US-Sensorfirma will vor humanoiden Robotern ein Tastgefühl geben
Berkeley/Chemnitz, 15. Mai 2022. Damit sich Roboter künftig besser in menschlichen Umgebungen wie Pflegeheimen oder Haushalten zurechtfinden, gibt ihnen das kalifornische Sensor-Unternehmen „Bebop“ aus Berkeley nun eine eigene Roboterhaut. Diese millimeterdünne Textilhaut mit eingebetteten Sensoren kann laut Unternehmens-Angaben den Robotern ein ähnliches Tastgefühl geben wie einem Menschen, wenn er eine Klinke drückt, nach einem Apfel fasst oder einen Menschen berührt. Die künstliche Haut soll sich auch für Prothesen eignen.
Gründer: Humanoide Roboter können uns helfen, länger, gesünder und angenehmer zu leben
Bebop-Gründer Keith McMillen sieht in seinem neuen Produkt „einen wichtigen Beitrag zu den weltweiten Bemühungen, humanoide Roboter in unser Leben zu bringen“. Diese menschenähnlichen Roboter mit Armen und Beinen können nach seiner Überzeugung „den Menschen helfen, länger, gesünder und angenehmer zu leben.“ Anwendungsszenarien für solche humanoiden Roboter sieht er unter anderem im Gesundheitswesen, als Haushaltshilfe, als Katastrophenhelfer, aber auch als Unterhalter und künstlicher Freund für einsame Menschen. „Eine menschliche Gestalt stellt sicher, dass ein Roboter in der Lage sein sollte, jede menschliche Aufgabe auszuführen: durch jede Tür zu passen und jedes menschliche Werkzeug zu benutzen“, betont Bebop.
Video von Bebop zur Roboterhaut:
Millimeterdünnes Gewebe mit eingebetteten taktilen Sensoren
Bebop verwendet für die Roboterhaut ein Gewebe mit einem Millimeter Dicke mit eingebetteten Sensoren. Die können laut Unternehmensangaben „Kraft, Ort, Größe, Gewicht, Form und Präsenz über jede Größe, Auflösung und Geometrie hinweg“ erfassen. Die haut eigne sich gleichermaßen für Gliedmaßen, Finger, Füße, Kopf und Rumpf.
Trend zur Kobotik sorgt für wachsendes Interesse an Roboterhaut
Die Kalifornier sind nicht die ersten und einzigen, die an Roboterhaut mit taktilen Sensoren arbeiten. Dabei zielen andere Teams nicht unbedingt nur auf humanoide Roboter. Dahinter steht ganz generell der Trend hin zu „kollaborativen Robotern“ (Kobots), die anders als heutige Industrieroboter nicht mehr mit Stahlgittern bei der Arbeit umzäunt werden müssen, sondern Hand in Hand mit menschlichen Kollegen zusammenarbeiten. Dafür brauchen sie aber optische und taktile Sensoren, um mit ihrer Kraft und Härte nahende Menschen nicht versehentlich zu verletzen.
Sachsen arbeiten auch an Roboterhaut
Auch an der TU Chemnitz arbeiten Ingenieure und Ingenieurinnen an dieser Technologie. Blickpunkt ist hier auch die Mensch-Roboter-Interaktion (MRI). Erst kürzlich hatte die Uni dafür künstliche Hauthaare vorgestellt, die auch die Richtung nahender Berührungen erkennen. Die Roboterhaut der Sachsen ist aber noch nicht für die breiten Praxiseinsatz reif.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Bebop, Oiger-Archiv
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