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Wenn der BH die Heizung aufdreht

Diese elektronisch aufgerüstete "Skiin"-Frauen-Unterhose von Myant kann zum Beispiel Herzfrequenz und körperliche Aktivitäten der Trägerin auswerten. Foto: Myant

Diese elektronisch aufgerüstete „Skiin“-Frauen-Unterhose von Myant kann zum Beispiel Herzfrequenz und körperliche Aktivitäten der Trägerin auswerten. Foto: Myant

Elektronische Unterwäsche ist im Kommen, prognostiziert IDTechEx, und rechnet mit Marktwachstum für „smart underwear“

Cambridge, 18. April 2021. Elektronisch aufgerüstete „intelligente“ Unterwäsche wird in naher Zukunft unseren Alltag mitbestimmen. Das hat Marktforscher James Hayward von „IDTechEx“ in seiner Analyse „E-textiles and Smart Clothing 2020-2030: Technologies, Markets and Players“ eingeschätzt. Die Rede ist da von Rettungswesten mit integrierten Defibrillatoren, Eisprung-Warnhöschen, Heiz-BHs, automatisch reagierenden Antischweißfuß-Socken, ja selbst von singender Unterwäsche, die mit der Lieblingsmusik des Trägers dessen Stimmung morgend aufhellt.

Fabuliert wird davon schon lange

Zwar wird in der Branche schon seit vielen Jahren von intelligenten Textilien fabuliert, ohne dass diese Technologie bisher einen echten Durchbruch in den Massenmarkt gefunden hat. Doch inzwischen arbeiten laut ID TechEx mindestens 200 Unternehmen weltweit an elektronisch aufgewerteter Unterwäsche und bereiten derzeit die Markteinführung vieler neuer Produkte vor. Dies liegt auch daran, dass die Entwicklung von schneller flexibler Elektronik, leitfähigen Tinten und die zugehörigen Textiltechnologien, um Funktionselemente in Gewerbe einzubetten, zuletzt große Fortschritte gemacht haben.  Einige „intelligente“ Unterwäscheartikel sind auch schon auf dem Markt. Dabei handelt es sich aber meist „nur“ um Produkte, die den Herzschlag oder die Temperatur des Trägers ermitteln können. In Zukunft werden Höschen, Bodies, Sport- Und Patientenunterwäsche aber noch mehr Sensoren und Elektronik an Bord haben und weit mehr können als frühere Muster, sind die Analysten überzeugt.

Beispiel Myant: biometrische Unterwäsche als Seniorensturz-Warnsystem

Myant“ aus Kanada zum Beispiel stellt bereits biometrische Unterwäsche in seinen Fabriken her, vor allem für den Gesundheitssektor. Diese elektronischen Kleidungsstücke melden analysierte Daten wie Herzfrequenz, Stressniveau, Schlafqualität, körperliche Aktivitäten und die Körpertemperatur an eine App weiter, die dem Nutzer oder der Nutzerin dann Tipps gibt, wie sie ihren Lebensstil und ihr Wohlbefinden verbessern können. In der nächsten Stufe soll die App auch Sturzüberwachung – zum Beispiel für Senioren -, Warnungen für übermüdete Fahrer und Eisprung-Verfolgung bieten.

Beispiel Hexoskin: Raumfahrttechnologie für das Wohnbefinden auf Erden

Andere Unternehmen wie Hexoskin – ebenfalls aus Kanada – übertragen Erfahrungen aus der Raumfahrt auf Konsumentenprodukte. So wie spezielle Unterwäsche die Vitalfunktionen von Astronauten überwacht, können inzwischen auch die kommerzialisierten „Astroskin“-Westen Blutdruck, Aktivitätsniveau, Hauttemperatur, Blutsauerstoff, Atemfrequenz und andere Werte auswerten.

Beispiel Siren: Die Socke meldet Entzündungen an den Diabetes-Doktor

Das kalifornische Unternehmen „Siren“ wiederum hat Socken entwickelt, die beispielsweise die Fußtemperatur von Diabetikern messen und Entzündungsanzeichen an den zuständigen Arzt oder die Zuckerschwester melden können.

Dudelt bald der Schlüpfer gegen Stress an?

„In Verbindung mit einem Smart-Home-System kann Smart-Unterwäsche so programmiert werden, dass sie beruhigende Musik spielt, wenn sie Stress spürt, oder den Wasserkocher startet, wenn Ihr Feuchtigkeitsgehalt sinkt“, skizziert Analyst James Hayward die Perspektiven für die sogenannte „smart underwear“. Und er ist überzeugt: „Die Zukunft der E-Textil-Technologien könnte diese Prozesse noch weiter vorantreiben.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: IDTechEx, Myant, Hexoskin, Siren, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt