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Schlechte Stimmung in ostdeutscher Wirtschaft

Die Ökonomen haben ihre Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft weiter herunterkorrigiert. Grafik: Heiko Weckbrodt

Grafik: Heiko Weckbrodt

Ifo-Geschäftsklima fällt zum dritten Mal in Folge

Dresden/Wiesbaden/Berlin, 28. Juli 2023. Das ostdeutsche Geschäftsklima kühlt sich weiter ab. Das geht aus Umfragen von Ifo Dresden hervor. Demnach ist das Stimmungsbarometer im Juli von 93,4 auf 91,4 Punkte gefallen – und hat damit zugleich zum dritten Mal in Folge nachgegeben.

Der Ifo-Geschäftsklima-Index für Ostdeutschland. Grafik: Ifo Dresden

Der Ifo-Geschäftsklima-Index für Ostdeutschland. Grafik: Ifo Dresden

Vor allem viele Industrieunternehmen im Osten Deutschlands rechnen mit schlechten Geschäften in naher Zukunft. Hier kühlte sich das Geschäftsklima im Juli besonders deutlich ab. Mit der Geschäftslage waren die befragten Industrieunternehmen spürbar weniger zufrieden als noch im Vormonat. Der Ausblick auf die kommenden sechs Monate trübte sich weiter ein, berichten die Ifo-Forscher. Auch im Handel, Dienstleistungssektor und vor allem auch in der Baubranche hat sich das Geschäftsklima erneut abgekühlt.

Gesamtdeutsche Wirtschaft stagniert

Wirtschaftliche Schwäche spiegelt sich auch in den neuesten Zahlen aus Wiesbaden für ganz Deutschland: Laut dem statistischen Bundesamt (Destatis) stagnierte die deutsche Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2023. In den Vorquartalen war sie um 0,4 und 0,1 Prozent geschrumpft.

Robert Habeck. Foto: Susanne Eriksson für das BMWi

Robert Habeck. Foto: Susanne Eriksson für das BMWi

„Alles andere als zufriedenstellend“

„Das ist alles andere als zufriedenstellend“, kommentierte Wirtschaftsklima-Minister Robert Habeck (Grüne) in Berlin die Werte. Er machte vor allem seine Vorgänger dafür verantwortlich: „Vor allem strukturelle Probleme, wie der Fachkräftemangel oder zu langatmige Genehmigungsverfahren, die das Land seit Jahrzehnten mit sich herum schleppt, belasten uns heute“, meint Habeck. „Aber auch die bis zum letzten Jahr bestehende hohe Abhängigkeit von russischen Gas wirkt weiter nach.“

Energiepreise, Zinsen, Krieg: Abwärtstrend hat viele Eltern

Blickt man genauer hin, dürfte ein Zusammenspiel zahlreicher Faktoren schuld an der schlechten Grundstimmung in der Wirtschaft sein. Einige davon haben schon länger den Wirtschaftsstandort Deutschland unattraktiver gemacht, andere sind erst seit Trump und Corona richtig zur Geltung gekommen: Im internationalen Vergleich tritt die deutsche Wirtschaft auf der Stelle und schafft einfach keine dynamische Corona-Erholungsphase. Dabei haben Donald Trumps Wirtschaftskriege gegen China bereits vor der Pandemie die globalen Verflechtungen, von denen Deutschland früher besonders profitierte, geschädigt. Seit einiger Zeit vermindern zudem steigende Zinsen die Investitionsbereitschaft der Industrie, vor allem aber die Geschäftslage im Bauwesen, das ohnehin durch steigende Preise und Löhne sowie wachsende staatliche Regulierungsauflagen unter Druck steht. Zudem laboriert Deutschland weiter mäßig nur erfolgreich an seinen hohen Energiepreisen und seinen Energiewende-Versuchen herum.

Die indirekte Beteiligung Deutschlands am Ukraine-Krieg, die Sanktionspolitik der EU und weitere mittelbare Kriegs-Folgen für die Wirtschaft vor allem in Europa wirken ebenfalls eher hemmend. Die hohe Inflation wiederum – die nicht nur, aber auch mit dem Krieg im Osten zu tun hat – mindert anhaltend die Binnennachfrage. Und das einstige Zugpferd „Autoindustrie“ krankt an schrumpfenden Anteilen auf dem chinesischen Markt und an der Transformation hin zu Elektroautos, für die es wiederum zu wenig Nachfrage gibt. Letzteres wiederum trifft gerade auch die Zwickauer VW-Werke und andere sächsische Automobilstandorte besonders. Wachsende Bürokratie-, Abgaben- und Lohnlasten sowie ein wachsender Fachkräftemangel tun ihr Ãœbrigens.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Ifo Dresden, Oiger-Archiv, Destatis, BMWK

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt