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Maschinenbauer Pactec bleibt doch in Dresden

Ein Pactec-Mitarbeiter bereitet eine Brühwürfel-Verpackungsmaschine für den Export in die USA vor. Foto: Heiko Weckbrodt

Ein Pactec-Mitarbeiter bereitet eine Brühwürfel-Verpackungsmaschine für den Export in die USA vor. Foto: Heiko Weckbrodt

Nagema-Nachfolger steckt 30 Millionen Euro in neue Fabrik

Dresden, 25. Oktober 2013: Wegen steigender internationaler Nachfrage nach seinen Verpackungsmaschinen investiert „Theegarten Pactec“ – das ehemalige „Nagema“ – bis 2017 in Dresden reichlich 30 Millionen Euro in eine neue Fabrik. In diesem Zuge sollen auch 50 neue Arbeitsplätze in dem bisher 350-köpfigen Dresdner Traditionsunternehmen entstehen. Das hat Pactec-Chef Markus Rustler angekündigt, der damit einen früheren Plan revidierte, die Fabrik in Bannewitz zu bauen. Dresdner Politiker äußerten sich erleichtert.

Wismut warnte vor Absackgefahr

Pactec-Chef Markus Rustler vor der alten Fabrik, die für den Neubau abgerissen wird. Foto: Heiko Weckbrodt

Pactec-Chef Markus Rustler vor der alten Fabrik, die für den Neubau abgerissen wird. Foto: Heiko Weckbrodt

„Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, da wir mit der Alternative in Bannewitz gut hätten leben können“, betonte Rustler. Es habe aber gute Gründe gegeben, in Dresden zu bleiben. So hatte die Wismut Pactec gewarnt, dass der Boden auf dem geplanten Fabrikgelände in Bannewitz wegen des früheren Bergbaus in der Gegend hätte einsacken können – was für Pactec, das Süßigkeiten-Verpackungsmaschinen an qualitätsverwöhnte Kunden in aller Welt liefert, zu unannehmbaren Fertigungstoleranzen geführt hätte.

Bannewitzer wollten keine Fabrik vor Gartenzaun

Außerdem soll in den nächsten zwei bis drei Jahren die Bundesstraße 170 in Bannewitz ausgebaut werden, ein Teil des Pactec-Grundstücks wäre daher lange als Baustellenlager belegt worden. Zudem hatte sich eine Protest-Bürgerinitiative aus Anwohnern gegründet, die keine Fabrik vor ihren Grundstücken haben wollten. Bannewitz’ Bürgermeister Christoph Fröse (parteilos) bedauerte den Pactec-Rückzieher und kündigte an, eine alternative Nutzung für das Grundstück zu prüfen – sei es nun als Grünfläche, für den Wohnungsbau oder durch einen neuen gewerblichen Investor, den er während des B170-Ausbaus zu finden hofft.

Visualisierung der geplanten Pactec-Fabrik (vorn: Breitscheider Str.). Visualisierung: Pactec

Visualisierung der geplanten Pactec-Fabrik (vorn: Breitscheider Str.). Visualisierung: Pactec

Umso erfreuter zeigten sich die Dresdner Kommunalpolitiker: Stadtrat Torsten Schulze von den Bündnisgrünen, der sich zuvor für den Verbleib von Pactec in Dresden stark gemacht hatte, sprach von einer „Zitterpartie mit gutem Ausgang“. Er forderte von der Stadtverwaltung, bei Ausbauplänen mittelständischer Unternehmen künftig schneller zu entscheiden.

Dresden bangte um Ruf bei Investoren

Auch Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) dankte Pactec ausdrücklich für die Entscheidung pro Dresden – und räumte ein, dass das Projekt „etwas holprig angelaufen“ sei. Denn Die Firma hatte den Wegzug vom angestammten Sitz an der Breitscheidstraße überhaupt nur erwogen, weil das Rathaus solange mit einer Baugenehmigung gezögert hatte. Als die Wegzug-Pläne offenbar wurden, hatte Hilbert persönlich die Dinge in die Hand genommen und dafür gesorgt, dass Pactec in Rekordzeit grünes Licht für den Fabrikneubau bekam. Immerhin wären der Stadt nicht nur Hunderte Arbeitsplätze und viele Steuereinnahmen flöten gegangen, wäre der Maschinenbauer abgewandert, sondern Dresden hätte für Investoren auch in einem schlechten Licht dagestanden.

Umziehen muss im Zuge des Pactec-Neubaus im Übrigen auch dessen Zulieferer „Kunststofftechnik Dresden“. Dieses Unternehmen wird im zwei Kilometer entfernten Gewerbegebiet Reick für drei Millionen Euro eine eigene Fabrik errichten.

Einst Sitz des Nagema-Kombinats, nun verfällt das Hochhaus neben der Pactec-Fabrik. Foto: Heiko Weckbrodt

Einst Sitz des Nagema-Kombinats, nun verfällt das Hochhaus neben der Pactec-Fabrik. Foto: Heiko Weckbrodt

Vorgänger Nagema gehörte zu größten Arbeitgebern in Dresden

Die Wurzeln des Unternehmen reichen in Dresden bis ins 19. Jahrhundert zurück. Als VEB Verpackungsmaschinenbau war es mit rund 3500 Mitarbeitern vor der Wende einer der größten Arbeitgeber in Dresden und Leitbetrieb des Kombinats Nagema. Nach dem Untergang der DDR konzentrierte sich die Firma auf Süßwaren-Verpackungsmaschinen. 1994 übernahm die Kölner „Rose-Theegarten“ den Betrieb. Die westdeutsche Mutter verlegte 1997 auch ihren Hauptsitz nach Dresden.

Pactec-Chef Rustler: Genascht wird immer und überall – gerade in der Krise

Mit den Maschinen aus Dresden werden Süßigkeiten in aller Welt verpackt. Foto. Heiko Weckbrodt

Mit den Maschinen aus Dresden werden Süßigkeiten in aller Welt verpackt. Foto. Heiko Weckbrodt

Die Dresdner Maschinen verpacken Bonbons, Schokolade, Brühwürfel und andere Waren weltweit – 90 Prozent der Produktion gegen in den Export in insgesamt 54 Länder, wie Rustler erklärte. In den vergangenen sieben Jahren verdoppelte das Unternehmen seien Umsatz nahezu auf zuletzt über 55 Millionen Euro. Im gleichen Zeitraum stieg die Personalstärke von 250 auf nun 330 Mitarbeiter und 20 Azubis.

Neben der Qualität der Pactec-Maschinen sieht der Chef einen ganz einfachen Grund für das starke Wachstum: „Süßigkeiten werden immer und überall genascht – selbst und gerade in Krisenzeiten.“ Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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