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Viele Reisende steigen wegen Bahnstreiks dauerhaft auf Fernbusse um

Ein grüner Flixbus auf einer Landstraße. Foto: Maxthrelfallphoto für Flix SE

Ein grüner Flixbus auf einer Landstraße. Foto: Maxthrelfallphoto für Flix SE

IfW-Studie: Auch nach Streiks bleiben Kunden beim Bus – allerdings nicht auf besonders langen Strecken

Kiel, 14. Juni 2023. Da kommt bei Flixbus & Co. wohl Freude auf: Streiks bei der Deutschen Bahn führen dazu, dass mehr Reisende dauerhaft vom Zug auf den Fernbus umsteigen. Das hat eine Studie des Kieler „Instituts für Weltwirtschaft“ (IfW Kiel) ergeben.

Verlässlichkeit ist das A und O

„Wenn Kundinnen und Kunden gezwungen sind, mit anderen Verkehrsmitteln zu experimentieren, können auch kurzfristige Serviceunterbrechungen zu einem dauerhaften Abwandern führen“, schätzt IfW-Forscherin Levke Jessen-Thiesen ein. „Das belegt erneut, welche Bedeutung Verlässlichkeit von Angeboten für die Kundenbindung hat.“

Die Grafik zeigt den prozentualen Anstieg der Fernbus-Ticketkäufe während der drei Streikwellen 2014 - und langfristig. Grafik: IfW Kiel

Die Grafik zeigt den prozentualen Anstieg der Fernbus-Ticketkäufe während der drei Streikwellen 2014 – und langfristig. Grafik: IfW Kiel

Buchungsdaten ausgewertet

Für die Untersuchung hatte das IfW Kiel die Buchungsdaten von „Meinfernbus“ (inzwischen Teil von Flixbus) für die Verbindungen zwischen 33 großen deutschen Städten für vier Monate im Jahr 2014 ausgewertet und mit den Bahnfahrzeiten und Notfallfahrplänen im selben Zeitraum und auf den gleichen Verbindungen abgeglichen. Im Jahr 2014 war es zu einem besonders umfassenden Bahnstreik in Deutschland gekommen.

Mehr Umsteiger bei kürzeren Freizeitreisen

Die Studie zeigte unter anderem, dass ein Teil der Menschen, die während der Bahnstreiks eher notgedrungen auf Fernbusse umgestiegen waren, auch darüber hinaus bei diesem Verkehrsmittel geblieben sind. Dieser Effekt war besonders an Wochenenden zu beobachten. Das deute darauf hin, dass der Umstiegseffekt vor allem für Freizeitfahren eingetreten sei, meinen die IfW-Analysten. Zudem stiegen besonders viele Reisende bei nicht allzu langen Strecken auf Fernbusse um, „weil diese auf Langstrecken als weniger attraktiv wahrgenommen werden“.

Flixbus dominiert deutschen Markt

In Deutschland dominieren inzwischen die grünen Flixbusse den Fernbusmarkt. Sie verbinden zahlreiche Städte im Inland, steuern mittlerweile aber auch internationale Ziele in Europa an. Meist unterbieten sie im Preis die entsprechende Bahn-Verbindung. Ab 2013 waren die Nutzerzahlen steil angestiegen und erreichten laut dem Statistik-Portal „Statista“ und dem Bundesverband deutscher Omnibusunternehmen (Bdo) zeitweise rund 23 Millionen Fahrgäste. Durch die Corona-Krise sackten die Nutzerzahlen dann stark ab.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: IfW Köln, Wikipedia, bdo, Statista

Wissenschaftliche Publikation:

Matthias Beestermöller, Levke Jessen-Thiesen und Alexander Sandkamp: „Striking evidence: The impact of railway strikes on competition from intercity bus services in Germany“, in: „Kiel Working Papers“, 2251, Fundstelle im Netz: ifw-kiel.de/index.php?id=18320&L=0

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt