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Sachsen verliert durch Corona 17 % Wirtschaftsleistung

Bund und Länder haben wegen der Corona-Epidemie de facto für große Teile der Wirtschaft ein Not-Aus angeordnet. Die ökonomischen Folgen sind noch nicht bezifferbar, aber sie werden drastisch sein, meinen viele Ökonomen. Foto: Heiko Weckbrodt

 Foto: Heiko Weckbrodt

Ifo Dresden: Langfristige Schäden könnten in Ostdeutschland höher ausfallen als im Westen

Dresden, 17. April 2020. Die Corona-Krise wird Sachsen etwa 17 Prozent seiner Wirtschaftsleistung kosten. Das geht aus der Untersuchung „Wirtschaftliche Folgen der Coronakrise: Szenarienrechnung für die einzelnen Bundesländer“ des Ifo-Wirtschaftsforschungs-Institutes Dresden hervor. „Ausgleichende Effekte wie in der Wirtschaftskrise 2009 sind nicht zu erwarten, weil aktuell nahezu alle Sektoren von Produktionsausfällen betroffen sind“, betonte Joachim Ragnitz von der Dresdner Ifo-Dependance.

Prof. Joachim Ragnitz ist Stellvertretender Leiter der ifo-Niederlassung Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Joachim Ragnitz ist Stellvertretender Leiter der ifo-Niederlassung Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Jahreseffekte in allen Bundesländern ähnlich hoch

Insgesamt rechnen die Ökonomen damit, dass die Corona-bedingten Wirtschaftseinbußen in allen Bundesländern nahezu gleich hoch sein werden. „Die Betroffenheit fällt dabei in den Ländern mit einem hohen Industrieanteil wie Bayern oder Baden-Württemberg etwas stärker aus als in Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein“, meinen die Ifo-Forscher. „Die Unterschiede sind aber nur gering.“ Das liegt vor allem daran, dass Export wie Binnennachfrage gleichermaßen gestört sind, damit also Bundesländer mit landwirtschaftlichen Strukturen ähnlich stark betroffen sind wie Industrie- und Dienstleistungs-Hochburgen.

Die Grafik zeigt im Vergleich, wie sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den einzelnen Bundesländern während der Finanzkrise 2009 (blaue Balken) und in der Corona-Krise 2020 (rosa) verändert hat bzw. vermutlich verändern wird. Grafik: Ifo Dresden

Die Grafik zeigt im Vergleich, wie sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den einzelnen Bundesländern während der Finanzkrise 2009 (blaue Balken) und in der Corona-Krise 2020 (rosa) verändert hat bzw. vermutlich verändern wird. Grafik: Ifo Dresden

Dünne Kapitaldecke kann zum Problem werden

Kein Bundesland werde sich der pandemiebedingten Rezession entziehen“ können, schätzten die Studienautoren Robert Lehmann und Joachim Ragnitz ein. Wen die Pandemie ausklingt, ist zwar ein Aufholprozess zu erwarten. Die Volkswirte rechnen aber auch mit langfristigen Schäden – die durchaus von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich stark ausfallen können: „Wenn es Unternehmen zum Beispiel aufgrund einer ungenügenden Eigenkapitaldecke schwerer haben, temporäre Verluste abzufedern, können sie auch aus dem Markt ausscheiden und damit die wirtschaftliche Basis dauerhaft schwächen“, prognostizieren Lehmann und Ragnitz. „Hiervon könnten insbesondere die ostdeutschen Länder betroffen sein.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: Ifo Dresden

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt