
Der Ernesitiner Johann Friedrich von Sachsen in vollem Ornat mit Kurhut, Hermelinmantel und Schwert des Erzmarschallamtes als Hoheitszeichen des Reichsstatthalters. Foto: Peter Weckbrodt
Unser Special zeigt ein fast vergessenes ursächsisches Adelsgeschlecht
Inhalt
Gotha/Weimar. Sie waren vergessen, wurden wie eine Episode in der deutschen Geschichte gehandelt, doch nun wurden sie für uns neu entdeckt: die Ernestiner. Die im In-und Ausland stark beachtete Landesausstellung über die Ernestiner im Sommer 2016 in Gotha und Weimar hat dieses ursächsische Adelsgeschlecht für uns neu entdeckt.
Wettiner spalteten sich 1485 in Ernestiner und Albertiner auf
Die Ernestiner sind ein Familien-Zweig der Wettiner. 1485 spaltete sich dieses alte deutsche Adelsgeschlecht auf: In der sogenannten „Leipziger Teilung“ teilten Kurfürst Ernst und dessen jüngerer Bruder Albrecht der Beherzten die wettinischen Ländereien auf. Ernsts Nachfahren beherrschten fortan unter anderem über das heutige Thüringen, Alberts Nachkommen über Sachsen. Und obwohl ursprünglich anders vereinbart, fiel die Kurwürde 1547 schließlich auch den Albertinern zu.

Der Fürstenzug am Langen Gang mit der Geschichte der Wettiner. 1485 spalteten sie sich in die Ernestiner und die Albertiner auf. Foto: Peter Weckbrodt
Ernestiner-Fürst rettete Reformator Luther
Dennoch waren die Ernestiner noch an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit eine bedeutende politische und militärische Macht, die zeitweise sogar die Kurwürde besaß. Ohne ihr direktes Eingreifen und Wirken wäre die Reformationsbewegung in Deutschland wahrscheinlich chancenlos geblieben wäre. Ihre wohl für die deutsche Geschichte wichtigste Tat: 1521 gewährte der ernestinische Kurfürst Friedrich der Weise dem von der Reichsacht bedrohten Reformator Martin Luther Asyl auf der Wartburg.
Falsche Erb- und Bündnispolitik führte Ernestiner in die Sackgasse
Jedoch führten eine falsche Erbschaftspolitik und eine chancenlose Bündnispolitik die Ernestiner in eine Sackgasse: zum nahezu totalen Verlust von Herrschaftsgebiet und Zersplitterung von dessen erbärmlichen Resten. Jeglicher machtpolitische Einfluss im Heiligen Römischen Reich war für immer dahin.
Revival durch die Liebe einer Königin
Erst eine im 19. Jahrhundert vollzogene völlige Kehrtwendung in der Familienpolitik eröffnete dem Geschlecht der Ernestiner eine neue Chance der öffentlichen Wahrnehmung und zumindest begrenzter politischer Einflussnahme. Sie heirateten in die europäischen Fürstenhäuser bis in deren exponiertesten Höhen hinein. So kommt es, dass die Queen, Königin Elisabeth II. als eine waschechte Ernestinerin das Licht des britischen Weltreiches erblickte.
In einer fünfteiligen Serie zeigen wir, wie es zu all dem kam:
Das Special:
- Die Ernestiner und das Reich
- Die Ernestiner – Dynastie und Glaube
- Die Ernestiner und das Land Thüringen
- Die Ernestiner – Großmeister in Sachen Familienpolitik
- Die Ernestiner – Kunstliebhaber, Bücherwürmer und Alchemisten.
Weitere Einblicke in die Geschichte der Ernestiner bietet Interessierten der Katalog zur Thüringer Landesausstellung:
„Die Ernestiner – Eine Dynastie prägt Europa“, erschiennen im Sandstein-Verlag Dresden, 540 S., etwa 350 Abb., Preis 48 Euro, ISBN 978-3-95498-215-8.
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