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Der verflogene Tabakrausch von Dresden

Die Yenidze in Dresden im Jahr 1996. Foto: Franz Zadnicek, via Stadtmuseum Dresden

Die Yenidze in Dresden im Jahr 1996. Foto: Franz Zadnicek, via Stadtmuseum Dresden

Stadtmuseum plant Sonderschau über die einstige Zigarettenmetropole

Dresden, 29. Januar 2020. Einst war die sächsische Residenzstadt eine der wichtigsten Tabakmetropolen des Reiches: „Hier entstanden die erste deutsche Zigarettenfabrik und mit der ,Yenidze’ der berühmteste Reklamebau Europas“, erinnern die Kuratoren des Stadtmuseums Dresden an jene Zeit. „Dresden war Sitz von Industriellenverbänden und des Instituts für Tabakforschung, Verlagsort für Fachblätter und Zentrum des Orienttabakhandels in Mitteleuropa. Innovationen waren die Strangmaschine, der Zigarettenfilter und die Werbekunst der Moderne.“ Eben dieser längst verflossenen Epoche widmet das Stadtmuseum Dresden in diesem Jahr eine Sonderausstellung: „TABAKRAU(S)CH an der Elbe. Geschichten zwischen Orient und Okzident“ öffnet am 12. September 2020 im Landhaus an der Wilsdruffer Straße.

Zeitweise über 140 Zigarettenfabriken in Dresden

Schon in der Kaiserzeit hatten sich Dutzende Zigarettenwerke in Dresden angesiedelt. 1925 waren es 141 solcher Fabriken. Die Tabakbranche war zwischen den Weltkriegen neben der Lebens- und Genussmittelindustrie einer der größten Arbeitgeber der Stadt. Aber seit der Weltwirtschaftskrise setzte ein Konzentrationsprozess ein, der sich durch staatliche Eingriffe nach dem Krieg noch beschleunigte. In der Honecker-Ära waren allen verbliebenen Produktionsorte im Kombinat Tabak mit dem Stammbetrieb VEB Vereinigte Zigarettenfabriken Dresden (VEZIFA) konzentriert.

Wohnungen statt Tabakproduktion

Nach der Wende entstand daraus die f6-Cigarettenfabrik, die der US-Tabakkonzern Philip Morris (PM) übernahm. Wegen steigender Zigarettensteuern und sinkenden Raucherzahlen in Deutschland reduzierte PM schrittweise die Anzahl der in Dresden gefertigten Marken und die gesamte Zigarettenproduktion im Werk an der Glashütter Straße in Dresden-Striesen. Inzwischen stellt das Unternehmen dort vor allem Stopftabak im neueren Teil der Fabrik her. Große Teile der historischen Fabrikgebäude hat PM abgegeben, dort entstehen nun Wohnungen.

Yenidze ist Bürokomplex geworden

Auch die Yenidze wird schon seit Jahrzehnten nicht mehr als Zigarettenfabrik oder Tabakkontor genutzt. Der im Stil orientalischer Paläste in den Jahren 1908 bis 1909 errichtete dient inzwischen als Bürokomplex. Jahrelang gab es auch Märchenlesungen und Bautänze unter der Yenidze-Kuppel. Weil die große Kuppel aber im Winter schwer zu beheizen und im Sommer kaum zu kühlen ist, wollen die Märchenleute im März 2020 dort ausziehen.

Dresden war auch Hochburg der Tabakgegner

Insofern wollen die Kuratoren im Stadtmuseum nicht nur den Aufstieg der Tabakhochburg Dresden thematisieren, sondern auch die gegenläufigen Entwicklungen: „Eine vergleichbare Bedeutung hatte Dresden bei der Zurückdrängung des Tabakkonsums“, schätzen die Ausstellungs-Organisatoren ein. „Der Gründung des Bundes deutscher Tabakgegner folgten die Erkenntnisse des Mediziners Fritz Lickint, worauf wiederum die Gesundheitskampagnen des Deutschen Hygiene-Museums fußten.“

Autor: hw

Quellen. Städtische Museen Dresden, Stadtwiki Dresden, striesen-oiger.de

 

Weitere Ausstellungen der Städtischen Museen Dresden im Jahr 2020 (Auswahl):

Stadtmuseum Dresden

Wilsdruffer Straße 2, 01067 Dresden Internet: www.stadtmuseum-dresden.de, www.museen-dresden.de Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr, Fr 10 – 19 Uhr

14.3. bis 5.7.2020

Dresdner Philharmonie International

Porträtfotos musikalischer Gäste von Frank Höhler

Dieses Jahr feiert die Dresdner Philharmonie ihr 150-jähriges Bestehen. Ihre Heimat ist Dresden, aber Tourneen im In- und Ausland gehören schon immer zum Profil des Orchesters. Außerdem treten inter-nationale Stars in den Konzerten der Dresdner Philharmonie auf. Diese hat Frank Höhler zwischen 1988 und 2010 in Porträtfotos festgehalten, die in der Ausstellung präsentiert werden. Das Besondere an den Aufnahmen ist, dass diese bei den Proben entstanden sind, denn nur da ergab sich für den Fotografen die Möglichkeit der Annäherung. So entstanden sehr persönliche individuelle Momentauf-nahmen. Eine Ausstellung in Kooperation mit der Deutschen Fotothek/SLUB Dresden und der Dresd-ner Philharmonie

Eröffnung: Fr 13.3.2020, 19 Uhr

Pressetermin: Do 12.3.2020, 11 Uhr

 

28.11.2020 bis 28.2.2021 Von Weihrauch bis Räucherkerze. Räuchern in Bräuchen und Ritualen Der Duft von Räucherkerzen, den qualmende Räuchermänner ausströmen, gilt heute als typisch für die Adventszeit. Das Aufstellen der rauchenden Kegel aus Kohle und Weihrauchharz gehört wohl seit 200 Jahren zu den Weihnachtsbräuchen unserer Region. Doch wie fand das orientalische Harz des Weihrauchbaums Eingang in die hiesigen Bräuche? Die Ausstellung verfolgt den Weg des Weih-rauchs vom Räucheropfer in der Antike über die Verwendung in der christlichen Kirche seit dem 4. Jahrhundert bis zum gegenwärtigen Gebrauch in der Adventszeit. Eröffnung: Fr 27.11.2020, 19 Uhr Pressetermin: Do 26.11.2020, 11 Uhr

 

Stadtmuseum Dresden / Emporengalerie 2. OG

27.6. bis 30.8.2020

Vom Verschwinden der Fabrik. Spurensuche in der früheren Tabakmetropole Dresden

Eröffnung: Fr 26.6.2020, 18 Uhr

 

Städtische Galerie Dresden

Wilsdruffer Straße 2, 01067 Dresden Internet: www.galerie-dresden.de, www.museen-dresden.de Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr, Fr 10 – 19 Uhr

8.2. bis 10.5.2020

Frank Lippold. Die heimliche Perspektive

Seit 1994 setzte sich Frank Lippold auf ganz besondere Weise mit der Technik des Holzschnitts aus-einander. Ausgehend vom klassischen Druckverfahren entdeckte er die ästhetische Eigenwertigkeit der beschnitzten Druckplatten und begann, auf diesen mit Holzschnittwerkzeugen zu „zeichnen“. Aus-gehend von Architekturmotiven und Bildern der Landschaft entwickelte er Fragmentierungen sowie multiperspektivische und anamorphotische Abstraktionen und bezog mit farbigen Grundierungen sei-ner Bildträger die Malerei mit ein. Unsere Ausstellung zeigt den schrittweise aufeinander aufbauenden Weg des Künstlers seit den 1990er Jahren zu seiner neuesten Werkgruppe mit gegenstandsfreien Motiven.

Eröffnung: Fr 7.2.2020, 19 Uhr Pressetermin: Fr 7.2.2020, 11.30 Uhr

 

6.6. bis 6.9.2020

30 Jahre Künstlerbund Dresden

Das 30-jährige Bestehen des Künstlerbundes Dresden e. V. würdigt die Städtische Galerie Dresden mit einer großen Ausstellung. Mit über 500 Mitgliedern ist er der größte Zusammenschluss bildender Künstlerinnen und Künstler in Ostdeutschland. Die Mitglieder des Künstlerbundes sind aufgerufen, sich bis zum 15. Februar 2020 um eine Teilnahme an der Jubiläumsschau zu bewerben. Adressat ist der Künstlerbund.

Alle künstlerischen Richtungen und Gattungen sind willkommen. Die Werke werden dabei assoziativ fünf Farbbereichen zugeordnet: Weiß, Gold, Pink, Grün und Schwarz – auf diese Weise ist die Vielfäl-tigkeit der Medien genauso gewährleistet wie thematische Offenheit. Über die Auswahl der Arbeiten entscheidet eine Fachjury Ende Februar 2020.

