Alle Artikel mit dem Schlagwort: Schweden

Der brave Nils Dickman (Stellan Skarsgård) tickt aus, als die Drogenmafia seinen Sohn tötet. Foto: Neue Visionen

Einer nach dem Anderen: Bürger des Jahres wird zur Rachedampfwalze

Köstlicher Thriller aus dem hohen Norden Der zugereiste Schwede Nils (Stellan Skarsgård) ist ein vorbildlicher Einwanderer, wie ihn die norwegischen Nachbarn lieben: Er räumt den Schnee für alle weg, wird nie laut und dafür sogar zum „Bürger des Jahres“ in der dauervereisten Kleinstadt im hohen Norden gekürt. Doch seine Ruhe schlägt um in wilden Zorn, als sein Sohn durch die Hand einer Drogendealer-Bande stirbt. Mit der Akribie eine Schneepflugs rächt er sich, tötet still und heimlich einen Gangster nach dem anderen. Deren Boss, der Graf (Pål Sverre Valheim Hagen) wird aus dem großen Sterben seiner „Angestellten“ nicht schlau – und beginnt irrtümlich einen Bandenkrieg mit der serbischen Konkurrenz um Papa (Bruno Ganz).

Ein Wasserturm in einem Stockholmer Vorstadt-Ghettor ist "Der Turm der toten Seelen", wo alles anfängt und alles endet. Foto: PW, Montage: hw

Schwedenkrimi „Der Turm der toten Seelen“: Schuld hat hier jeder

Nachwuchsautor Christoffer Carlsson fasziniert mit einem tragischen Puzzlespiel aus Stockholms Vorstadt-Ghettos In drei Ebenen erzählt Schwedens neuer Krimi-Star Christoffer Carlsson in seinem neuen Buch „Der Turm der verlorenen Seelen“, warum eine Hure in einem Stockholmer Asyl sterben musste. Dramaturgisch raffiniert legt er Schale für Schale das Motiv hinter dem scheinbar sinnlosen Mord frei – und offenbart eine aus vielen Hundert Gliedern geschmiedete Kette aus Schuld, Fehlentscheidungen und Rache.

Abb.: Eurovideo

Musikfilm-DVD „Leave the World behind“ begleitet schwedische House-Mafia

Für Fans des schwedischen DJ-Trios Axwell, Steve Angello und Sebastian Ingosso hat „Eurovideo“ eine musikalische Dokumentation ihrer Abschiedstournee auf DVD veröffentlicht. Zu sehen sind in „Swedish House Mafia – Leave the world behind“ in Gegenschnitten, die irgendwie alle ziemlich 80er-Jahre-mäßig wirken, die Auftritte der schwedischen House-Combo zwischen England und den USA und dazwischen Privataufnahmen und Kurzinterviews mit den Musikern.

Foto: Edel

„Die Brücke II“: Düstere Seuchen-Krimiserie aus Skandinavien

Ökoterror, Pest, Konzerne und alte Dämonen Ein Seefrachter kracht führelos gegen die Öresund-Brücke zwischen Dänemark und Schweden. Als die Polizei das Schiff durchsucht, steckt es voller entführter Jugendlicher – die kurz darauf an der längst ausgerottet geglaubten Lungenpest. Und bald häufen sich Biowaffen-Terroranschläge, zu denen sich in Internet-Videos eine tierköpfige Gruppe von Öko-Aktivisten bekennt. Oder legt da jemand falsche Fährten? Weil alles an der Grenzbrücke begann, übernimmt ein gemischt dänisch-schwedisches Polizeiteam die vertrackten Ermittlungen. An der Spitze die soziopathische Saga Norén (Sofia Helin) und Martin Rohde (Kim Bodnia), die wir schon aus der ersten Staffel der TV-Serie „Die Brücke“ kennen – und die von ihren ganz eigenen finsteren Dämonen aus der Vergangenheit gejagt werden.

Allan Karlsson grast auf seiner Reise um die Welt 100 Jahre Geschichte ab. Abb.: Jonasson

Jonassons „Hundertjähriger“ – ein satirischer Streifzug durchs 20. Jahrhundert

Schwedischer Simplicissimus trickst Diktatoren und Eiferer aus Allan Karlsson verliert seinen Vater an die Oktoberrevolution, wird von schwedischen „Rassen-Hygienikern“ kastriert, sprengt in Spanien für fascho-Franco Brücken, verschafft erst Truman und dann Stalin versehentlich die Atombombe, sprengt den persischen Geheimdienst-Chef in die Luft, um dann Mao und Churchill kennen zu lernen. Schließlich in einem schwedischen Altersheim gelandet, büxt er an seinem 100. Geburtstag aus und stürzt sich in ein letztes großes Abenteuer… Mit dem „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ landete der Schwede Jonas Jonasson 2009 einen derartigen Überraschungserfolg, dass der skurrile Roman inzwischen verfilmt wurde – übermorgen läuft die absurde Komödie in den deutschen Kinos an.

