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Die E-Mail wird 50

Glücklich ist, wer nicht allzuviele E-Mails am Tag bekommt. Grafik: hw

E-Mails haben die Kommunikation im Alltag stark vereinfacht – sind gelegentlich aber auch mehr Last als Segen. Grafik: hw

Im November 1971 schickte Ray Tomlinson den ersten elektronischen Brief im @-Adressformat

Berlin, 16. November 2021. Die E-Mail wird 50 Jahre alt: Im November 1971 hat der amerikanische Programmierer Ray Tomlinson die erste elektronische Post verschickt. Seitdem hat sich die E-Mail zum wohl beliebtesten und langlebigsten digitalen Nachrichtenformat entwickelt. „Heute sind täglich mehr als 300 Milliarden E-Mails weltweit im Umlauf“, informierte der deutsche Digitalwirtschaftsverband „Bitkom“ aus Berlin.

Vorläufer gab es schob in Militärnetzen

Zwar gab es auch schon vor Tomlinson die Möglichkeit, zwischen Rechnern Nachrichten auszutauschen. So tauschten bereits 1969 zwei Computer im militärischen ARPANET (Advanced Research Projects Agency Network) des US-Verteidigungsministeriums elektronische Nachrichten aus. „Aber erst zwei Jahre später entwickelte Tomlinson die E-Mail, wie wir sie heute kennen“, berichtet der Bitkom. „Mit ihr konnte man erstmals eine Nachricht einem bestimmten Empfänger auf einem bestimmten Computer zuweisen. Dazu führte Tomlinson das @-Zeichen ein. Dadurch erhielt die E-Mail ihre noch heute gültige Form: Benutzername@Domain.“

1984 erreichte 1. E-Mail Deutschland

Weitere 13 Jahre später begann auch der deutsche E-Mail-Austausch: 1984 empfing die Uni Karlsruhe die erste E-Mail in Deutschland. In der DDR gab es zwar auch punktell Textübertragungen zwischen Computern, aber zumindest bis zum Mauerfall kein reguläres eigenes E-Mail-System. Die Domain-Endung .dd, die ursprünglich für eigene Internet-Seiten und E-Mail-Adressen der DDR reserviert gewesen war, wurde bis zum Untergang des Landes nicht genutzt.

Bitkom: E-Mail hat die internationale Kommunikation demokratisiert

„Mit der E-Mail begann ein neues Zeitalter der Kommunikation“, würdigt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder die „Jubilarin“. „Die E-Mail hat die internationale Kommunikation demokratisiert. Jede und jeder konnte in Echtzeit und faktisch kostenlos weltweit Nachrichten und Informationen austauschen – insofern man über einen Computer mit Modem verfügte. Es war der erste Schritt zur globalen Vernetzung unserer heutigen digitalen Welt.“

26 berufliche E-Mails pro Tag

Obwohl inzwischen auch Messenger-Dienste und andere Austauschformate einen großen Anteil an der elektronischen Kommunikation gewonnen haben, ist die E-Mail doch in vielen Lebensbereichen die bevorzugte Nachrichtenform geblieben – vor allem für dienstliche Belange. „Im Berufsalltag ist die E-Mail nach wie vor das Kommunikationsmittel Nummer eins“, betont Rohleder. Im Schnitt bekomme jeder Erwerbstätige in Deutschland täglich 26 berufliche E-Mails.

Welt durch E-Mails zusammengerückt

Vieles hat die E-Mail in der Kommunikation zwischen Menschen vereinfacht. So ist es seither ein Leichtes, einander Bilder oder Texte zukommen zu lassen und viele „Briefpartner“ auf einmal anzuschreiben – und dies meist in Sekundenschnelle. Auch die internationale Kommunikation hat sich dadurch enorm vereinfacht. Insofern hat die E-Mail einen wichtigen Beitrag zur Globalisierung geleistet und hat Menschen und Länder rund um den Erdball zusammengerückt.

E-Mail-Verkehr spart Millionen Tonnen Briefpapier pro Jahr

Zudem entlastet das E-Mail-System die Umwelt und spart natürliche Ressourcen: Selbst wenn man annimmt, dass 99 Prozent der heute per E-Mail versandten Nachrichten nicht gar verschickt werden würden, wenn es keine elektronische Post geben würde, spart dieses Nachrichtensystem weltweit immer noch schätzungsweise 60 Millionen Tonnen Briefpapier und Umschläge pro Jahr.

E-Mails sind aber auch Tummelwiese für Spammer und Phisher

Allerdings haben die einfachen Möglichkeiten, per E-Mail Dutzende, Hunderte oder gar Millionen Adressaten auf einen Schlag zu erreichen, auch eine ganz neue unbeliebte Berufsgruppe hervorgebracht beziehungsweise gefördert: die der Spammer, Phisher und andere Nervensägen: Laut dem Statistikportal „Statista“ sind über 55 Prozent der weltweit versandten E-Mails „Spams“ – ein Begriff, der sich in Anlehnung an einen berühmten Monty-Python-Sketch extra für unerwünschte elektronische Werbe-Post eingebürgert hat.

Prinzip Massen-E-Mail: Selbst wenn nur ein Prozent der Angeschriebenen auf die betrügerischen Mails anspringt, haben die Phisher schon einen Gewinn. Foto: Steffen Sledz, Wikipedia, cc3-Lizenz, bearbeitet: hw, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:FraserRiverSalmonFishing.jpg

Prinzip Massen-E-Mail: Selbst wenn nur ein Prozent der Angeschriebenen auf die betrügerischen Mails anspringt, haben die Phisher schon einen Gewinn. Foto: Steffen Sledz, Wikipedia, cc3-Lizenz, bearbeitet: hw

Und in diesen Spam-Lawinen tummeln sich wiederum Cyberkriminelle, die zum Beispiel über eingebettete Links ihre Opfer auf betrügerische Seiten zu leiten versuchen oder Passwörter abfischen wollen (daher der Name „Phishing“). Zwar fischen wiederum Spam-Filter in neuen E-Mail-Klienten, Programmen und Firewalls viel von diesem Spams und Betrugs-E-Mails heraus. Aber: „Die E-Mail ist ein immer noch gut funktionierendes Werkzeug für Cyberattacken“, warnt Bitkom Hauptgeschäftsführer Rohleder. „Kriminelle können E-Mails mitlesen und sensible Daten abgreifen – oder auch Inhalte unbemerkt fälschen und Nachrichten mit falscher Identität erstellen.“

Tipps von den Profis:

Ein paar Tipps, wie man sich dagegen schützen kann, gibt es unter anderem

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Bitkom, BSI, Statista, Oiger-Archiv, eigene Berechnungen

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt