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Naturnahe Hitzestopper in urbanen Betonwüsten

Gewässer und Grünflächen – wie hier an der Pleiße in Leipzig – helfen unter anderem, Straßen und Plätze zu kühlen. Foto: Swen Reichhold für die Uni Leipzig

Gewässer und Grünflächen – wie hier an der Pleiße in Leipzig – helfen unter anderem, Straßen und Plätze zu kühlen. Foto: Swen Reichhold für die Uni Leipzig

Leipziger Forscher plädiert für mehr Pflanzen, Sickerrinnen und andere „blaugrüne“ Elemente in Großstädten

Leipzig, 26. Juli 2022. Begrünte Hausdächer, Mulden, Sickerrinnen („Rigolen“) können zusammen mit Stadtbäumen, Parks und Regenzisternen dabei helfen, dass Großstädte und ihre Bewohner besser mit dem Klimawandel zurechtkommen. Solche „blaugrünen Infrastrukturen“ aus Grünanlagen, Bächen und anderen Wasserflächen könnten spürbar dazu beitragen, dass sich Innenstädte nicht weniger aufheizen und sich genug Grundwasser selbst in dichtbesiedelten Quartieren bilden kann. Darauf hat der Ökonom und Biologe Dr. Stefan Geyler von der Uni Leipzig hingewiesen.

Dr. Stefan Geyler. Foto: Romy Zaumseil für die Uni Leipzig

Dr. Stefan Geyler. Foto: Romy Zaumseil für die Uni Leipzig

Systeme Urbane Räume kühlen und Grundwasser speisen

„Werden solche blaugrünen Elemente der Regenwasser-Kanalisation im öffentlichen Raum vorangeschaltet oder ersetzen sie diese sogar, so lassen sich Grundwasserneubildung und Verdunstung verbessern, die urbanen Räume kühlen, Wasser zur Bewässerung oder Ähnliches bereitstellen und der Überflutungsschutz verbessern“, betonte Geyler.

Müssen Bauherren künftig Sickerrinnen ähnlich wie Parkplätze schaffen?

Allerdings verbrauchen Sickerrinnen, Rasen, Stadtbäume, breite Bachböschungen und ähnliche naturnahe Lösungen auch viel Platz. Der Leipziger Forscher will dafür Grundstückseigentümer ähnlich in die Pflicht nehmen, wie dies heute zum Beispiel mit Parkplätzen und Erschließungsstraßen beim Bau neuer Wohnblocks oder Bürogebäude geschieht: „Wir beschäftigen uns mit der Frage, in welchem Maße zusätzlicher Ressourcenverbrauch durch Klimaanpassung gerechtfertigt ist“, erklärte Geyler. „Zentrale Akteure sind die Grundstückseigentümer. Sie verfügen mit den Dächern und Grünflächen über die entscheidende Ressource ,Raum’. Wir erforschen, wer mit welchen Mitteln motiviert oder verpflichtet werden kann, Anlagen zu errichten und langfristig ordentlich zu betreiben.“

An der Kreuzung von Mügelner Straße und dem Seidnitzer Weg, an Grenze zwischen Dresden-Prohlis und Reick, verschwindet der Geberbach in Rohren unter der Erde. Nahe den Kiesgruben in Leuben taucht er wieder auf und mündet in den Niedersdlitzer Flutgraben. Stadtplaner wiollen den Bach – der hier auch Prohliser Landgraben heißt – wieder an die Oberfläche verlegen. Foto: Heiko Weckbrodt

An der Kreuzung von Mügelner Straße und dem Seidnitzer Weg, an Grenze zwischen Dresden-Prohlis und Reick, verschwindet der Geberbach in Rohren unter der Erde. Nahe den Kiesgruben in Leuben taucht er wieder auf und mündet in den Niedersdlitzer Flutgraben. Stadtplaner wiollen den Bach – der hier auch Prohliser Landgraben heißt – wieder an die Oberfläche verlegen. Foto: Heiko Weckbrodt

„Blaues Band“ in Dresden befreit Bach aus seinem Rohrgrab

Praktische Beispiele für bewusst naturnah konzipierte Stadträume gibt es inzwischen mehrere. In Leipzig setzen die Stadtplaner laut Geyler derzeit im Quartier „Eutritzscher Verladebahnhof“ ein entsprechendes „Regenwasserbewirtschaftungskonzept“ um. Berlin und Hamburg haben eigene Regenwasseragenturen eingerichtet. Und Dresden holt im Zuge des langfristigen Projektes „Blaues Band“ seit einiger Zeit den unterirdischen Rohren eingesperrten Geberbach abschnittsweise wieder an die Oberfläche. Dabei entstehen grüne Böschungen, Parks, Spielplätze und andere Spiel- und Erholungsräume, die gleichzeitig dabei helfen sollen, im Umfeld die sommerlichen Hitzespitzen um ein paar Grad nach unten zu drücken.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Uni Leipzig, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt