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Professoren unterrichten virtuell in Fernsteuer-Laboren

Die Bergakademie will gemeinsam mit Partnern deutschlandweit akademische Lehrlabore automatisieren, vernetzen und fernsteuerbar machen. Hier ein Versuchsaufbau in einem chemischen Labor. Foto: S. Jachalke für die TU Bergakademie Freiberg

Die Bergakademie will gemeinsam mit Partnern deutschlandweit akademische Lehrlabore automatisieren, vernetzen und fernsteuerbar machen. Hier ein Versuchsaufbau in einem chemischen Labor. Foto: S. Jachalke für die TU Bergakademie Freiberg

Bergakademie Freiberg knüpft mit Partnern ein Netz aus deutschlandweit vernetzten Lehrlaboren

Freiberg, 30. September 2021. Auch jenseits von Corona wollen Uni-Dozenten künftig in ihren Seminare fernsteuerbare Chemie-, Roboter- und andere Labore einsetzen. Dafür schließt der „Crosslab“-Verbund unter Führung von Informatikern der Bergakademie Freiberg nun Digitalisierungslücken in existierenden Hochschul-Laboren, vernetzt sie und rüstet sie so auf, dass sich alle Technik darinnen für Lehrveranstaltungen aus der Ferne steuerbar ist – egal, ob die akademischen Nutzer nun in Sachsen, NRW, Thüringen oder Schleswig-Holstein lernen und lehren. Das geht aus Mitteilungen der Bergakademie Freiberg und der „Stiftung Innovation in der Hochschullehre“ hervor. Letztere fördert das Projekt mit 4,8 Millionen Euro.

Digitalisierungsschub durch Verbote der Corona-Zeit

Fernsteuer-Konzepte für Labore gibt es zwar schon seit Längerem. Im Fokus standen dabei bisher vor allem Forschung und Wirtschaft. Die Dresdner Uni-Ausgründung Supratix beispielsweise experimentierte zeitweise mit Konzepten für Roboter-Labore, an die Kunden ihre Forschungsaufträge per Rechnerwolke (Cloud) übergeben sollten. Und die Amazon-Tochter AWS hat bereits einige diese Konzepte im kommerziellen Betrieb, vor allem mit virtuellen Laboren.

Ceti-Forscher haben unter andere auch diesen Barkeeper-Roboter entwickelt. Foto: Heiko Weckbrodt

Foto: Heiko Weckbrodt

Aber während der Corona-Pandemie setzten auch immer Uni-Professoren ferngesteuerte physische Labore ein, in denen sie mit ihren Studenten aus dann experimentieren konnten, wenn Präsenzveranstaltungen gerade verboten waren. Allerdings kochte dabei oft jede Hochschule, jeder Lehrstuhl sein eigenes Labor-Süppchen – obwohl die teils hochspezialisierte Technik darin auch für Studenten in anderen Städten interessant wäre.

Sachsen, Thüringen, NRW und Schleswig-Holstein machen mit

Für den nun vereinbarten Crosslab-Verbund tun sich die Bergakademie Freiberg, die Nordakademie Elmshorn sowie die Technischen Universitäten Ilmenau und Dortmund zusammen. Sie wollen einerseits ihre physischen Labore nach „Industrie 4.0“-Vorbildern automatisieren und Fernzugriffe ermöglichen, andererseits in ihr Netzwerk auch simulierte Labore aus der Rechnerwolke integrieren.

Labore sollen nach Industrie 4.0-Vorbild rasch umkonfigurierbar sein

„Bisher fehlt die Variabilität, die Laborkonfiguration auf die Lehre anzupassen, beziehungsweise diese im Sinne einer Industrie 4.0 variabel zu kombinieren“, erklärt Projektleiter Prof. Sebastian Zug von der Freiberger Uni. Dies soll sich mit den Crosslab-Verbund ändern. Professor Urs Peuker, der in Freiberg Prorektor für Strukturentwicklung ist, skizziert die Vision der Projektpartner so: „Ein Lehrender aus Ilmenau nutzt Infrastrukturen in Dortmund für eine Bachelorvorlesung, während das gleiche System in einer angepassten Konfiguration für ein Seminar der Nordakademie Verwendung findet.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: TU Bergakademie Freiberg, Stiftung Hochschullehre

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt