Uni Leipzig: Parkinson-Effekt lässt sich per EEG finden, auch neue Therapien denkbar
Leipzig, 9. Dezember 2020. Leipziger Neurologen sind einer Schnelldiagnose der Parkinson-Schüttellähmung auf der Spur – und womöglich einer neuen lindernden Therapie, die ohne eine Schädeloperation auskommt. Das geht aus einer Mitteilung der Uni Leipzig hervor.
Koppeleffekte zwischen Hirnkern und Hirnrinde zuerst bei Schädel-OPs entdeckt
Für eine Studie hatten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Uni und des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI-CBS) Leipzig nach einer Methode gesucht, um Fehlfunktionen in der elektrischen Nervenaktivität von Parkinson-Patienten zu entdecken, ohne die Schädeldecke zu öffnen. Bereits bekannt ist nämlich, warum sich Parkinson-Kranke immer langsamer bewegen, bis sie schließlich erstarren: Verantwortlich dafür sind anscheinend krankhaft gekoppelte elektrische Schwingungen in der Tiefe des Gehirns und an der Hirnrinde – ähnlich der kreischenden Rückkopplung, die man manchmal an Musikanlagen und Mikros hört. Das wissen Forscher aus Aufzeichnungen während einer Operation aus dem Gehirn von Parkinsonkranken, wenn ihnen ein Hirnschrittmacher eingesetzt wurde.
Krankhafte Überlagerungen auch mit Kopfhaut-Elektroden messbar
Doktorandin Ruxue Gong konnte nun diese Koppeleffekte nun auch durch ein Elektroenzephalogramm (EEG) nachweisen, bei dem lediglich Elektroden an die Kopfhaut befestigt werden. Das Team unter der Leitung der Professoren Joseph Claßen und Thomas Knösche entdeckte nach nur fünfminütigen EEG-Messungen diese Koppelmuster in den Hirnregionen, die die Bewegung der Patienten steuert.
Stimulation und Korrektur von außen vorstellbar
Und dadurch eröffnen sich nicht nur bessere Diagnose-Möglichkeiten: „Wir hoffen, dass die gekoppelten elektrischen Schwingungen bei Parkinsonpatienten in der Zukunft mit elektrischer oder magnetischer Stimulation von außen korrigiert werden können, ohne dass eine Operation notwendig ist“, erklärte Direktor Joseph Claßen von der Direktor der Neurologie-Klinik der Uni Leipzig. „Mit unseren mathematischen Modellrechnungen möchten wir erkennen, welche Merkmale solche neuartigen Therapien haben müssen, um erfolgreich zu sein“, ergänzte Prof. Thomas Knösche vom MPI-CBS.
Kopplung stört auch nicht-motorische Hirnareale
Im Übrigen entdeckten die Forscherinnen und Forscher krankhaft gekoppelte Schwingungen auch in einem einzelnen Bereich der Stirnhirnrinde, der kaum an der motorischen Kontrolle beteiligt ist. „Vielleicht haben die bei manchen Parkinsonpatienten bestehenden kognitiven Störungen eine gemeinsame Ursache mit den motorischen Störungen“, mutmaßte Claßen. Die Forscherinnen und Forscher wollen dies als nächstes näher untersuchen.
Parkinson bleibt dennoch vorerst unheilbar
Parkinson geht letztlich auf absterbende Nervenzellen zurück und ist bisher nicht heilbar. Allerdings ist es prinzipiell möglich, die Symptome für die Betroffenen zu lindern. Parkinson äußert sich anfangs beispielsweise in Muskelschmerzen, dann in verminderter Bewegungsfähigkeit, Zittern und bis hin zur Erstarrung. Etwa zwei Prozent der Männer und rund ein Prozent der Frauen erkranken an Parkinson – meist wird das aber erst sichtbar ab einem Alter jenseits der 60 Jahre.
Autor: hw
Quelle: Uni Leipzig, Parkinson-Gesellschaft
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