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Autofabrik-Roboter lernt spritzgießen

Die TU-Ausgründung Anybrid hat Roboter im Leichtbau-Validierungszentrum Leiv in Dresden mit ihren mobilen Spritzgießmaschinen ausgestattet. Die C-förmigen roten Spritzgießer sind besonders leicht konstruiert. Foto: Heiko Weckbrodt

Die TU-Ausgründung Anybrid hat Roboter im Leichtbau-Validierungszentrum Leiv in Dresden mit ihren mobilen Spritzgießmaschinen ausgestattet. Die C-förmigen roten Spritzgießer sind besonders leicht konstruiert. Foto: Heiko Weckbrodt

Dresdner Uni-Ausgründung baut mobile Mini-Spritzgießmaschine, die sich direkt an Roboterarme andocken lässt

Dresden, 23. Juni 2022. Klassische Spritzgießanlagen mögen unermüdliche Maschinen sein, die Kunststoffbauteile aller Art in Tausender-, ja Millionenstückzahlen herstellen. Allerdings sind sie meist schwer und sperrig und lassen sich daher zum Beispiel nicht organisch in die schnell getakteten Produktionslinen der Autofabriken integrieren. Eine noch junge Ausgründung des Dresdner Leichtbauinstituts ILK schickt sich aber an, das zu ändern: Das vierköpfige „Anybrid“-Team um Dr. Michael Krahl hat eine mobile Spritzgießmaschine entwickelt, die so leicht ist, dass sie sich sogar an einen Roboterarm direkt anmontieren lässt.

Revolution für die Fertigung hybrider Bauteile erwartet

Dies werde die Fertigung von hybriden Bauteilen – die zum Beispiel Metall und Kunststoff kombinieren – revolutionieren, ist man in der Mutter-Universität, der TU Dresden, überzeugt. „Wir sehen hier ganz neue Möglichkeiten“, meint Anybrid-Ingenieur Tony Weber, der die noch junge Technologie des „Robotised Injection Moulding“ (Robotisiertes Spritzgießen, kurz: Robin) im neuen Nationalen Leichtbau-Validisierungszentrum (Leiv) in Dresden gemeinsam mit den ILK-Kollegen weiterenzwickeln will. „Ein Vorteil ist die Möglichkeit, damit kleine Applikation an großen Bauteilen zu ergänzen.“

Die Visualisierung zeigt, wie sich künftig mobile "Anybrid"-Spritzgießer in Roboterlinien der Autofabriken integrieren lassen. Visualisierung: TUD/ILK

Die Visualisierung zeigt, wie sich künftig mobile „Anybrid“-Spritzgießer in Roboterlinien der Autofabriken integrieren lassen. Visualisierung: TUD/ILK

140-Kilo-Bügel statt schwerer Standmaschine

Beim Spitzgießen schmilzt normalerweise eine schwere Plastifiziereinheit das eingefüllte Kunststoff-Granulat auf. Dann schiebt eine Schnecke die heiße Schmelze in zwei Formhälften und presst dann stählernen Werkzeug zusammen. In dieser Hohlform erstarrt dann der flüssige Kunststoff zum gewünschten Bauteil. Das Dresdner Team hat diese Anordnung zu einem besonders leicht gebauten C-förmigen Träger miniaturisiert, in dessen Mitte das gewünschte Teil erzeugt wird – zum Beispiel auf einer Blechoberfläche. In dem sie den C-Bügel mit Kohlenstofffasern statt allein mit massivem Stahl stabilisiert haben, konnten die Leichtbauingenieure das Gewicht dieser mobilen Spitzgießmaschine auf unter 140 Kilogramm drücken.

Diese besonders große Anlage im Leiv vereint zwei Spritzgießmaschinen, die unter anderem auch mit Kunststoffschaum arbeiten. Foto: Heiko Weckbrodt

Manche Spritzgießmaschinen sind tonnenschwere Kolosse wie diese Krauss-Maffei-Anlage im Leiv Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Gedacht für Autos genauso wie für Holzbauteile

Mit dieser Technologie „in der Tasche“ gründete ILK-Forscher Michael Krahl Ende 2020 die „Anybrid GmbH“. Der Firmenname zieht das englische Wort „any“ für „jede“ und das griechische Wort „hybrid“ zusammen, das hier für die Kombination verschiedener Materialien wie Metall und Kunststoff beim mobilen Spritzengießen steht. Kunden und Nutzer der Anybrid-Mobilspritzgießer sind vor allem Unternehmen aus der Automobilindustrie, Hersteller von Hochleistungsprofilen, Ausrüster von Roboterlinien und Holztechnikbetriebe.

ILK Dresden gründet regelmäßig Hightech-Firmen aus

„Anybrid“ ist nicht die erste Ausgründung des Dresdner TU-Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK). Zu den Unternehmungen der Vergangenheit gehören unter anderem die Bahntechnikfirma „CG Rail GmbH“, das Leichtbau-Zentrum Sachsen, die Batteriefirma „Scaba“ und der Kompositprofile-Hersteller „Herone„. Erst kürzlich hat das ILK das erwähnte Leichtbau-Validierungszentrum (Leiv) in Uni-Nähe in Betrieb genommen. Das Leiv soll den Leichtbau-Technologietransfer in die Wirtschaft beschleunigen und neue Konzepte des Kreislauf-Leichtbaus erproben. Ausgründungen wie Anybrid sind dort wiederum mit ihren Spezialmaschinen im Anlagenpark vertreten.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Anybrid, TUD, Oiger-Archiv

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt