Alle Artikel mit dem Schlagwort: Papier

Für die Remstal-Gartenschau 2019 wuchs dieser bionische Holzturm in der Gemeinde Urbach in in Baden-Württemberg. Die Holzpanele des 14 Meter hohen Turm haben sich selbst in ihre markante Form gebracht. Dabei nutzten die "Turmpflanzer" das natürliche Quellen und Schwinden von Holz bei unterschiedlichem Feuchtigkeitsgehalt. Die Technologie dafür hatten die Universität Stuttgart, die ETH Zürich und das Schweizer Holzunternehmen "Blumer-Lehmann" gemeinsam entwickelt. Foto: Blumer-Lehmann

Die Renaissance von Holz und Papier

TU-Professor Wagenführ: Um die Bioökonomie auszubauen, müssen wir uns auch auf naturnahe Werkstoffe rückbesinnen Dresden, 22. April 2021. Die weltweit neu entflammte Diskussion um eine neue Wirtschaftsweise, die umweltfreundlicher, weniger invasiv und effizienter funktioniert als die heutige, führt auch zu einer Rückbesinnung auf naturnahe Werkstoffe, die viele Industriezweige wie etwa Automobilbau oder Luftfahrt eigentlich längst abgeschrieben hatten. „Wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen, nachhaltiger wirtschaften und in die Bioökonomie einsteigen will, brauchen wir Holz und Papier“, ist Prof. André Wagenführ überzeugt, der an der Technischen Universität Dresden (TUD) den Lehrstuhl für Holztechnik und Faserwerkstofftechnik leitet. Und er sieht in einer „holzbasierten Bioökonomie“ viele Entwicklungsperspektiven: „Diese Branche ist durch ganz bemerkenswerte Innovationen getrieben“, betont er.

Kühlmatten und -boxen von Easy2cool, die dank einer papierbasierten Lösungen vom Institut für Naturstofftechnik der TU Dresden ohne Styropor auskommen. Foto: Easy2cool

Bioökonomie: Papier verdrängt Kunststoffe

Naturstofftechniker der TU Dresden sehen im Ersatz von Plaste & Co. einen Megatrend Dresden, 19. März 2021. Papier mag ein seit Jahrhunderten bekanntes Material sein – doch sein Potenzial ist längst noch nicht ausgeschöpft. Davon sind die Forscher und Forscherinnen im Institut für Naturstofftechnik der Technischen Universität Dresden (TUD) überzeugt: Statt Knabberchip-Verpackungen, Transportboxen oder Strohhalme aus Plaste zu machen, lassen sich Kunststoffteile in vielen Fällen durch Alternativen auf Papier- beziehungsweise Zellulosebasis ersetzen.

Silvia Lang präpariert in der Papiertechnischen Stiftung in Heidenau eine Probe für den Gaschromatographen, um ihre Bestandteile zu ermitteln. Foto: Heiko Weckbrodt

Papier statt Plaste

Forscher der Papiertechnischen Stiftung arbeiten in Heidenau an Joghurtbechern, Backformen, Batterien und anderen Öko-Alternativen zu Kunststoff-Verpackungen Heidenau, 26. Februar 2020. Noch in den 1960er Jahren galt Plaste als der Werkstoff der Zukunft. Schwimmende Müllinseln in den Ozeanen und die Diskussion um allgegenwärtige Mikroplaste haben dieses Bild gewandelt: Umweltpolitiker und ökologisch ambitionierte Konsumenten wollen heute, dass die Industrie möglichst allen Kunststoff durch naturnahe Materialien ersetzt. Mithelfen will da auch die „Papiertechnische Stiftung“ in Heidenau: Das gemeinnützige Privatinstitut arbeitet an Schokoverpackungen, Backformen aus Papier, ja sogar an Batterien, die auf Papiermaschinen herstellbar sind. Im Fokus dabei die bessere Wiederverwertbarkeit von Papier.

Das BMW-Werk in Leipzig baut ab Juli 2016 diese "Protonic Red Edition" des Hybrid-Sportwagens i8. Foto: BMW

Dresdner Syrer spinnt in Finnland Leichtbau-Fasern aus Holz

Forscher Al Aiti will aus Lignin-Abfallbergen Karbon-Bauteile für Autos und Windräder machen, statt dafür Erdöl zu zerfasern Dresden/Tampere, 1. August 2018. Der aus Syrien eingewanderte Nachwuchs-Werkstoffwissenschaftler Muhannad Al Aiti hat in Dresden einen Weg gefunden, letztlich leichte Autos aus Holzresten zu spinnen. Genauer gesagt: Seine Doktorarbeit beschreibt,  wie sich Kohlefasern für Karbon-Bauteile statt aus Erdöl künftig aus Lignin-Abfällen der Papierindustrie herstellen lassen. Die TU Dresden und das Leibniz-Institut für Polymerforschung (IPF) Dresden stufen dieses Forschungsergebnis ihres gemeinsamen Mitarbeiters als Durchbruch für den Karbon-Leichtbau in der Auto- und Windkraftmaschinen-Industrie ein. Die Eckpunkte seiner Promotion haben Al Aiti, sein Doktorvater Prof. Gert Heinrich und weitere Kollegen nun in der Fachzeitschrift „Progress in Materials Science“ publiziert.