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eZelleron-Gründer: Werden iPhone-„Kraftwerke“ ab 2017 liefern

Das ist erst der Anfang: eZelleron-Chef Sascha Kühn zeigt eines der Mini-Kraftwerke auf Brennstoffzellen-Basis, durch das man mit einer Feuerzeuggas-Kartusche ein smartphone 22 Mal aufladen kann. Entwickeln will er nun aber auch 100-Kilowatt-Brennstoffzellen für Autoantriebe. Foto: Heiko Weckbrodt

Auf diesem Archivbild zeigt eZelleron-Gründer Sascha Kühn eines der Mini-Kraftwerke auf Brennstoffzellen-Basis, durch das man mit einer Feuerzeuggas-Kartusche ein Smartphone 22 Mal aufladen kann. Foto: Heiko Weckbrodt

Sascha Kühn will nach Pleite seine Mini-Brennstoffzellen von den USA aus neu starten

Dresden, 8. August 2016. Trotz der Insolvenz seines Dresdner Unternehmens „eZelleron GmbH“ hält Gründer Sascha Kühn an seiner Ankündigung fest, bald Mini-Kraftwerke auf Brennstoffzellen-Basis zur Serienreife zu bringen und zu verkaufen. „Wir werden die Kraftwerke liefern“, versprach Kühn. Nur werde dies eben später sein als gedacht. Voraussichtlich ab Februar 2017 will er nun die ersten dieser mobilen Wiederauflad-Energiezellen für Smartphones ausliefern – und damit über ein Jahr später als ursprünglich avisiert.

Mini-Brennstoffzelle soll Smartphone immer wieder aufladen

Allerdings werde all dies nun über die US-Gesellschaft „Kraftwerk Inc.“ und deren Töchter organisiert, nicht über den ursprünglichen „Kraftwerk“-Entwickler eZelleron. Bei diesen „Kraftwerken“ handelt es sich um etwa zigarettenschachtel-große Miniatur-Brennstoffzellen für die Hosentasche, die mit Feuerzeug-Gas befüllt werden und so Strom erzeugen. Eine Kartusche soll reichen, um ein iPhone 22 Mal wiederaufzuladen. Zum Vergleich: heutige „Power Banks“ auf Batteriebasis sind ähnlich groß, etwas billiger, können aber ein iPhone meist nur etwa zwei bis viermal wieder aufladen.

Eine Kartusche Feuerzeug-Gas soll genug Energie liefern, um ein iPhone 22 mal wieder aufladen zu können. Abb.: ezelleron/ Kickstarter

Eine Kartusche Feuerzeug-Gas soll genug Energie liefern, um ein iPhone 22 mal wieder aufladen zu können. Abb.: ezelleron/ Kickstarter

„Geradezu skandalös“

Inzwischen sind allerdings Kleinfinanziers aus dem Internetschwarm sauer, die Kühn mit ihrem Geld Anfang 2015 halfen, die Kraftwerke weiterzuentwickeln und Fertigungstechnik anzuschaffen. „Ich finde es geradezu skandalös, dass die Millionen von Fördergeldern abstauben und sich dann in die USA wegmachen“, kritisierte Stefan Schober aus Lübeck, der das Unternehmen laut eigenen Angaben früher unterstützt hat. Die Kickstarter-Geldgeber seien erbost, „weil sie nach wie vor nicht das von ihnen bestellte Kraftwerk-Teil bekommen haben“.

Bisher noch kein Kraftwerk ausgeliefert

Über 1,5 Millionen Dollar kamen damals über die Internet-Plattform „Kickstarter“ zusammen. Im Gegenzug hatte Kühn den Geldgebern versprochen, ihnen ab Dezember 2015 „Kraftwerke“ zuzusenden. Tatsächlich aber hat das Unternehmen bisher kein einziges Gerät ausgeliefert, wie der eZelleron-Gründer auf ausdrückliche Nachfrage einräumte. Derzeit stellt Kühns Unternehmensverbund etwa zehn Mini-Kraftwerke pro Woche her. „Wir sind noch in den Feldtests mit den Geräten“, sagte er.

Kühn will Kraftwerk-Kerne weiter in Dresden fertigen

Zugleich schloss Sascha Kühn nicht aus, die seit April 2016 zahlungsunfähige eZelleron Dresden wieder aus dem Insolvenz-Verfahren herauslösen und wiederbeleben zu können. Denn die technologischen Herzstücke der „Kraftwerke“, die Brennstoffzellen-Stäbchen, wolle er weiter in Dresden produzieren. Und dafür möchte er am liebsten seine alte Mannschaft wieder zusammen trommeln.

Die kleinen Keramikstäbe sind mit Nanopulvern behandelt und haben dadurch eine extrem große Reaktionsoberfläche. Sie sorgen für die hohe Energiedichte der Brennstoffzellen. Foto: Heiko Weckbrodt

Die kleinen Keramikstäbe sind mit Nanopulvern behandelt und haben dadurch eine extrem große Reaktionsoberfläche. Sie sorgen für die hohe Energiedichte der Brennstoffzellen. Foto: Heiko Weckbrodt

Offene Rechnungen für 5,3 Millionen Euro

Insolvenzverwalter Thomas Beck ist indes vorsichtig mit Prognosen: „Interessenten gibt es in der Tat einige, aber alle Verhandlungen sind noch in der Schwebe“, berichtete der Anwalt über die Investorensuche für die insolvente eZelleron GmbH. Die einst 27 Mitarbeiter seien aus dem Unternehmen „ausgeschieden“. Geblieben sind dafür 5,3 Millionen Euro unbezahlte Rechnungen und andere Außenstände, die insgesamt 102 Gläubiger beim Insolvenzverwalter geltend gemacht haben. Immerhin ist es Beck laut eigenen Angaben gelungen, den Markennamen „Kraftwerk“ im Rechtsstreit mit der Musikgruppe „Kraftwerk“ auch in der zweiten Instanz zu verteidigen. Ansonsten hätte das insolvente Restunternehmen drastisch an wert verloren und wäre für potenzielle Investoren uninteressanter geworden.

Hoffnung auf frisches Kapital aus dem Silicon Valley

Derweil hatte Sascha Kühn schon vor der Pleite der eZelleron GmbH (27 Mitarbeiter) begonnen, den Unternehmens-Schwerpunkt in die USA zu verlagern. So entstand als neue Dachgesellschaft die US-Firma Kraftwerk Inc., die im kalifornischen Silicon Valley frisches Geld für das Projekt einsammeln soll – und dies laut Kühn teilweise auch schon geschafft hat. Bereits im April 2016 – also etwa zeitgleich zur Insolvenz der eZelleron GmbH – entstand die „eZelleron Tube GmbH“. Die Tochter der Kraftwerk Inc. führt mit zehn Mitarbeitern die Produktion der Brennstoffzellen-Stäbchen in Dresden weiter. Außerdem hat die Kraftwerk Inc. Niederlassungen in Hongkong, und New York eröffnet. Eine weitere Tochtergesellschaft in Dresden befindet sich laut Kühn in der Gründung. Sie soll die Vermarktung der Kraftwerke hierzulande übernehmen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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