Foto: Carls Books

„Die Analphabetin, die rechnen konnte“ und Schweden zur Atommacht machte

Nombeko: „Du bist also nicht böse wegen dieser Geschichte mit der Atombombe?“ „Ach wo“, sagte Holger. „So was kann schon mal passieren.“ Jonas Jonassons verrückte Reise von Sowetos Scheißefabriken zum König von Schweden Nombeko wird 1961 im „Südwestlichen Township“ von Johannesburg geboren, von weißen Rassisten dazu abgestempelt, ein Leben lang als Analphabetin in den Scheißefabriken von Soweto zu schuften. Doch nicht dieses Mädchen: Sie lernt heimlich rechnen, lesen und schreiben, landet in der Schulknechtschaft eines versoffenen Chefingenieurs, macht erst unfreiwillig den Apartheidstaat Südafrika, dann das kernwaffenfreie Schweden zur Atommacht, trickst den Mossad aus und bringt den König dazu, Hühner zu köpfen. Und erzählt wird diese achterbahnartige Geschichte von der „Analphabetin, die rechnen konnte“ von Jonas Jonasson, einem der ganz großen Fabulatoren unserer Zeit.

DVD „Der Hypnotiseur“: Familienmord in Stockholm

Ein Mörder metzelt in Stockholm eine ganze Familie nieder und Kommissar Joona Linna (Tobias Zilliacus) ist ratlos: Es gibt nur einen Zeugen, den Sohn der Familie, doch der liegt im Koma und ist nicht ansprechbar. Um doch etwas aus dem Jungen herauszubekommen, bittet er den Skandalarzt Erik Bark (Mikael Persbrandt, bekannt auch aus „Kommissar Beck“) um Hilfe, denn der ist „Der Hypnotiseur“ – und gerät im gleichnamigen Krimi durch seine unkonventionellen Verhöre bald selbst ins Visier des Serienmörders.

„Stockholm Ost“: Perfekte Liebe unterm Lügenstern

Johann (Mikael Persbrandt) überfährt ein kleines Mädchen. Das Gericht mag ihn für „nicht schuldig“ erklären – die Schuld wiegt ihm schwer. Und diese Schuld zerstört seine Beziehung mit seiner Lebenspartnerin, ebenso wie der Tod der Tochter die Ehe von Anna (Ibe Hjejle) zermürbt. Ein Jahr nach dem Unfall trifft Johann die Mutter seines Opfers in der Bahn, bringt die Entschuldigung, an der er schon so lange feilt, nicht über die Lippen. Statt dessen verliebt er sich in Anna und die in ihn – nicht wissend, dass sie den Todesfahrer anhimmelt, der ihr die Tochter genommen hat…

DVD-Box „Die Brücke“ – skandinavische Krimikost vom Feinsten

„Wahrheitswächter“ mordet im Akkord Ein Unbekannter legt mitten auf der Öresundbrücke zwischen Dänemark und Schweden eine Frauenleiche ab – oder besser gesagt zwei: Die eine Hälfte des Leichnams stammt von einer dänischen, die andere von einer schwedischen Frau. Kurze Zeit darauf erhalten Medien und Polizei Bekenner-E-Mails eines „Wahrheitswächters“, der weitere Verbrechen ankündigt, um auf soziale Missstände in Skandinavien aufmerksam zu machen. Der dänische Kriminalist Martin Rhode (Kim Bodnia) und die etwas ausgetickte schwedische Kriminalistin Saga Noren (Sofia Helin) tun sich zusammen, um den Mörder zu stoppen – doch der scheint ihnen ständig einen Schritt voraus zu sein…

Schwedenkrimi „Nacht der Jäger“: Ein Dorf unter der Knute des Polizeichefs

In der schwedischen Provinz funktionieren die Dinge anders als im fernen Stockholm: Da schaut Mama schon mal weg, wenn Polizei-Chef Torsten (Peter Stormare, „Fargo“) ihren Sohn windelweich prügelt, da hält man das Maul, wenn die Polizei aus der großen Stadt nach Todesschützen fragt. Erik (Rolf Lassgård, „Wallander“) kennt das nur zu gut – er ist hier aufgewachsen und so schnell wie möglich in die Hauptstadt abgehauen, als er alt genug war. Jetzt ist er zurück, um als erfahrener Staatspolizist den Mord an der örtlichen Dorfschönline aufzuklären. Doch bald verfängt er sich in den Seilschaften seiner Jugend, in der alten Provinztyrannei…