Eröffnung: Fr 5.6.2020, 19 Uhr Pressetermin: Fr 5.6.2020, 11 Uhr

 

27.3. bis 28.6.2020 Ljuben Stoev – Und die im Dunkeln sieht man nicht

Im Dezember 2016 verstarb in Sofia der Künstler Ljuben Stoev. Er hatte 1963 mit dem Diplom bei Lea Grundig sein Studium an der Dresdner Kunsthochschule abgeschlossen und war seitdem in seiner Heimat Bulgarien künstlerisch tätig. Sein malerisches und zeichnerisches Werk und ebenso seine Ob-jektinstallationen sind geprägt von sozialkritischen Themen. Insbesondere seine Tuschezeichnungen lassen den Einfluss seiner Dresdner Ausbildung bis in sein Spätwerk erkennbar bleiben. Seit den 1990er Jahren verknüpfte er seine den sozialen Außenseitern, denen „im Dunkeln“, gewidmeten figür-lichen Zeichnungen mit Objekten zu dreidimensionalen Installationen.

Eröffnung: Do 26.3.2020, 19 Uhr

 

Technische Sammlungen Dresden

Junghansstraße 1 – 3, 01277 Dresden Internet www.tsd.de, www.museen-dresden.de Öffnungszeiten: Di – Fr 9 – 17 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr

21.2. bis 13.4.2020

PORTRAITS – Hellerau Photography Award

Zum ersten Mal in seiner fünfjährigen Geschichte wird der PORTRAITS – Hellerau Photography Award in den Technischen Sammlungen zu Gast sein. Über die Stadt verteilt waren die Werke von Porträtfo-tografen aus mehr als 30 Ländern in den letzten Jahren in 25 Gruppen- und Einzelausstellungen be-reits zu sehen: im Festspielhaus Hellerau, im Pumpenhaus an der Marienbrücke, aber auch in kleine-ren Ausstellungsräumen und Galerien wie der bautzner69 oder dem Kulturrathaus. Nun kommt die Große PORTRAITS-Jahresausstellung mit den Finalisten des aktuellen Wettbewerbs nach Striesen. Die Technischen Sammlungen stellen die unterschiedlichen Ausdeutungen des Jahresthemas (Dig-nity/Würde) von zwei Dutzend internationaler Fotografinnen und Fotografen aus.

In Kooperation mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, der Kunstagentur Dresden und dem Portraits Hellerau e. V. Unterstützt wird die Ausstellung von Tiefenbacher Rechtsanwälte, OBER-ÜBER KARGER Kommunikationsagentur GmbH, den Fotopapierherstellern Tecco und Hahnemühle sowie PIGMENTPOL.

 

25.4. bis 5.7.2020

Critical Care. Architektur und Urbanismus für einen Planeten in der Krise

Sonderausstellung des Architekturzentrums Wien Die Ausstellung veranschaulicht die Projekte mit großformatigen Bilderzählungen, Modellen und Ob-jekten. Filme und kurze Videos vermitteln Hintergründe zu den Entstehungsprozessen und lassen die vielfältigen Akteurinnen und Akteure zu Wort kommen. Verbindende Analyseraster ermöglichen die 7

 

DIAF-Sonderausstellungen

25.4. bis Herbst 2020

Aus Der Rolle Gefallen: Frauen im DEFA-Studio für Trickfilme

Die frisch aus der Taufe gehobene DDR hatte es sich auf die Fahne geschrieben, das bessere Deutschland sein zu wollen. Dazu gehörte auch, ein neues, modernes Frauenbild zu befördern, das sich vom westdeutschen Modell grundlegend unterschied. Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau war politischer Wille und sollte selbstverständlich gelebt werden – auch im Dresdner DEFA-Stu-dio für Trickfilme. Doch welche Rolle spielten Frauen in der „Trickfabrik“? Welche Aufstiegsmöglichkei-ten hatten sie tatsächlich und welche Positionen blieben ihnen verwehrt? Diesen und vielen weiteren Fragen, etwa nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder nach den persönlichen Motiven, sich für eine Arbeit in einem Filmstudio zu entscheiden, geht die Ausstellung anhand von Zeitzeugenge-sprächen, statistischen Erhebungen und dem umfangreichen Archivmaterial des Deutschen Instituts für Animationsfilm nach.

Vergleichbarkeit und zeigen Zusammenhänge zwischen den Fallbeispielen aus mehreren Kontinen-ten.

Eröffnung: Fr 24.4.2020, 18 Uhr

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt