Direktor Richter will durch eigene Netz-Formate konstruktive Diskussionskultur im Internet fördern
Dresden, 10. Februar 2016. Neue Wege des internetgestützten gesellschaftlichen Dialogs wollen die Moderatoren der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung in diesem Jahr austesten. Direktor Frank Richter sieht nämlich eine „mangelnde Diskursfähigkeit“ zumindest in Teilen der sächsischen Bürgerschaft. Dies zeige sich zum Beispiel in vielen Internetforen beziehungsweise Facebook-Diskussionen über politisch aufgeladene Themen, in denen die Beitragsschreiber heute viel aneinander vorbei reden statt miteinander zu diskutieren. „Deshalb haben wir uns ein eigenes Format für einen moderierten Online-Dialog ausgedacht, das wir demnächst starten wollen“, kündigte Frank Richter im Oiger-Gespräch in Dresden an.
Online-Diskutanten sollen sich mit Gegenthesen auseinandersetzen
Das Prinzip der geplanten neuen Diskussionsplattform im Internet: Die Moderatoren geben eine Grundthese vor, die dann in vier Unterthemen beziehungsweise Grundansichten zerlegt wird. Die können und sollen die Online-Diskutanten dann vertreten beziehungsweise zerpflücken. Dadurch werden die Teilnehmer gezwungen, sich mit den Gegenthesen auseinanderzusetzen.
Lernen, eigene Positionen auch mal in Frage zu stellen
Ein solches Grundthema könne etwa die Generationengerechtigkeit sein, sagte der Direktor. In diesem Falle könnten die Online-Teilnehmer beispielsweise für die These Partei ergreifen, dass die Alten nur die Jungen ausbeuten. Oder sie könnten sich etwa die These zu eigen machen, dass die hedonistischen Arbeitnehmer von heute jedes Bewusstsein für Solidarität verloren haben.
„Ich hoffe, dass wir so die Diskussionskultur im Netz heben und die Fähigkeit der Menschen fördern können, die eigenen Positionen auch mal in Frage zu stellen“, sagte Richter.
Diskurs statt Hass
Hintergrund für den Vorstoß dürfte einerseits die starke Nachfrage für die moderierten Dialogveranstaltungen der Landeszentrale in vielen sächsischen Gemeinden sein, die sich derzeit vor allem um den Umgang mit Asylbewerbern drehen – und in denen die verbalen Wellen oft sehr hoch schwappen. Andererseits ist das Onlinedialog-Experiment auch im Kontext der bundesweiten Debatten um sogenannte Hasskommentare und einen vermuteten Verfall der Diskussionskultur auf Facebook & Co. zu sehen.
Autor: Heiko Weckbrodt
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