DVD „The Sound of Noise“: Schweden im Würgegriff musischer Fundamentalisten

Nein, die schwedische Polizei hat kein Problem mit fanatischen Islamisten. Ihr Problem sind fundamentalistische Musiker, die Banken überfallen, OP-Säle stürmen, Kraftwerke besetzen – nur, um die ganze Stadt als Instrument zu gebrauchen, eine „Symphony for a City“ zu spielen, wobei Hochspannungsleitungen den Streicherpart übernehmen, Bankstempel die Schlagzeuge… Und aufklären soll diesen symphonischen Terror ausgerechnet der musikhassende Inspektor Warnebring, dem seine musischen Eltern auch noch wie zum Hohn den Vornamen Amadeus gegeben hatten. Das Ganze nennt sich „Sound of Noise“ und ist ein Musikkrimi des Schweden Ola Simonsson, der heute auf DVD erschienen ist.

DVD „Ein Mann von Welt“: Mörder zwischen Zwergen und Sexfurien

Zwölf Jahre, nachdem er einen Nebenbuhler erschossen hat, kommt Ulrik (Stellan Skarsgård, „Breaking the Waves“) endlich aus dem Knast und das Leben scheint an ihm vorbeigegangen sein. Sein früherer Gangsterboss, der schmierige Jensen, quartiert ihn in die Bruchbude seiner sexgierigen Schwester ein, besorgt von einem lappischen Zwerg eine Knarre und schickt Ulrik zu einem neuen Killer-Auftrag. Doch der hat die Faxen dicke vom Morden und nimmt lieber einen Mechanikerjob bei einem Bonmot-sprudelenden Autowerkstattchef an. Das ist von dem norwegischen Regisseur Hans Petter Moland so schräg und lustig ins Szene gesetzt wie sich‘s anhört und ist unter dem Titel „Ein Mann von Welt“ inzwischen auf DVD erschienen.

„Copyright existiert nicht“

 Hacker betont in seinem Buch das Recht auf freie Information Einer der ersten MIT-Hacker, Steve Russell, setzt sich noch einmal an eine PDP 1. Abb.: Joi Ito/Wikipedia Über diese Schützenhilfe werden sich die Hekatomben von Netzgängern wohl freuen, die sich Filme, Musik und Bücher schwarz aus dem Internet laden, statt dafür zu bezahlen: „Copyright existiert nicht“, ist der schwedische Hacker Linus Walleij überzeugt. Er begründet diese Meinung auf 323 Seiten in seinem gleichnamigen Buch, das er 1998 geschrieben hat, aber erst jetzt in Deutschland erschienen ist. Kernthesen: Die Information ist frei, dies ist ein elementares Menschenrecht, das bis zur Erfindung des Buchdrucks auch galt und im Übrigen ist jede Form von Privateigentum ohnehin Diebstahl. Diese Überzeugungen sind streitbar und Walleij ist auch mehr mit Behauptungen statt einer schlüssigen Beweisführung beschäftigt. Aber sein Buch gibt einen interessanten Einblick in die Hackerszene, in ihr Selbstverständnis und ihre Entwicklung von den 1950er bis in die 90er Jahren. Der Schwede beschreibt die Hacker als Idealisten mit einem anspruchsvollen ethischen Kanon, die „dem System“ und den kapitalistischen Großkonzernen schaden, nicht …

DVD „The Third Wave“ Von Euro-Kriminellen gejagt

Abb.: Atlas Film „The Third Wave“ ist all das, was den neueren schwedischen Krimi so interessant macht: knackig und dennoch ganz fokussiert auf die Menschen, die da agieren – deutlich entfernt vom 08/15-Hollywood-Thriller, der oft Action nur um der Action willen zelebriert und dabei eine schlüssige Erzählung vernachlässigt. Sie ist Teil einer Film-Reihe um den Polizisten Johan Falk (Jakob Eklund), den man vor gar nicht langer Zeit als Mitglied der „Spezialeinheit Göteborg“ im deutschen Fernsehen sah. Die dritte Welle konzentriert sich eine Verschwörung des organisierten Verbrechens, das den EU-Raum wellenartig infiltriert – und eine paneuropäische Polizeiarbeit nötig macht. Doch kaum stellt Falks Ex-Chef, der neuernannte Europol-Beauftragte Sellberg, sein Anti-Verbrechensprogramm vor, wird er von einem namenlosen Auftragsmörder (Sylvester Groth) abgemurkst. Gleich darauf rennt Falk Sellbergs Kronzeugin in die Arme, die über ein Komplott von internationalen Konzernen, Banken und Verbrechern aussagen will – ein rasantes Katze-und-Maus-Spiel beginnt. Erschienen ist der zweistündige Thriller nun auf einer DVD, die zusätzlich ein Making-Of enthält sowie ein Interview mit Regisseur Anders Nilsson – das sich ebenfalls wohltuend vom Blabla vieler amerikanischer …