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„Gemma Bovery“: Tragisch-komische Menage à cinq in der Normandie

Entfalten als ungleiches Paar eine ganz eigene Dynamik: Gemma Bovery (Gemma Arterton) und Martin Joubert (Fabrice Luchini). Abb.: PK Ost

Entfalten als ungleiches Paar eine ganz eigene Dynamik: Gemma Bovery (Gemma Arterton) und Martin Joubert (Fabrice Luchini). Abb.: PK Ost

Ein Bäcker projiziert einen Flaubert-Roman auf eine Zugereiste

In der Normandie führt Bäcker Martin Joubert (Fabrice Luchini) ein beschauliches Leben – bis nebenan im Dorfe die Engländer Charlie und Gemma Bovery (Jason Flemyng und Gemma Arterton, „Hänsel und Gretel“) einziehen – und den leidenschaftlichen Literaturfreund Joubert um Herz und Verstand bringen: In Gemma glaubt er Madame Emma Bovery aus Gustave Flauberts Romanklassiker „Madame Bovery“ wiederzuerkennen, auch wegen der Namensähnlichkeit beider Frauen. Bald entspinnt sich in der Tragikkomödie „Gemma Bovery“, der bei den „Französischen Filmtagen 2014“ im Dresdner „Programmkino Ost“ zu sehen ist, eine eigentümliche Fünferveziehung voll unterschwelliger Erotik, Intrigen und tödlichen französischen Broten…

Werbevideo (Gaumont):

Voll französischer Eleganz inszeniert

Und diese prickelnd-beschwingte Streifen sei jedem Freund des gepflegten europäischen Kinos ganz warm ans Herz gelegt: So gekonnt wie hier Regisseurin Anne Fontaine können einfach nur die Franzosen eine ganz simple Geschichte zu einem kleinen Meisterwerk stilisieren, möchte man da immer wieder ausrufen: Wo im amerikanischen Kino alles zu Tode gefaselt wird, agieren hier britische wie französische Schauspieler voller eleganter Nuancen, wird selbst eine Teigzubereitung in der Backstube zum erotischen Erlebnis, erzählen kleine Bewegungen und Kameraeinstellungen ganze Geschichten zwischen den Zeilen der Geschichte. Die Britin Gemma Arterton und der Franzose Fabrice Luchini haben sich hier zu einem kongenialen Duo gefunden: Hier dominiert die junge Zugereiste mit ihrer sinnlichen Präsenz, da der in Würde gealterte Bäcker, der plötzlich zu neuer Vitalität erwacht, dem Luchini die ganze Bandbreite zwischen platonischer Ekstase und Verzweiflung verleiht.

Simple Geschichte, feinsinnig durchkomponiert

Im Grund ist die Story, die Anne Fontaine, basierend auf einem 15 Jahre alten Comic, hier inszeniert hat, eine harmlose, eher simple, verwoben freilich mit der ganzen Welt der Literatur, mal amüsant, mal melancholisch. Doch wie sagt Bäcker Joubert so schön im Film über Flauberts Roman „Madame Bovery“: „Es passiert eigentlich kaum etwas, aber erzählt von einem Genie“. Autor: Heiko Weckbrodt

„Gemma Bovery“, Tragikkomödie, Frankreich 2014, Regie: Anne Fontaine, mit Fabrice Luchini und Gemma Arterton, 99 Minuten, zu sehen in der „Fabrice Luchini“-Porträtreihe der „Französischen Filmtage“ im Programmkino Ost, Dresden, Schandauer Straße 73, nächste Vorführung: Mittwoch, 19.11.2014, 12.15 Uhr (deutsche Synchro-Fassung)

Zum Weiterlesen:

Französische Filmtage Dresden fallen 2015 aus

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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