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Creavac Dresden schützt Feuerwehr mit einem Goldhauch

Creavac -Anlagenfahrerin Maya Häfner überprüft einen Wagen mit Beschichtungsteilen. Foto: Heiko Weckbrodt

Creavac -Anlagenfahrerin Maya Häfner überprüft einen Wagen mit Beschichtungsteilen. Foto: Heiko Weckbrodt

Beschichtungs-Unternehmen expandiert international

Dresden, 18. Januar 2021. Haben Sie sich schon mal gefragt, woher die Feuerwehrhelme in Film und Fernsehen diesen coolen Goldspiegeleffekt auf den Visieren haben? Oder wie die Farb- und Chromreflexe auf Weihnachtskugeln und Schweizer Kaffee-Vollautomaten zustande kommen? In vielen Fällen steckt dahinter Technologie aus Sachsen, genauer gesagt von Creavac Dresden, dessen Wurzeln wiederum bis zum Vakuummaschinen-Bau zu DDR-Zeiten zurückreichen. Ob nun mit Gold, Alu, Kupfer oder anderen Stoffen: Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, alles zu veredeln, was nach mehr Chic und Schutz ruft.

Von Creavac mit dünnem Gold beschichtete Feuerwehr-Visiere. Foto: Heiko Weckbrodt

Von Creavac mit dünnem Gold beschichtete Feuerwehr-Visiere. Foto: Heiko Weckbrodt

Wurzeln in der DDR-Schlüsseltechnologie-Industrie

„Angefangen haben wir 1998 mit Lohnbeschichtung“, erzählt Steffen Heicke, einer der Geschäftsführer Creavac. Viele von der ursprünglichen zehnköpfigen Mannschaft hatten früher im VEB Hochvakuum Dresden (HVD) gearbeitet, einem Schlüsselzulieferer für die ostdeutsche Mikroelektronik und andere Technologiebranchen. Neun Jahre nach der Wende wollten die Spezialisten eigene Wege gehen. Schon ein Jahr nach der Gründung in einer alten Sachsenwerkhalle an der Henningsdorfer Straße in Dresden hatte das Unternehmen soviele Aufträge, dass es in den städtischen Gewerbehof an der Löbtauer Straße umzog. „Irgendwann haben wir parallel zur Lohnfertigung damit angefangen, Maschinen zu modifizieren und dann auch eigene Beschichtungsanlagen zu bauen“, erzählt Heicke.

Abschirm-Schicht für Beatmer in Corona-Krise sehr gefragt

Bald belieferte Creavac auch internationale Kunden in den USA, Australien, Großbritannien, Taiwan und Osteuropa. Die Dresdner Maschinen dekorieren nicht nur Weihnachtsbaumkugeln oder schützen Feuerwehrmänner und -frauen vor gleißender Helle und Hitze, sondern schirmen auch Lautsprecherboxen ab, isolieren Kameras gegen Störstrahlung, werten Auto- und Flugzeugteile auf. Gerade während der Corona-Krise waren die Beschichtungstechnologien der Sachsen besonders wichtig. „Einige Teile in Beatmungsgeräten brauchen eine spezielle Abschirmung, von daher ist die Nachfrage aus dem Medizintechnik-Sektor stark gestiegen“, berichtet Peter Rudolf, der in der Geschäftsführung für das Kaufmännische zuständig ist, während sich Heicke um den Anlagenbau und Innovationen kümmert.

Creavac-Chef Steffen Heicke zeigt ein vergoldetes Ei. Foto. Heiko Weckbrodt

Creavac-Chef Steffen Heicke zeigt ein vergoldetes Ei. Foto. Heiko Weckbrodt

Enge Forschungskooperation mit Instituten

Gerade dabei baut Heicke auf die besonderen Vorzüge des Standortes im Herzen Sachsens: Um neue Beschichtungstechnologien und Maschinen zu entwickeln, kooperiert Creavac eng mit den in Dresden konzentrierten Instituten von Fraunhofer, TU, Leibniz und Helmholtz. „Teilweise sind das komplexe Clusteranlagen, die wir dann gemeinsam für Forschungseinrichtungen entwickeln“, sagt Heicke. Solche Cluster bestehen meist aus mehreren Vakuumkammern, in denen die Wissenschaftler dann Proben beispielsweise mit thermischen Verdampfern, Elektronenstrahlen, heißem Plasma und anderen Beschichtungsquellen bearbeiten und austesten.

Creavac-Projektingenieur Christian Görner entlädt einen Waferträger aus einem Elektronenstrahl-Beschichter. Foto: Heiko Weckbrodt

Creavac-Projektingenieur Christian Görner entlädt einen Waferträger aus einem Elektronenstrahl-Beschichter. Foto: Heiko Weckbrodt

Innovationsorientierter Weg zahlt sich aus

Dieser technologielastige Pfad hat sich für das Unternehmen ausgezahlt: Seit der Gründung hat sich die Belegschaft auf 113 Beschäftigte verelffacht, der Umsatz ist zuletzt auf 9,5 Millionen Euro geklettert und weiteres Wachstum ist absehbar. Deshalb haben die Creavac-Chefs im Februar 2020 eine weißrussische Tochterfirma gegründet, die einen Teil der Lohnfertigung übernimmt und die Akquise weiterer Aufträge in Osteuropa erleichtern soll.

Neue Fabrik für acht Millionen Euro gebaut

„Und schon ab 2013 wuchs bei uns die Idee, aus dem kommunalen Gewerbehof auszuziehen und eine eigene Fabrik zu bauen“, erinnert sich Heicke. Rund acht Millionen Euro investierte das Unternehmen in das neue Hauptquartier am Sporbitzer Ring nahe an der Stadtgrenze zwischen Dresden und Heidenau. Damit die Dresdner die neue Fabrik finanzieren konnten, holten sie sich mit Peter Rudolf und seiner „Servind Beteiligungsgesellschaft“ aus dem bayrischen Schliersee als Anteilseigner an Bord. „Wir fanden Creavac mit Blick auf seine Technologien und das Wettbewerbsumfeld sehr spannend“, erklärt Rudolf, warum die Bayern bei den Sachsen einstiegen. „Ich denke, dass diese Beschichtungstechnologien und -anlagen angesichts der Trends hin zu Umwelttechnik, Batterieproduktion und Abgasbehandlung gute Chancen haben.“

Weiteres Wachstum erwartet

Seit Sommer 2020 residiert Creavac nun tatsächlich im neuen Domizil im Dresdner Osten, das ein Fünftel mehr Platz als die früheren Räume im Gewerbehof und die Kapazität für bis zu 140 Beschäftigte bietet. Und wenn man ganz oben aufs Fabrikdach klettert, erahnt man einen weiteren Grund für den Umzug: Heicke zeigt auf einen breiten Grasstreifen neben der Fabrik: „Erweiterungsflächen haben wir uns gleich mit reserviert.“

Kurzüberblick Creavac:

  • Firmenname: „Creavac – Creative Vakuumbeschichtung GmbH“
  • Geschäftsfelder: Lohnbeschichtung, Anlagenbau
  • Umsatz: 9,5 Millionen Euro (2019), Prognose 2020 (noch nicht abgerechnet): + 25 %
  • Belegschaft: 113 Mitarbeiter in Dresden, fünf Mitarbeiter in Baranawitschy (Baronenwald) in Weißrussland
  • Standort: Dresden, Sporbitzer Ring
  • Gründung: Oktober 1998
  • Mehr Infos: creavac.de

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: Creavac (Vor-Ort-Termin)

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt