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Pathologische KI sucht nach Brustkrebs

Dr. Falk Zakrzewski von der Uni-Ausgründung Asgen zeigt Beispiele für die Krebsindiz-Analyse durch eine KI. Foto: Heiko Weckbrodt

Dr. Falk Zakrzewski von der Uni-Ausgründung Asgen zeigt Beispiele für die Krebsindiz-Analyse durch eine KI. Foto: Heiko Weckbrodt

Dresdner Uni-Ausgründung Asgen will Pathologen-Engpässen mit neuronalen Netzen begegnen

Dresden, 9. November 2021. Die Uni-Ausgründung „Asgen“ aus Dresden setzt Künstliche Intelligenz (KI) ein, um Anzeichen für Tumore schnell vorab zu erkennen, um die Mikroskopbefunde dann dem zuständigen Pathologen und dem behandelnden Onkologen zur Diagnose vorzulegen. „Wir wollen damit nicht den Menschen wegrationalisieren“, betont Asgen-Produktentwickler Dr. Falk Zakrzewski. „Die automatischen Scannersysteme und neuronalen Netze sind vielmehr als Assistenz für den Arzt zu verstehen.“

Allein in China fehlen 100.000 Pathologen

Hintergrund: Weltweit erkranken immer mehr Menschen an Krebs, andererseits gibt zu wenig Pathologen, die Gewebeproben analysieren und Therapien vorschlagen können. Allein in China fehlen derzeit rund 100.000 Experten für diese Fachrichtung.

Forscherteams der TU Dresden und vom Uniklinikum Dresden haben daher Konzepte entwickelt, um die Fülle an Mikroskop-Daten, die tagtäglich in großen Krankenhäusern entstehen, automatisiert vorzusortieren – und 2016 auf dieser Basis ihr Unternehmen Asgen ausgegründet. Ihre lernfähigen neuronalen Netze werden von den menschlichen Experten angelernt und können dann erkennen, welche Zellveränderungen in der Gewebeprobe des Patienten auf eine Krebserkrankung hindeuten könnten, anderseits aber bloße Wiederholungsbilder auch gleich aussortieren. Und anders als ein Mensch werden die KIs dabei auch nicht müde, verderben sich nicht die Augen und brauchen keine Mittagspause.

KI wird – anders als der Mensch – beim Zellenzählen nicht müde

„Unser System zählt beispielsweise die entdeckten Tumorzellen auf, es weist den Pathologen auf die Stellen hin, auf die er genauer hinschauen sollte und wo sich womöglich gerade etwas entwickelt“, erklärt Falk Zakrzewski. Der Pathologe stellt dann eine Diagnose und übermittelt dem behandelnden Arzt seine Therapievorschläge. Diese Lösung soll die menschlichen Experten von Routine-Arbeiten entlasten, sodass sie sich auf die anspruchsvolleren Aufgaben konzentrieren können, die eine KI überfordern.

Letztlich soll das System nicht nur Antworten auf den Fachkräfte-Engpass in den Krankenhäusern liefern und Pathologen von Routinearbeiten entlasten, sondern auch tiefere, genauere und schnellere Analysen von Gewebeproben ermöglichen, betont Falk Zakrzewski. In manchen Konstellationen arbeite das System 1000 Mal schneller als ein Mensch.

Team umwirbt Risikokapitalisten

Das achtköpfige Team aus Pathologen, Informatikern und Betriebswirten hat nun erst mal einen KI-Prototypen entwickelt, der Anzeichen von Brustkrebs in Gewebeproben entdeckt. Diesen Prototypen will das Asgen-Kollektiv nun zur Einsatzreife führen. Um dies zu finanzieren, braucht das Team nun vier Millionen Euro Risikokapital – und hat für ihre Innovation auch bei den „Hightech Venture Days“ in Dresden die Werbetrommel gerührt.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Asgen, Interview Zakrzewski

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt