Filme, News
Schreibe einen Kommentar

„Französische Filmtage Dresden“ fallen 2015 aus

Abb.: BSF/hw

Abb.: PK Ost/ BSF/hw

Rund 5000 Besucher bei diesjährigem Festival

Dresden, 18. November 2014. Zuerst die gute Nachricht: Die sächsischen Cineasten sind den „Französischen Filmtagen“ im Dresdner „Programmkino Ost“ treu geblieben. Rund 5000 Freunde des gepflegten frankophonen Films haben das Festival diesmal besucht, etwa soviel wie in den Vorjahren. Und auch diesmal saßen im Publikum nicht nur Dresdner, sondern auch viele Fans aus dem weiten Umland. Einige kamen gar extra aus Brandenburg, Berlin, Leipzig und Leverkusen angereist, wie PK-Ost-Betreiber Sven Weser einschätzte. Doch nun die schlechte Nachricht: Im kommenden Jahr fallen die „Französischen Filmtage“ aus. 2016 startet das beliebte Festival wieder – werden dann allerdings vom Herbst in den Mai verlegt.

Dresdner PK Ost entflieht herbstlicher Kulturballung

Sven Weser ist einer der beiden Betreiber des programmkinos Ost in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Sven Weser. Foto: Heiko Weckbrodt

Dabei ist sich Weser durchaus bewusst, dass er sich mit solchen Ankündigungen keine Freunde macht. „Aber wir haben gute Gründe“, sagt er. So habe sich in Dresden mit Veranstaltungen wie Jazztagen, Cynetart, Tschechischen Kulturtagen, Osteuropäischen Filmtagen und dergleichen ein jedes Jahr dichterer „Kulturherbst“ entwickelt, der auf ein ähnliches Publikum wie das französische Filmfest in Striesen zielt. Auch balle sich im ohnehin besucherstarken Herbst in zunehmendem Maße das reguläre Filmangebot. Und: Weil das PK Ost in diesem Jahr zum besten deutschen Programmkino gewählt wurde, wird es im Ende Oktober 2015 Gastgeber für die nächste Preisverleihung der Bundeskulturstaatsministerin sein. Damit wäre im kommenden Jahr fast die gesamte deutsche Arthouse-Szene kurz vor dem regulären Festival-Termin in Dresden-Striesen eingefallen- mit all dem logistischen Aufwand, der damit verbunden ist.

Festival wird ab 2016 in den Mai verlegt

„Wir hatten ohnehin schon seit einigen Jahren überlegt, die Französischen Filmtage ins Frühjahr zu verlegen, all dies hat nun zur Entscheidung geführt“, sagt Weser. „Und es hat gewiss seinen Charme, wenn man vor oder nach dem französischen Film auch noch mit einem Gläschen Wein draußen im Garten sitzen kann.“ Da aber der Abstand zum eben beendeten Festival zu kurz ausgefallen wäre, wenn das PK Ost bis zum Mai 2015 den Verleihern schon wieder eine neue Ladung Filmkost aus Frankreich, Kanada und anderen frankophonen Ländern aus dem Kreuz hätte leiern müssen, werden die „19. Französischen Filmtage Dresden“ erst vom 18. bis 25. Mai 2016 stattfinden.

Taubblinden-Drama „Sprache der Herzen“ zum Publikums-Favoriten gewählt

Mit dem diesjährigen Festival-Durchlauf kann das PK Ost aber zufrieden sein: Filme wie „3 Herzen“, „Paris Follies“, „Mommy“, „Gemma Bovery“ oder „Der andere Sohn“ gehörten zu den Publikumslieblingen und sorgten für gutgefüllte Säle. Zum Lieblingsfilm wählte das Festival-Publikum letztlich „Die Sprache des Herzens“ – einen Film von Jean-Pierre Améris um die Versuche einer Nonne, Kontakt zu einem taubblinden Mädchen aufzubauen.

Viele Beziehungsfilme: qualitätvoll, aber wenig provokativ

Zwar fehlte der Filmauswahl diesmal vielleicht etwas die provokative Note früherer Jahre, wenn man etwa an die Suburb-Thriller der jüngeren französischen Filmemacher aus Einwandererfamilien denkt oder die teils harten, manchmal gar fast pornografisch wirkenden Produktionen denkt, die das französische Kino neben all den Erfolgskomödien in der jüngeren Vergangenheit eben auch hervorgebracht hat.

Im Zentrum standen diesmal vor allem Beziehungs- und Familien-Topoi in klassisch-französischer Machart, aber die waren – wie von den Franzmännern nicht anders gewohnt – handwerklich und künstlerisch qualitätvoll umgesetzt. Auch das „Drumherum“ wie französische Kost und Wein, die im Foyer kredenzt werden, kommt laut Weser immer besser an. „Man merkt schon, dass die Leute bei den Französischen Filmtagen schon mal eine halbe Stunde eher kommen um etwas zu essen, zu trinken und zu plaudern, und nicht erst fünf Minuten vor Filmbeginn hier hereinhetzen wie bei anderen Vorstellungen.“

Premieren abgeschminkt

Eine Hoffnung hat er sich inzwischen freilich abgeschminkt: „Wir würden hier natürlich auch gern auch mal Deutschland-Premieren von Filmemachern der französischen A-Riege ausrichten, aber die wollen dann doch eher nach Berlin oder Tübingen“, sagt er. „So richtig glaub ich da nicht mehr dran.“ Autor: Heiko Weckbrodt

Zum Weiterlesen:

„Gemma Bovery“: Menage à cinq in der Normandie

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

Schreibe einen Kommentar