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Millionenschaden durch Venusfallen im Internet

Nicht immer sind die Liebesschwüre von Internet-bekanntschaften echt, warnt das LKA Sachsen. Grafik: Heiko Weckbrodt

Nicht immer sind die Liebesschwüre von Internet-Bekanntschaften echt, warnt das LKA Sachsen. Grafik: Heiko Weckbrodt

LKA Sachsen: Liebesbetrüger agieren im Netz immer erfolgreicher

Dresden, 21. Mai 2021. Liebesbetrüger und -betrügerinnen ziehen ihren Opfern immer mehr Geld aus der Tasche. Das geht aus einer Analyse des sächsischen Landeskriminalamtes (LKA) in Dresden hervor. Im Fokus steht dabei das sogenannte „Romance-Scamming“, bei dem sich Cyberkriminelle als einsame Herzen ausgeben, eine vorgebliche Romanze per Internet beginnen, um schließlich ihre Opfer zu Geldtransfers zu animieren. Wenn die Betrogenen ausgequetscht sind oder nicht mehr zahlen, tauchen die vermeintlichen Romeos und Julias dann auf Nimmerwiedersehen unter.

Viele Geprellte schämen sich – hohe Dunkelziffer ist wahrscheinlich

Laut einer Sonderauswertung registrierte das polizeiliche Auskunftssystem im Freistaat im Jahr 2020 insgesamt 378 „Romance-Scamming“-Fälle, von denen 304 erfolgreich waren. Damit hat sich die Zahl der erfolgreichen „Romance-Scamming“-Attacken gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel erhöht. Dabei gehen die LKA-Experten allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Geprellte sich zu sehr schämen, um Anzeige zu erstatten. Ein Teil der Steigerung dürfte zudem eine indirekte Corona-Folge sein, da sich während der Ausgangssperren und Schließungen viele Singles mangels Alternative stärker im Internet nach Partnern gesucht haben dürften.

Schaden um ein Viertel gestiegen

Bei den bekannt gewordenen Fällen waren 76,5 Prozent der Betrogenen Frauen, meist im Alter zwischen 44 und 65 Jahren. Die Betrüger ergaunerten mit ihren miesen Tricks im Jahr 2020 über vier Millionen Euro – fast ein Viertel mehr als im Vorjahr.

Die übliche Masche:

Meist fischen die Gauner in Kontaktnetzwerken im Internet nach einsamen älteren Alleinstehenden, die sich sichtlich nach einer Partnerschaft sehnen. Über Wochen und Monate bauen sie per Chat persönliche Beziehungen auf. Dann verkünden sie beispielsweise, sie wollten den oder die Angebeteten besuchen. Dann aber melden sie sich mit plötzlich eingetreten finanziellen Problemen – zum Beispiel fehlt angeblich das Geld für ein Visum oder für das Flugticket. Und dann mehrt sich der Geldbedarf von „Romeo“ oder „Julia“: Die Betrüger melken ihre Opfer nun nach Strich und Faden, erfinden immer neue Gründe, warum sie ganz dringend ein paar Euro brauchen. Die Transfers erfolgen dann meist per „Western Union“ nach Russland, in die Türkei, nach Ghana, Nigeria, in die USA oder Großbritannien.

Tipps vom LKA

Das LKA Sachsen hat eine Prüfliste veröffentlicht, mit der sich „Romance-Scamming“ leichter erkennen lässt:

  • Über Netzwerke oder Dating-Seiten kommen Betrüger an Mailadressen. Eine knappe Mail in englischer Sprache mit einer Einladung zum Chat dient als Lockmittel.
  • Die Betrüger kommunizieren meistens in gutem Englisch. Allerdings gibt es auch viele, die perfekt Deutsch sprechen.
  • Oft werden den Opfern Bilder ihrer Internetbekanntschaften in schlechter Qualität gezeigt, da sie illegal erlangt wurden. Ausnahme: Frauen locken ihre Opfer bevorzugt mit schönen Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind.
  • Seriös wirkende Mails wecken das Interesse, aber schon nach kurzer Zeit überhäufen die Scammer ihre Opfer mit Liebesschwüren. Sie wollen alles über ihr Opfer wissen: Hobbys, ehemalige Partner, Kinder, Freunde, auch der Glaube an Gott spielt eine Rolle.
  • Die Täter sprechen dann oft von Geschäftsreisen oder familiären Schwierigkeiten und einer Verbindung nach Westafrika wie Nigeria, Ghana oder dem Senegal, aber auch nach Russland und Südostasien. Frauen geben häufig vor, in osteuropäischen, südost-asiatischen oder südamerikanischen Ländern zu leben.
  • Die Betrüger bitten ihr Opfer aus unterschiedlichsten Gründen um Geld. Weigert es sich zu zahlen, suchen die Betrüger andere Wege der Bereicherung. Dabei scheuen die Scammer nicht, erpresserische Methoden anzuwenden, sogar mit Selbstmord wird gedroht. Beispielsweise sollen Schecks (die allerdings gefälscht sind) in Deutschland eingezahlt werden oder Briefe bzw. Päckchen sind an dritte Personen zu versenden, die Betrüger bitten um Kopien von Ausweisen und verwenden diese Daten für weitere Betrugshandlungen.
    • Wenn man tatsächlich Zweifel an seiner Internetbekanntschaft hat, sollte man sich einer befreundeten aber neutralen Person anvertrauen und sich über das Thema und die neu gewonnene „Liebe“ austauschen und um eine zusätzliche unvoreingenommen Meinung zu bekommen.
    • Außerdem kann eine Suchmaschine in vielen Fällen einen Verdacht bestätigen, wenn Sie den Namen der Internetbekanntschaft mit dem Zusatz „Scammer“ eingeben.
    • Es gibt auch die Möglichkeit, das Foto der Internetbekanntschaft mal in die Google-Bildersuche zu geben. Wenn das Bild oder die Person darauf dann mit den unterschiedlichsten Namen auf verschiedenen Seiten gefunden wird, kann man davon ausgehen, dass dieses Foto missbräuchlich verwendet wird und das Profil gefälscht sein könnte.

Autor: hw

Quelle: LKA Sachsen

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt