Johann (Mikael Persbrandt) überfährt ein kleines Mädchen. Das Gericht mag ihn für „nicht schuldig“ erklären – die Schuld wiegt ihm schwer. Und diese Schuld zerstört seine Beziehung mit seiner Lebenspartnerin, ebenso wie der Tod der Tochter die Ehe von Anna (Ibe Hjejle) zermürbt. Ein Jahr nach dem Unfall trifft Johann die Mutter seines Opfers in der Bahn, bringt die Entschuldigung, an der er schon so lange feilt, nicht über die Lippen. Statt dessen verliebt er sich in Anna und die in ihn – nicht wissend, dass sie den Todesfahrer anhimmelt, der ihr die Tochter genommen hat…
Trailer (Flimmer GmbH):
Unter deutscher oder amerikanischer Mainstream-Regie wäre daraus sicher eine schrecklich schwülstige Schleimerei daraus geworden. Ganz anders das schwedische Drama „Stockholm Ost“, das eben die rechte Balance zwischen Gefühl und äußerem Ausdruck findet.
Zu verdanken ist dies vor allem den beiden Hauptdarstellern: Mikael Persbrandt, den man hierzulande vor allem als den stürmischen Kollegen Larsson von „Kommissar Beck“ kennt, sowie die Dänin Hjejle, die unter anderem bei „Wallander“ mitspielte, zeigen glaubhaft beide Facetten zweier seltsamer Liebenden, die gleichermaßen perfekt zu harmonieren scheinen wie auch jeder auf seine Art wie traumatisierte Eigenbrötler wirken. Dazu passt eine zurückhaltend-intensive Kameraführung, die mit Details spielt und eine melancholische Grundstimmung erzeugt, dabei aber ganz der Story das Primat einräumt.
Fazit:
Kein ganz leichter Stoff, aber hervorragend in Szene gesetzt und ohne plakatives Gelaber gespielt. Feines skandinavisches Charakterkino. Schade nur, dass die nun auch in Deutschland erschienene DVD keine Bonussektion enthält – ein Interview mit den Hauptdarstellern, wie sie sich auf die schwierige Auseinandersetzung mit Trauer vorbereitet haben, wäre sicher interessant gewesen. Heiko Weckbrodt
„Stockhom Ost“ (Edel Motion), Drama, Schweden 2011, Regie: Simon Kaijser da Silva, mit Mikael Persbrandt und Iben Hjejle, 93 Minuten, FSK 12Ihre Unterstützung für Oiger.de!
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