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Winterrezession milder als gedacht

Blick auf die Kühltürme des Leag-Kraftwerks Jänschwalde, Foto: Uwe Dobrig für die Leag

Blick auf die Kühltürme des Leag-Kraftwerks Jänschwalde, Foto: Uwe Dobrig für die Leag

Ifo: Wirtschaft schrumpft 2023 um 0,1 % / Deutschland importiert nun mehr energieintensive Produkte, statt sie selbst herzustellen

München, 14. Dezember 2022. Die Winterrezession 2022 fällt milder aus als zeitweise erwartet: Laut einer neuen Überschlagsrechnung und Prognose von Ifo München ist die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 1,8 Prozent gewachsen statt nur 1,6 Prozent, wie noch im Herbst vorhergesagt. Für 2023 gehen die Ökonomen davon aus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung um 0,1 statt 0,3 Prozent schrumpft. 2024 werde die Wirtschaft dann wieder um 1,6 Prozent wachsen.

Ministerium: Energiepreise belasten wirtschaftliche Entwicklung

Ähnlich schätzt das Bundeswirtschaftsministerium die Lage ein: „Die zunehmend bei den Verbrauchern ankommenden hohen Energiepreise belasten die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland“, heißt es in einer ministeriellen Meldung heute. „Außerdem sorgen hohe Unsicherheiten über die wirtschaftlichen Perspektiven und steigende Zinsen für eine Investitionszurückhaltung. Über den Winter dürfte die Wirtschaftsleistung leicht rückläufig sein.“

Inflations-Höhepunkt schon überschritten?

„In den beiden Quartalen des Winterhalbjahres 2022/23 schrumpft das Bruttoinlandsprodukt zwar, aber danach geht es wieder aufwärts“, prognostizierte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Er rechnet auch damit, dass die jüngste Inflationswelle ihren Höhepunkt bereits überschritten hat: Die Geldentwertung werde von 7,8 Prozent in diesem Jahr auf 6,4 Prozent im Jahr 2023 sinken – „als Folge der staatlichen Strom- und Gaspreisbremsen“. Ursprünglich hatten viele Wirtschaftsforscher angenommen, dass die Unternehmer die steigenden Energie- und Rohstoffpreise erst nach Monaten schrittweise an die Endverbraucher weitergeben und dann erst die Inflationsspitzen kommen. Zudem hatte erst kürzlich Ifo Dresden errechnet, dass einige Bauern, Händler und andere Unternehmer verdeckte Profitsteigerungen unter dem Mantel der Inflation durchdrücken. „Erst im Jahr 2024 dürfte der Preisdruck langsam nachgeben und die Inflationsrate auf 2,8 Prozent zurückgehen“, meinen die Volkswirte.

Jobmotor springt so rasch nicht wieder an

Dass der deutsche Jobmotor rasch wieder anspringt, ist derweil kaum zu erwarten. „Gleichzeitig wird der Beschäftigungsaufbau weitestgehend zum Erliegen kommen und erst im weiteren Prognosezeitraum wieder schleppend in Gang kommen“, heißt es in der Ifo-Mitteilung.

Energieintensive Produktion verlagert sich ins Ausland – Deutschland importiert die dort hergestellten Produkte nun

Vor allem das einstige Zugpferd der deutschen Wirtschaft, die Industrie, schwächelt, wenn auch nicht in allen Branchen und Unternehmensklassen. „Die Industrie ist schwach ins vierte Quartal gestartet und ihre Aussichten bleiben trüb“. Räumt das Wirtschafts- und Klimaministerium in Berlin ein. So habe die Produktion in der chemischen Industrie im Oktober rund 22 Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen. „Insbesondere die energieintensiven Wirtschaftszweige haben ihren Ausstoß erneut zum Teil deutlich heruntergefahren. Dies dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass bestimmte energieintensive Erzeugnisse angesichts stark gestiegener Energiepreise verstärkt importiert statt vor Ort hergestellt wurden.“

Oiger-Meinung: Für Umwelt im besten Fall ein Nullsummenspiel, für Deutschland ein Verlust an Jobs und Einnahmen 

Was heißt: Was Deutschland an Wertschöpfung durch hohe Strom- und Gastkosten verliert, wird dann eben importiert. Das läuft höchstwahrscheinlich auf ein Nullsummenspiel oder gar eine Verschlecherung für die ökologische Gesamtbilanz hinaus, auf jeden auf Job- und Einkommensverluste für die Bundesrepublik.

Autor: hw

Quellen: Ifo München, SMWK

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt