News, Wirtschaft, zAufi

Energiekrise: Deutschland driftet in den Abschwung

Die Ökonomen haben ihre Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft weiter herunterkorrigiert. Grafik: Heiko Weckbrodt

Die Ökonomen haben ihre Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft erneut herunterkorrigiert. Grafik: Heiko Weckbrodt

IfW und IWH prognostizieren schrumpfende Wirtschaft für 2023

Kiel/Halle, 8. September 2022. Deutschland schlittert wegen der hohen Energiepreise, Inflation, Krieg, Chinas Null-Covid-Politik, Lieferengpässe und andere Faktoren in eine Rezension hinein, statt sich – wie immer wieder prophezeit – endlich von Corona zu erholen. Das geht aus Prognosen das Institut für Weltwirtschaft (IfW) Kiel und das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) heute vorgestellt haben.

Demnach wird die deutsche Volkswirtschaft in diesem Jahr doch nur um 1,4 statt 2,1 Prozent wachsen, wie noch im Sommer angenommen. Und für 2023 senken die IfW-Ökonomen ihre früheren Prognosen sogar um vier Prozentpunkte: Sie gehen davon aus, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr um 0,7 Prozent schrumpft. Noch pessimistischer sind die IWH-Konjunkturforscher: Sie gehen von nur 1,1 Prozent Wachstum in diesem und einem Rückgang um 1,4 Prozent im kommenden Jahr aus.

„Im Spätsommer 2022 ist die Weltwirtschaft im Abschwung“, heißt es in der IWH-Analyse. „Europa, wo die versiegenden Gaslieferungen aus Russland nur zu einem kleinen Teil ersetzt werden können, hat mit einer Energiekrise zu kämpfen. Hier dürfte der drastische Anstieg der Importpreise im kommenden Winter insbesondere über den Verlust von Realeinkommen der privaten Haushalte eine Rezession auslösen. Auch in China schwächelt die Konjunktur, denn die dortige Null-Covid-Strategie zwingt Teile der Wirtschaft immer wieder in den Lockdown, und eine Immobilienkrise belastet Bausektor und Finanzsystem.“

Deutschland stehe damit vor einer Rezession: „Grund ist der enorme Anstieg der Preise für fossile Energieträger. Der Großhandelspreis für Erdgas ist in Europa zurzeit etwa fünfmal so hoch wie vor einem Jahr.“ Die deutsche Industrie verliere dadurch an internationaler Wettbewerbsfähigkeit. „Die Haushalte werden gezwungen sein, ihre sonstigen Konsumausgaben zu verringern, was einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion zur Folge haben wird.“

Ähnlich argumentieren die IfW-Analysten: „Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft wird durch die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine jäh unterbrochen“, heißt es aus Kiel. „Mit den hohen Importpreisen für Energie rollt eine konjunkturelle Lawine auf Deutschland zu“, warnte IfW- Konjunkturchef Stefan Kooths. „Vor allem energieintensive Produktionen und konsumnahe Wirtschaftsbereiche werden mit Wucht getroffen.“ Dies werde auch die Arbeitslosenzahlen steigen lassen. Auch der Euroraum drifte in eine Rezession, die Aussichten für die Weltwirtschaft trüben sich ebenfalls ein.

Autor: hw

Quellen: IfW Kiel, IWH

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt