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Daimler schließt Ende 2015 Batteriezellen-Werk Li-Tech in Kamenz

Vor dem Aus: Li-Tec in Kamenz war die einzige deutsche Fabrik für Lithium-Akkuzellen. Fotos (modifiziert): Litec, Montage: hw

Vor dem Aus: Li-Tec in Kamenz war die einzige deutsche Fabrik für Lithium-Akkuzellen. Fotos (modifiziert): Litec, Montage: hw

Großteil der Mitarbeiter soll zu ACCUmotive wechseln

Kamenz, 17. November 2014: Der Autokonzern „Daimler“ wird die Batteriezellen-Fertigung für Elektroautos in seinem Tochterunternehmen „Li-Tec“ in Kamenz voraussichtlich im Dezember 2015 einstellen und das Werk schließen. Einen entsprechenden „Spiegel“-Bericht bestätigte Daimler-Sprecher Matthias Krust auf Oiger-Anfrage.

Preisdruck aus Asien zu hoch

Allein der Elektro-Smart aus dem hause Daimler reichte nicht, um für genug Nachfrage für Li-Tec-Batteriezellen zu sorgen. Foto: Daimler

Allein der Elektro-Smart aus dem Hause Daimler reichte nicht, um für genug Nachfrage für Li-Tec-Batteriezellen zu sorgen. Foto: Daimler

„Die Zellenproduktion war hinsichtlich Tempo, Qualität und anderer Parameter durchaus wettbewerbsfähig, aber eben nicht wirtschaftlich“, erklärte er. Denn Li-Tec steht in direkter Konkurrenz zu großen Akku-Konzernen in Korea und Japan – und die stellen nicht nur Lithium-Ionen-Zellen und -Akkus für Elektroautos, sondern auch für Handys, Tablettrechner, Laptops und andere Heimelektronik her und kommen damit auf ganz andere Produktionsmengen und damit günstigere Kosten. Die Kamenzer hingegen hatten ihre Zellen fast ausschließlich für Daimlers Elektro-„Smart“ hergestellt, entgegen den Konzernerwartungen hatten sich keine anderen deutschen Autohersteller eingeklinkt – und damit kamen zu niedrige Stückzahlen zustande. Zudem haben auch die großen Hersteller in Asien laut Krust massive Überkapazitäten aufgebaut, so dass die Zell-Preise zur Freude der Kunden, aber zum Ärger der Anbieter immer mehr sinken.

Verhandlungen mit Betriebsrat

Unter den 280 Mitarbeitern bei Li-Tec in Kamenz sind 250 Festangestellte und von denen soll der größte Teil das Angebot bekommen, in die benachbarte „Deutsche ACCUmotive“ zu wechseln. Diese Daimler-Tochtergesellschaft hat 180 Mitarbeiter und stellt Komplettbatterien für Elektro- und Hybridautos auf Basis von Zellen aus Asien wie auch von Litec her. Dort laufen die Geschäfte weit besser, daher will Daimler dieses Unternehmen ausbauen – und dafür auch ehemalige Litec-Beschäftigte übernehmen. Genaueres sollen Verhandlungen mit dem Litec-Betriebsrat regeln, die die Konzernleitung ab Februar führen will.

Auch 120 Jobs bei Kamenzer Evonik-Tochter gefährdet

Von dem voraussichtlichen Litec-Aus dürfte auch die kleinere Evonik-Tochter „Litarion“ gleich nebenan betroffen sein. Diese hatte bisher Rohstoffe für die Zellfertigung bei Li-Tec geliefert, rund 120 Jobs hängen dort an den Li-Tec-Aufträgen. „Für den Komponentenhersteller Evonik Litarion, der als Zulieferer für die Li-Tec tätig ist, sucht Evonik derzeit nach neuen Perspektiven“, teilte Evonik-Sprecherin Alexandra Boy auf Anfrage mit. „Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Auch im Interesse der Beschäftigten werden wir uns an Spekulationen darüber nicht beteiligen, sondern zu gegebener Zeit über Ergebnisse informieren.“ Litarion war ursprünglich Teil des – 2006 mit großen Hoffnungen gegründeten – Gemeinschaftsunternehmen „Li-Tec“ von Daimler und Evonik gewesen, hatte sich aber abgespalten, als Evonik bei Li-Tec ausstieg. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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