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Sensoren sollen Corona-Kranken das Riechen zurückgeben

Menschen mit Riechstörungen sollen mit nanotechnologischer Hilfe wieder Rosenduft und anderes riechen lernen. Foto: Stephan Wiegand  ​für die Hochschulmedizin Dresden

Menschen mit Riechstörungen sollen mit nanotechnologischer Hilfe wieder Rosenduft und anderes riechen lernen. Foto: Stephan Wiegand für die Hochschulmedizin Dresden

Uniklinik Dresden an Konsortium „Rose“ beteiligt

Lyon/Dresden, 6. Dezember 2021. Damit Corona-Kranke wieder riechen können, haben Forscher aus Lyon, Dresden und weiteren europäischen Standorten das Konsortium „Rose“ gebildet. Gemeinsam wollen sie diesen und anderen Menschen ihren Geruchssinn mit technologisch-biologischen Mittel zurückgeben. Dafür setzen sie auf winzig kleine Sensoren, die sie in die Schleimhäute der Kranken implantieren wollen.

20 % der Weltbevölkerung leiden unter Riechstörungen

Laut Angaben des Uniklinikums Dresden (UKD) hat jeder fünfte Mensch Riechstörungen oder kann gar nichts riechen. Und etwa die Hälfte der Corona-Kranken leiden unter einer „Hyposmie“ beziehungsweise „Anosmie“, wie diese Störungen in der Fachsprache heißen.

„Die Einschränkung dieser Sinneswahrnehmung hat spürbar negative Auswirkungen auf die gesamte Lebensqualität“, betont Prof. Thomas Hummel vom Uniklinikum Dresden. „Und gerade die Covid-Pandemie hat dieses Thema einmal mehr in den Fokus gerückt.“

Zwar gebe es prinzipiell bereits stabile und sehr kleine „Riech“-Sensoren. „Die Bausteine sind alle schon da“, erklärt er auf Oiger-Anfrage. Nun gehe es aber darum, zu einer praxisreifen Lösung zu kommen. Die Dresdner wollen unter anderem ihre langjährigen Erfahrungen mit Riechstörungen einbringen und untersuche, wie das Gehirn elektrische Reize von Sensoren auswerten könnte. Als „Abfallprodukte“ dieser Untersuchungen könnten auch neuartige Sensoren für Haushaltsgeräte und für die Qualitätskontrolle von Lebensmitteln entstehen.

Das „European Innovation Council“ fördert das interdisziplinäre „Rose“-Projekt mit drei Millionen Euro. Beteiligt sind Experten für Nanotechnologie, Mikrotechnologie, Biotechnologie, mechanisches Design, Neurochirurgie, klinisches Riechen, Neurowissenschaften und kognitive Psychologie. Die Federführung hat das Lyoner Labor des „Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung“ (CNRS) in Frankreich übernommen. Neben dem UKD sind das Politecnico di Milano (Italien), die École Polytechnique Fédérale de Lausanne (Suisse), die Universität Thessaloniki (Griechenland), Aryballe (Frankreich) und die französische Kommission für alternative Energien und Atomenergie an Bord.

Autor: hw

Quelle: UKD

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt