe. Foto: Heiko Weckbrodt

Gutachten für Sprungagentur fordert mehr Arbeitsteilung, Quereinsteiger und Standardisierung

Halle/Berlin/Dresden, 21. April 2023. Durch mehr angelernte Quereinsteiger als Montagehelfer, Standardisierung, Digitalisierung und Arbeitsteilung lässt sich die Installationszeit für Wärmepumpen von derzeit durchschnittlich 18 Tage auf sieben bis zehn Tage etwa halbieren und die Produktivität von Wärmepumpen-Installateuren verzehnfachen. Das hat das Berliner Heizungsunternehmen „Thermondo“ in einem Gutachten für die Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) in Halle herausgearbeitet.

Für Wärmewende fehlen Tausende Fachkräfte

„Wir sehen das Potenzial, die Effizienz ausgebildeter Handwerker und Handwerkerinnen zu verzehnfachen“, erklärte Thermondo-Chef Philipp Pausder. „Es fehlen in Deutschland 60.000 Fachkräfte, alleine um die Wärmewende zu meistern“, ergänzte der zuständige Spind-Innovationsmanager Christian Bogatu. „So einer riesigen Lücke müssen wir auch mit neuen, effizienteren Prozessen im Installationshandwerk begegnen.“

Bundesampel fordert halbe Million Wärmepumpen pro Jahr

Hintergrund: Die Bundesampel fordert vom deutschen Handwerk und der Wohnungswirtschaft, ab 2024 jedes Jahr eine halbe Million Wärmepumpen zu installieren. Das soll die Umweltbilanz der meisten Häuser in Deutschland verbessern. Laut dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) fehlen jedoch schon jetzt 250.000 Fachkräfte – ein wesentlicher Teil davon für Aufgaben der Energiewende, also beispielsweise Installateure für Wärmepumpen, Windräder, Solaranlagen und Hausdämmungen. Daher hatte die Sprungagentur Ende 2022 bei „Thermondo“ ein Gutachten in Auftrag gegeben. Das sollte Möglichkeiten ausloten, die staatlich geforderte Wärmepumpen-Offensive doch noch zu schaffen.

Montage in 35 standardisierte Teilschritte zerlegt

Die Experten aus Berlin haben dafür nun mehrere Pfade herausgearbeitet und laut eigenen Angaben auch schon in der Praxis erprobt: Sie zerlegen die Wärmepumpen-Montage in 35 standardisierte Arbeitsgänge von der Planung über das Fundamentgießen, die elektrische Installation bis hin zur Endmontage und Abnahme. Digitale Planungsprogramme helfen zudem, dass die Ressourcen für jeden Arbeitsschritt rechtzeitig verfügbar sind, seien es nun die Fachleute oder das Material.

„Großteil der Tätigkeiten erfordert keine formale Qualifikation“

Zudem können Angelernte die gelernten Elektriker sowie die Facharbeiter für Sanitär-, Heizungs-, Klimatechnik (SHK) stark entlasten. Ein Großteil der Tätigkeiten erfordert keine formale Qualifikation und kann von Montagehelferinnen übernommen werden, beispielsweise der Fundamentbau oder das Verlegen von Kabeln“, heißt es in der Zusammenfassung des Gutachtens. „Ausgebildete Fachkräfte können sich so auf die anspruchsvollen und kritischen Tätigkeiten fokussieren, darunter auch Qualitätssicherung, Abnahme und Inbetriebnahme des Gesamtsystems – das bietet eine deutliche Zeitersparnis und höhere Kapazitäten für mehr Installationen.“ Nutze man all diese Ansätze konsequent, dann könnten Fachhandwerker künftig im Schnitt 8,2 Wärmepumpen im Monat installieren – „das Zehnfache dessen, was Monteure im SHK-Handwerk aktuell schaffen“.

Gutachter sehen Schlüsselrolle für Quereinsteiger

Eine Schlüsselrolle beim Wärmepumpen-Ausbau spiele daher der gezielte Einsatz von Quereinsteigern. „Bringen diese ein gewisses Maß an fachlichem Verständnis, praktischer Erfahrung sowie koordinativen und kommunikativen Fähigkeiten mit, können sie in fokussierten Schulungen und durch ,learning-on-the-job’ binnen wenigen Wochen zur Übernahme von Tätigkeiten bei der Wärmepumpen-Installation befähigt werden“, sind die Thermondo-Gutachter überzeugt.

Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden, im November 2015. Foto: André Wirsig, Handwerkskammer Dresden

Jörg Dittrich. Foto: André Wirsig, Handwerkskammer Dresden

Handwerker-Präsident warnt vor verengter Sicht auf Wärmepumpe

Allerdings hatte der deutsche Handwerkerpräsident und Präsident der Handwerkskammer Dresden erst unlängst dafür gewarnt, die Wärmepumpen-Installation isoliert zu betrachten: Einerseits sei eine Technologieoffenheit gegenüber verschiedenen Lösungen sinnvoll, meinte Jörg Dittrich gegenüber der „Wirtschaftswoche“. Anderseits habe der Einbau von Wärmepumpen in vielen Fällen auch nur dann Sinn, wenn das Haus entsprechend gedämmt sei.

Autor: hw

Quellen: Sprind, Thermondo, Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH), Wirtschaftswoche

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt