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Unternehmensberater: Städte unterschätzen Digitalisierung

KIs sollen auch die Verkehrsflüsse in der "Smart City" steuern. Grafik: Bosch

KIs sollen auch die Verkehrsflüsse in der „Smart City“ steuern. Grafik: Bosch

Hamburg im „Smart City“-Vergleich auf Rang 1, Dresden auf Platz 10

Starnberg, 14. Dezember 2018. Die meisten deutschen Städte unterschätzen noch deutlich die Herausforderungen und Potenziale der digitalen Evolution. Das geht aus einer Einschätzung der Unternehmensberatung „Haselhorst Associates“ aus Starnberg hervor, die dafür 394 Kommunen verglichen hatte.

Haselhorst: Viele Verkehrs- und Energieprobleme lassen sich digital entschärfen

„Das Thema Smart City wird besonders in den kleineren Kommunen massiv unterschätzt“, betonte Haselhorst-Chef Arno Haselhorst: „Es ist dort noch nicht angekommen, dass Themen wie die Energiewende oder Verkehrsprobleme digital entschärft werden können.“

Dresden will Spitzenreiter werden

Auf den Spitzenpositionen platzierten die Unternehmensberater die Städte Hamburg, Köln und München. Dresden liegt auf Platz 10. Die sächsische Landeshauptstadt bemüht sich derzeit intensiv, zu einem deutschen Vorreiter für „Smart City“-Lösungen zu werden. Dazu gehören unter anderem digitale Energiemanagement-Pilotprojekte mit der Telekom, eigene Pilotanwendungen im Stadtteil Johannstadt, Teststrecken für autonomes Fahren und 5G-Pilotprojekte. In der digital unterstützten Steuerung von Straßenbahnen gilt Dresden bereits als Vorreiter, schrittweise werden Autoverkehr und andere Verkehrsmittel in diesen Systeme integriert. Außerdem testen VW, die Stadt Dresden und hier tätige Start-ups derzeit beispielsweise Parkplatzsensoren und andere Smart-City-Bausteine.

Glasfaser-Verkabelung, digitale Stromnetze und eGouvernment fließen in Vergleich ein

Bewertet haben sie dabei unter anderem, in welchem Maße die Haushalte in der jeweiligen Stadt mit Glasfaser-Datenleitungen verkabelt sind, ob es digital steuer- und auswertbare Strom-, Gas- und Wassernetze sowie Verkehrssteuer-Systeme gibt. Auch floss ein, inwieweit Behördengänge per Internet möglich sind, digitale Bildungsangebote verfügbar sind und dergleichen mehr.

Letztlich sind solche digitalen Infrastrukturen zweifellos nützlich, aber erfordern eben auch erhebliche Einstiegsinvestitionen, Entwicklungsressourcen und Betriebskosten. Diese Ausgaben scheuen offensichtlich viele kommunen.

Marktpotenzial auf 474 Milliarden Euro geschätzt

Allerdings: „Der Smart-City-Markt bietet ein erhebliches Potenzial für Städte zur Steigerung ihrer Standortattraktivität – und für kommunale Unternehmen zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle“, unterstrich Jürgen Germies, Partner und Berater bei Haselhorst Associates. „Stadtwerke können zum Beispiel als Treiber einer Smart-City-Entwicklung im Rahmen der „Digitalen Daseinsvorsorge“ neue Geschäftsmodelle für sich entwickeln.“ Das Marktpotenzial beziffern die Unternehmensberater auf etwa 474 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt