Handwerker und Wohnungsvermieter warnen vor „überzogenen Energieeffizienz-Forderungen“ an Gebäude
Dresden, 22. September 2023. Vor einem „Kollaps“ der Bauwirtschaft und des Wohnungsbaus haben Wirtschaftsvertreter und Politiker heute in einer „Dresdner Erklärung“ an die Adresse der Bundesregierung gewarnt. Durch das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) und andere Umweltschutzauflagen würden „Wohnungs- und Immobilienunternehmen zu erheblichen Investitionen gezwungen werden, die sie aber nicht sozialverträglich refinanzieren können.“ Dies ziehe stark steigende Mieten und Wohnungsknappheit nach sich.
44 Prozent weniger Baugenehmigungen in Sachsen
„In Sachsen ist die Zahl der Baugenehmigungen im ersten Halbjahr um 44 Prozent zurückgegangen“, berichtete der sächsische Regionalminister Thomas Schmidt (CDU). Und selbst wenn Baugenehmigungen erteilt worden seien, würden die oft gar nicht mehr genutzt: „Große Wohnungsunternehmen haben erklärt, dass sie trotz erteilter Genehmigungen keine Bauprojekte beginnen wollen – schlicht, weil Wohnungsbau im Moment unwirtschaftlich ist. Die aktuell hohen Baukosten würden Mieten in einer Höhe nach sich ziehen, die auf dem Wohnungsmarkt nicht umsetzbar sind.“
Fünf Euro mehr Miete pro Quadratmeter avisiert
„Unsere Wohnungsgenossenschaften müssten selbst bei einem eigenen Investitionsanteil und Nutzung der in Aussicht gestellten Förderkulisse von ihren Mietern knapp fünf Euro pro Quadratmeter zusätzlich verlangen“, warnte Vorständin Mirjam Philipp vom Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften. Mit Blick auf die von der Ampel gewünschten Wärmepumpen als Hauptheizquelle sagte sie: „Der Austausch einer gesetzkonformen Heizungsanlage würde einen großen und teuren Eingriff in die Bestandsgebäude erfordern, da diese entsprechend umgerüstet werden müssten. Das ist für die meisten Mieter nicht nur eine organisatorische Zumutung, sondern auch schlicht unbezahlbar.“
Handwerker: „Seit Monaten schrillen die Alarmglocken“
Einen Zusammenbruch der Bauwirtschaft sieht insbesondere Andreas Brzezinski vom Sächsischen Handwerkstag nahen: „Seit Monaten schrillen die Alarmglocken. Vor allem der Wohnungsbau stockt. Wenn nunmehr nicht konkrete Maßnahmen kommen, die rasch Wirkung entfalten, wird das Baugewerbe an Fachkräften genauso ausbluten wie die Gastronomie-Branche.“
Die Sachsen fordern daher praxistaugliche und soziale Gesetze, außerdem mehr Geld vom Bund für die gewünschte Heizenergiewende im Gebäudesektor: „Es ist unstrittig, dass auch der Gebäudesektor seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten muss“, räumte Regionalminister Schmidt ein. „Dieser Beitrag muss aber praktikabel, technologieoffen und vor allem sozialverträglich und bezahlbar sein“, betonte er mit Blick auf den bevorstehenden Wohnungsbaugipfel beim Kanzler am Montag in Berlin. „So wie jetzt geplant, werden die Wohnungsunternehmen zu extrem teuren Investitionen gezwungen, die sie jedoch weder durch ausreichend hohe Förderung, noch durch entsprechende Mieterhöhungen ausgleichen können.“
Quelle: SMR
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