Aktion „Atlantis“: Gangster ergaunerten Waren für mehr als 18 Millionen Euro
Dresden, 20. Juli 2018. Sachsens Polizei hat eine internationale Cybergangster-Bande hochgehen. Die Betrüger haben laut den Ermittlungen mit ergaunerten Kreditkartendaten im Online-Handel Waren im Wert von über 18 Millionen Euro ergattert und ihre Spuren dann durch ein Netz sogenannter „Warenagenten“ verschleiert. Das haben das Landeskriminalamt (LKA) und die Staatsanwaltschaft Dresden, die den europaweiten Schlag gegen die Bande geleitet haben, heute mitgeteilt.
Der Boss zog von Zypern aus die Fäden
Demnach haben Polizisten im Auftrag der Sachsen während einer Aktion unter dem Codenamen „Atlantis“ vom 12. bis 15. Juni 2018 insgesamt 31 Wohnungen und Geschäftsräume in Deutschland, Litauen, Estland, der Schweiz, Zypern, Großbritannien und Nordirland, der Ukraine, Finnland und Lettland durchsucht. Sie verhafteten vier Verdächtige in der Nähe von Würzburg, in der Schweiz und in Litauen. „Der mutmaßliche Organisator des Netzwerks wurde in Zypern verhaftet“, teilte das LKA mit. „Durch die Staatsanwaltschaft Dresden wurde bereits ein förmliches Auslieferungsersuchen gestellt.“ Die Polizisten haben bisher insgesamt 15 Verdächtige ermittelt.
Was sind „Warenagenten“?
Bei der „Warenagenten“-Masche offerieren die Drahtzieher – meist mehr oder minder ahnungslosen – beispielsweise Arbeitslosen, Rentnern oder Studenten simple Jobs mit angeblich lukrativer Bezahlung: Sie sollen Waren-Pakete entgegen nehmen, überprüfen, umpacken und dann an andere Adressen weitersenden. Die Cybergangster geben sich als seriöse Arbeitgeber aus und fordern Ausweiskopien, Sozialversicherungs-Daten und anderen Informationen an – vermeintlich für den Arbeitsvertrag. Tatsächlich aber verwenden die Hintermänner diese Daten und Dokumente, um im Online-Versandhandel hochwertige Waren auf Rechnung und an die Adresse der „Warenagenten“ zu bestellen. Und diese Agenten leiten die Pakete in aller Regel nichtsahnend weiter – bis schließlich immer mehr Mahnungen von Online-Händlern bei ihnen ins Haus flattern. Oft verschachteln Online-Betrüger solche „Warenagenten-Netze“ in mehreren Ebenen, bis es fast unmöglich ist, die finale Lieferadresse für die Waren zu erkennen.
Zahlungsströme in Krypto-Währungen
Im konkreten Falle hatten Spezialisten des „Cybercrime-Competencecenters SachseN“ (SN4C) gemeinsam mit Kollegen ab September 2015 die Spur einer solchen Bande aufgenommen. „Die Ermittlungen ergaben, dass seit 2012 in über 35.000 Tathandlungen hochwertige Waren bei verschiedenen Versandunternehmen mit betrügerisch erlangten Kreditkartendaten über ein Netz von Warenagenten bestellt worden sein sollen“, teilte das LKA mit. Die Waren sollen überwiegend in Osteuropa verkauft worden sein. Die Untersuchungen seien allerdings schwierig gewesen, da alle Bandenmitglieder nur unter Spitznamen und mit verschlüsselten Zugängen agierten und Zahlungen in Krypto-Währungen abwickelten.
Autor: hw
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