
Das Kombinat Spezialtechnik wartete nicht nur die MiGs der NVA, sondern auch die der anderen Ostblock-Luftstreitkfäfte und von „befreundeten“ arabischen Staaten. Foto (bearbeitet): Darkone, Wikipedia, CC2.5-Lizenz
Dresden, 1. November 2014: An geheimen Rüstungsprojekten waren in und um Dresden zahlreiche Kombinate und Betriebe beteiligt – teils mit all ihren Kapazitäten, teils in abgeschotteten Abteilungen und Teilwerken. Hier eine kleine Auswahl:

Nach dem Aus für den zivilen DDR-Düsenjetbau konzentrierte sich die Flugzeugwerft Dresden auf die Wartung von MiG-Jägern. Foto: EADS/ EFW
Kombinat Spezialtechnik Dresden
(KSD), mit insgesamt 11 700 Mitarbeitern in elf Kombinats-Betrieben, darunter:
– VEB Flugzeugwerft Dresden: Wartung von Kampf-Jets für NVA, Ostblock und arabische Länder
– Zentrum für Forschung und Technik Dresden
– VEB Mechanische Werkstätten Radeberg alias VEB MEWRA alias VEB MWR: elektronische Baugruppen, Leiterplattenbestückung, Entwicklung operativer Technik für das MfS im „Sonderbereich E“ und mechanische MPi-Teile für die Kalaschnikow
– VEB Mechanische Werkstätten Königswartha: Panzerbüchse RPG 18 und 9-mm-Munition

Zwei Ingenieure testen einen „EC 1055“-Rechner im VEB Robotron-Elektronik Dresden. Das Kombinat und dessen Stammbetrieb waren zu DDR-Zeiten auch an der „speziellen Produktion“ beteiligt. Abb.: Ulrich Häßler, Bundesarchiv, Wikipedia, CC3-Lizenz
Kombinat Robotron:
VEB Robotron Messelektronik Dresden mit einem Teil „Spezielle Produktion“, u.a. im „Werk 3“, Beispiele:
– Objekt 02: Elektronikblock Infrarot-Zielsuchkopf für Luft-Luft-Rakete,
– Objekt 2236: Peripherie für Automatisierte Truppenfeldführung
– Objekt 500: Panzerabwehrraketen-Komplex „Konkurs“: Abschussvorrichtung
VEB Robotron Elektronik Radeberg mit einem Teil „Spezielle Produktion“, u.a. im Werk „R“ (Richtfunktechnik), u.a.:
– Objekt 016/4: Bordrechner (Schnellrechner) See-See-Zielrakete 152 der UdSSR
– Objekt 10 A/4: Elektronik für Modernisierung Feuerleitanlage Panzer T 55 (Ballistikrechner für Panzerabwehrsystem „Wollna“)
– außerdem: bewegliche Rechenstation für NVA, Richtfunk-Geräte

Heute Sitz der Technischen Sammlungen, vor der Wende als Pentacon auch an ostdeutschen Rüstungsprojekten beteiligt: Die einstigen Ernemannwerke in Dresden-Striesen. Foto.: hw
Kombinat Carl Zeiss Jena
(dem ab Mitte der 1980er mehrere Dresdner Betriebe zugeordnet wurden), u.a.:
– VEB Pentacon Dresden (6071 Mitarbeiter), Schandauer Straße (heute Technische Sammlungen) mit einem Teilkomplex „Spezielle Produktion“, insbesondere im Neubauobjekt Enderstraße (333 Mitarbeiter, 160 Mio. DDR-Mark Investitionen): Optik/Rechner für Objekte 500, 520 und 521 (Panzerabwehr-Lenkrakete „Konkurs“) für NVA und CSSR, Finalproduzent für Erzeugnis 521 (Zieleinrichtung)
– ZFTM/ZMD: Speicher-Schaltkreis-Entwicklung (64 Kilobit bis 4 Megabit), u.a. auch für militärischen Einsatz
TU Dresden
– Grundlagenforschung für militärische Vorhaben
– Ausbildung von 600 Studenten für Militärproduktion
Kombinat Elektromaschinenbau Dresden, „Spezielles Forschungszentrum“: Entwicklung Spezialmotoren für Objekt 010
VEB Gerätebau Dresden: Sicherungs- und Übertragungstechnik
VEB Stahl- und Walzwerk Freital: Flachstahl für bewaffnete Organe
VEB Preßwerk Ottendorf-Okrilla – BT Radeburg: Formteile für Panzermine
VEB Betrieb für Optik Dresden, Mügelner Straße: Prismen
VEB Feinmeß Dresden, Kleiststraße: optische Positionierungssysteme, Meßsteuerungen, Lasermeßsysteme
VEB Strömungsmaschinen Pirna:

Der Strömungsmaschinenbau Pirna war ursprünglich auf Triebwerke für zivile Flieger spezialisiert. Foto: Lorenz
– „Turbuklekt“ und „KES“: stationäre und mobile (auf W50) Notstromaggregate und Anlasser auf Gasturbinen-Basis für Kampfflugzeuge und für MfS
– Brunnenbohrer für Pioniertruppen
– Objekt 09: Tachogeneratoren und Geschwindigkeitsgeber für Panzer
– Objekt 075: Antriebe für Grenzboote
– Propelleranlagen für Kampfschiffe Volksmarine
– Greifer für Minenräumboote
– G400 / Projekt 190: Minensuchgeräte
– Umsteuergetriebe N 504 (sowj. Lizenz)
Quellen: MfS-Bezirksverwaltung Dresden/ BStU, Zeitzeugen-Angaben, SED-ZK-Archiv (SAPMO, Bundesarchiv)
Autor: Heiko Weckbrodt
Zum Weiterlesen:
Special „50 Jahre Mikroelektronik in Dresden“
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