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Velektronik, Morpheus & Co: Wie sehr können wir unserer Elektronik vertrauen?

Die Kombination zum Tresor würde auch keiner anderen zeigen. Doch bem Online-Banking lassen sich viele Deutsche über die Schulter schauen. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Wie sicher beschützt die Elektronik, die wir alltäglich nutzen, unsere Geheimnisse? Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

 

Unternehmer und Forscher diskutieren beim „Silicon Saxony Day 2021“ über Spionage-Abwehr, Koboter, KI und die Stadt der Zukunft

Dresden, 22. Mai 2021. „Industrie 4.0“ klingt ja eigentlich gut: nach Fortschritt, mehr Produktivität, Hochtechnologie. Aber wie sehr kann der Maschinenbauer in Europa eigentlich dem GPS-Ortungsgerät aus China, der Rechnerwolke aus Übersee oder dem Funketikett-Lesegerät aus Südostasien vertrauen, die er da in seiner frisch vernetzten Werkhalle im Einsatz hat? Vertrauenswürdige Elektronik und Software sind daher zu viel diskutierten Themen geworden – und zwar weltweit. Erst kürzlich stellten die US-Militärforschungsagentur „Darpa“ und die Uni Michigan einen „Morpheus“-Prozessor vor, der seine Rechenoperationen im Millisekunden-Takt immer neu verschleiert und verschlüsselt, um seine Geheimnisse zu wahren. Über 500 Hacker bissen sich am Versuch die Zähne aus, „Morpheus“ zu knacken. Auch in Europa ist die Diskussion um digitale Souveränität und vertrauenswürdige Elektronik in vollem Gange. So wollen auf dem „Silicon Saxony Day“ am 27. Mai 2021 in Dresden Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft unter anderem zukunftsweisende Konzepte für mehr informationstechnologische Sicherheit vorstellen.

Auch sichere Software gefragt

So präsentiert Jörg Stephan vom Fraunhofer-Verbund Mikroelektronik in seinem Referat die „Velektronik“-Initiative: 15 Forschungspartner wollen unter dem Dach der „Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland“ (FMD) vertrauenswürdige Elektronik „Made in Germany“ konzipieren, die vom ersten Design-Schritt über die Fertigung bis hin zur Analyse auf lückenlosen Geheimnisschutz ausgelegt ist. Dr. Matthias Hiller vom „Fraunhofer-Institut für angewandte und integrierte Sicherheit“ (Aisec) setzt dabei auf RISC-V-Prozessoren, die sich nach seiner Ansicht besonders für das „Internet der Dinge“ eignen. Ohne vertrauenswürdige Software ist vertrauenswürdige Elektronik aber nicht zu viel nütze, argumentiert wiederum Professor Christof Fetzer von der TU Dresden – und auch er wird zum Silicon Saxony Day“ den Fachbesuchern seine Konzepte vorstellen.

Video über das Velektronik-Projekt (Quelle: FMD):

Auf dem Weg zur Stadt der Zukunft

Neben vertrauenswürdiger Elektronik debattieren die Referenten und Teilnehmer auf der virtuellen Fachtagung aber auch über eine neue Generation von Reinigungsrobotern (Prof. Uwe Assmann, TUD), den Stand der Mikroelektronik-Forschung in Deutschland (Prof. Thomas Mikolajick, Namlab), praktische Aufgaben für „Künstliche Intelligenzen“ (KI), die Zusammenhänge zwischen Robotik, Clouds und KI (Wandelbots), Fortschritte in der Leistungselektronik, digitale Zwillinge (NTT Data) und andere Trendthemen. Den Auftaktvortrag bestreitet Prof. Raúl Rojas von der Freien Universität Berlin, der Wege hin zum autonomen, vernetzten Fahren in der Stadt der Zukunft skizzieren will. Dabei sieht er vier große Trends, die im Moment im Gange sind: den Wandel hin zu elektrisch betriebenen Fahrzeugen, ihre Vernetzung untereinander und mit den städtischen Infrastrukturen, ihre Fähigkeit zum autonomen Handeln und ihre Verknüpfung mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

-> Wer Interesse an diesen und weiteren aktuellen Hochtechnologie-Themen hat, kann hier nähere Informationen über den „Silicon Saxony Day“ finden, der in diesem Jahr seuchenbedingt ganz virtuell stattfinden wird.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Silsax, Oiger-Archiv, Veletronik-Konsortium, Darpa, Uni Michigan

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt