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Küsse und Grüße sichern „soziale Wärme“ in der Familie

Der Begrüßungs- und Abschieds-Kuss gehört in vielen beziehungen zum festen Ritual, das den Familien-Zusammenhalt stärkt. Grafik: hw

Der Begrüßungs- und Abschieds-Kuss gehört in vielen Beziehungen zum festen Ritual, das den Familien-Zusammenhalt stärkt. Grafik: hw

Soziologie-Studentin der TU Dresden hat vier Ritual-Typen identifiziert

Dresden, 8. Dezember 2017. Küsse, Kosenamen und andere tägliche Rituale von Begrüßung und Verabschiedung stärken und stabilisieren den Familienzusammenhang. Zu dieser Schlussfolgerung ist die Soziologiestudentin Anna-Maria von Oltersdorff-Kalettka an der TU Dresden gekommen, nachdem sie mehrere Familien über einen längeren Zeitraum beobachtet hat. Diese Rituale seien „die unkomplizierten, preiswerten Geschenke im Alltag, die soziale Wärme erzeugen“.

Die 4 Begrüßungs-Typen

Von Oltersdorff-Kalettka identifizierte vier Begrüßungs- und Verabschiedungstypen:

  • 1.) Der „überschwänglich kreative Typ“, der mit Winken, vielen Küsschen und Umarmungen agiert. Er charakterisiert vor allem die Begrüßungen und Verabschiedungen zwischen (kleineren) Kindern und ihren Eltern. Diese Situationen sind noch nicht vollständig ritualisiert, leben von Koseworterfindungen wie Pupsi, Superspatz oder Spatzimatzi und der oft überbordenden, unkontrollierten Begeisterung von Kindern und auch Verliebten.
  • 2.) Der „liebevoll zugewandte Typ“: Die Standardbegrüßung zwischen Ehepartnern ist eher kurz gehalten, wirkt aber trotzdem sehr vertraut. Die Partner begrüßen sich mit „Hallo“ und fragen sich nach ihrem Befinden. Danach folgen ein oder mehrere Küsse auf den Mund und wenn möglich, umarmen sich die Partner. Findet der Kuss nicht statt, wird er durch Fragen wie „Kussi?“ liebevoll eingefordert. Denn der Kuss auf den Mund ist das Alleinstellungsmerkmal der partnerschaftlichen Begrüßung. Nach dieser liebevollen Zuwendung beginnen die Partner über ihren bisherigen Tag und die Ereignisse zu erzählen. Diese täglichen Rituale sind offenbar die wichtigste Gabe in festen Beziehungen.
  • 3.) Der „neutralen oder Hi-Typ“. Durch Nicken, ein kurzes „Hi“ oder eine kleine Geste wird dem Ritual Genüge getan. Damit ist es auch schon genug. Die Beteiligten widmen sich wieder ihrer Tätigkeit oder anderen Personen. Diese Art findet sich zwischen älteren Kindern und ihren Eltern oder anderen Familienmitgliedern. Auch wenn die Geste nur flüchtig ist, ist die Reaktion auf die Gabe des Grußes für den familiären Frieden wichtig.
  • 4.) Der „ignorante und distanzierte Typ“: Er kommt einer familiären Kriegserklärung gleich. Ohne Gruß, ohne Erwiderung, ohne Zuwendung oder gar mit einer Verfinsterung des Gesichtes wird Nichtzugehörigkeit demonstriert: „Du gehörst nicht in meinen Kreis, bist nicht willkommen.“ Diese negativen Botschaften beobachtete die Studentin bei bockigen Kindern ebenso wie bei anderen Familienmitgliedern. Grüße zu ignorieren lässt sich in der Familie allerdings nicht lange durchhalten.
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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