Forschung, News, Wirtschaft

Zwickauer Datenbrille untertitelt Kinofilme für Taube

Datenbrillen sollen Tauben künftig im Kino Untertitel einblenden. Foto: HS Zwickau

Datenbrillen sollen Tauben künftig im Kino Untertitel einblenden. Foto: HS Zwickau

52 Aussteller aus Sachsen zur IT-Messe „CeBit“ erwartet

Dresden/Zwickau/Hannover, 27. Februar 2015: Mit elektronischen Kinobrillen für Taube, schlanken Spracherkennungssystemen, Konzepten für die energiesparsame Fabrik der Zukunft, dem 5G-Mobilfunk der Zukunft und dergleichen mehr wird sich Sachsen demnächst der internationalen Informationstechnikmesse „CeBit“ (16.-20. März 2015) in Hannover als aufstrebende Hochtechnologie-Region präsentieren. Insgesamt haben sich bisher 52 Aussteller aus Sachsen zur Messe angemeldet, darunter 21 aus Dresden.

„Durchbruch für barrierefreies Kino“

Die Hochschule Zwickau zeigt beispielsweise eine gemeinsam mit der Berliner „Greta & Starks“ entwickelte neuartige Datenbrille, die dem Träger im Kino den Blick auf die Leinwand erlaubt, gleichzeitig aber auch Untertitel der gesprochenen Dialoge einblendet. Interessant dürfte dies vor allem für taube Besucher sein, aber auch für jene, die sich einen Film in Originalfassung angucken wollen, aber zum Beispiel des Französischen, Persischen oder welcher Fremdsprache auch immer nicht ausreichend mächtig sind. „Diese Datenbrille kostet weniger als ein Fünftel der herkömmlichen Lösungen“, betonen die Zwickauer Elektrotechniker. „Das bedeutet eine erhebliche Verbesserung und könnte den Durchbruch für das barrierefreie Kino bedeuten.“

Werbevideo: App-Hilfe für Blinde und
Taube im Kino (Greta & Starks):

Selbst Blinde sollen etwas vom Kino haben – mit Smartphone-Hilfe

Daneben wird es auch eine Kino-Lösung für Blinde geben: Die können sich auf ihr Smartphone eine spezielle App aufspielen können und dann per Ohrhörer eine Audio-Beschreibung des Leinwandgeschehens hören.

Über eine App können sich die Datenbrillen-Nutzer die Untertitel für die jeweils aktuellen Kinofilme ziehen. Abb.: Greta & Starks

Über eine App können sich die Datenbrillen-Nutzer die Untertitel für die jeweils aktuellen Kinofilme ziehen. Abb.: Greta & Starks

Dresdner zeigen kleinsten Spracherkenner weltweit

Die Firma „Z-Wave“ aus Hohenstein- Ernstthal wiederum will auf der CeBit Lösungen und Geräte für vernetzte Häuser präsentieren. „Semfox“ aus Dresden zeigt intelligentere Suchmethoden fürs Internet, das Unternehmen hat sich auf Produkt-Suchanfragen in natürlicher Sprache spezialisiert. Ebenfalls aus Dresden reist die Firma „Linguwerk“ an, die mit einem interdisziplinären Team moderne Wege für die Wissensvermittlung an Vorschulkinder entwickelt. Eines der Exponate wird der nach eigenen Angaben „kleinste Spracherkenner der Welt“ namens „Picard ASR“ sein, der Spielzeuge und andere Konsumgüter befähigen soll, sich mit ihren Besitzern zu unterhalten.

Der Dresdner Spracherkenner soll Spielzeuge, Mikroskope und viele andere Geräte gesprächig machen. Foto: Linguwerk

Der Dresdner Spracherkenner soll Spielzeuge, Mikroskope und viele andere Geräte gesprächig machen. Foto: Linguwerk

Supercomputing für Spitzenforschung und Zukunftselektronik von der TU Dresden

Auch die TU Dresden wird mit mehreren Schwerpunkten vor Ort sein. Unter anderem zeigt das Uni-Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen (ZIH), wie Supercomputer die Spitzenforschung unterstützen können. Und das TU-Zentrum für fortgeschrittene Elektronik „cfaed“ präsentiert seine Fortschritte auf den Wegen zur Nanoelektronik und zum 5G-Mobilfunk der Zukunft.

Dr. Sebastian Merchel vom "5G-Lab" der TU Dresden zeigt einen Datenhandschuh, der künftig mittels 5G zum Beispiel Bombenentschärfungs-Roboter fernsteuern oder Fern-OPs ermöglichen soll. Foto: Heiko Weckbrodt

Dr. Sebastian Merchel vom „5G-Lab“ der TU Dresden zeigt einen Datenhandschuh, der künftig mittels 5G zum Beispiel Bombenentschärfungs-Roboter fernsteuern oder Fern-OPs ermöglichen soll. Foto: Heiko Weckbrodt

Sächsische Präsenz auf CeBit binnen zehn Jahren halbiert

Insgesamt allerdings ist nicht zu übersehen, dass die einstige Leitmesse für Computertechnik auch für die sächsischen Unternehmen und Institutionen an Bedeutung verloren hat: Vor zehn Jahren hatten noch doppelt soviele Aussteller aus dem Freistaat in Hannover zur CeBit Flagge gezeigt. Viele Unternehmen präsentieren sich inzwischen lieber auf speziellen Fachmessen im Ausland oder zur Industriemesse „Hannovermesse“.

Generell immer weniger Besucher und Aussteller zur IT-Messe

Auch generell hat die „CeBit“ seit den 1990er Jahren stark an Resonanz eingebüßt: Kamen zu dieser Messe in Spitzenzeiten über 7000 Aussteller und mehr als 800.000 Besucher, waren es im vergangenen Jahr nur noch reichlich 4000 Aussteller und etwa 280.000 Besucher. Für dieses Jahr haben sich bisher etwa 3400 Aussteller angemeldet. Leitthema soll diesmal die digitale Transformation hin zu einer vernetzten Wirtschaft sein. Autor: Heiko Weckbrodt

-> „CeBit“, Informationstechnik-Messe, Hannover, 16.-20.3.2015, Tagesticket: 55 Euro (im Vorverkauf), mehr Infos hier im Netz

Zum Weiterlesen:

Comarch zeigt digitale Leuchtfeuer für Einzelhandel auf der CeBit

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt