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Garnelen statt Schweine in der Lausitz

Industrie Zahnrad Konjunktur. Abb.: Heiko Weckbrodt

Abb.: Heiko Weckbrodt

In einem umgebauten Stall in Nebelschütz startet in wenigen Tagen eine sächsische Meeresfrüchte-Zucht

Nebelschütz, 13. August 2019. Bisher galt das Binnenbundesland Sachsen nicht unbedingt als Top-Standort für die Meeresfrüchte-Zucht. Doch das soll sich nun ändern: Drei Ingenieure und Technologen aus Sachsen haben ein ehemaligen Schweinestall in Nebelschütz in der Lausitz zu einer Garnelenanlage umgebaut. In wenigen Tagen wollen sie dort beginnen, die ersten Jungtiere zu züchten.

Jung-Garnelen bisher aus den USA importiert

Bisher importierte Deutschland die jungen Garnelen, auch „Besatztiere“ genannt, aus den USA. Die neue Aquakulturanlage in der Lausitz soll dies ändern – und dazu beitragen, dass Jung-Garnelen nicht mehr per Flugzeug über den Atlantik gebracht werden müssen.

Kreislauf-Aquakultur konzipiert

Das Team um den Dresdner Wasserwirtschaftler Friedrich Tietze verfolgt dabei laut eigenen Angaben den „Anspruch, den ursprünglichen Lebensraum der Pazifikgarnele so naturgetreu wie möglich nachzubilden. Unter tropischen Klimabedingungen sollen Elterntiere in mehreren Wasserbecken zur Paarung gebracht und die Garnelenlarven ausgebrütet werden. Zur Wasserreinigung kommt das von Friedrich Tietze entwickelte Verfahren PILIMA (Poly-Integrated-Low-Input-Marine-Aquaculture) zum Einsatz“, teilte die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft (MBG) mit, die sich an dem Unternehmen „Suburban Seafood Nebelschütz“ finanziell beteiligt hat. Diese Filtertechnik soll viel Frischwasser zu sparen helfen.

Dei Gründer verweisen auf weitere ökologische Fortschritte durch eine Zucht vor Ort Die kürzeren Lieferwege sparen nicht nur etliche Tonnen CO2-Ausstoß, sie sind auch im Sinne des Tierschutzes zu begrüßen“, schätzte der Biotechnologe Felix Kirsten ein.

Zielgruppe sind ökologisch bewusste Feinschmecker

Nach Schätzungen des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung werden allein nach Deutschland jedes Jahr 50.000 Tonnen Krustentiere importiert, Tendenz steigend. Vor diesem Hintergrund prognostiziert MBG-Investmentmanager Patrick Krahl ein beträchtliches Marktpotenzial für das junge Unternehmen: „Die Nachfrage nach Shrimps und Garnelen aus regionaler Zucht zieht aktuell vor allem aufgrund eines wachsenden ökologischen Bewusstseins der Endverbraucher stark an. Mit der Produktion der dafür dringend benötigten Besatztiere ‚made in Saxony‘ lösen die Gründer von Suburban Seafood ein entscheidendes Problem deutscher und sogar europäischer Garnelenzüchter und tragen damit einen wichtigen Teil zur Förderung nachhaltiger Wirtschaftsstrukturen in der Lausitz bei.“

Autor: hw

Quellen: MBG, Suburban Seafood Nebelschütz

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt