In naher Zukunft führt Japan das Eilprozessrecht ein: Jedes Strafverfahren muss in höchstens drei Tagen durchgepeitscht werden. Doch statt die Kriminalität zu senken, beendet das neue „Recht“ jede systematische Ermittlung und treibt Anwälte wie Ankläger dazu, im Gerichtssaal überhastete Schlüsse zu ziehen und wie wild alle zehn Sekunden sinnlos „Einspruch“ zu schreien. Auch wenn „Ace Phoenix Wright – Ace Attorney“ sonst zu nichts gut ist: Zumindest diese Konsequenz von Stammtisch-Parolen führt uns diese japanische Videospielverfilmung vor Augen.
Grimasseure statt Schauspieler
Dass allerdings Regisseur Takashi Miike, der sonst durch sehr passable Yakuza- und Horrorkrimis auffiel, solch ein Machwerk verzapft hat, wundern doch etwas. Denn selbst wenn man berücksichtigt, dass auch Miikes sonstigen Filmen das schrecklich übertriebene japanische „Overacting“ üblich ist, setzt Ace Attorney da noch einiges drauf: Da verwechseln die Mimen Schreie und Grimassen mit Schauspielerei, laufen die Figuren herum wie direkt einem Manga entsprungen, wird jede Logik außen vor gelassen.
Werbeausschnitt:
Immerhin hat das überdrehte Gerichtsdrama um eine Mordserie auch ihre schrägen Seiten, wenn etwa ein Schmieren-Journalist (der verdächtigt Professor Snapes aus den „Potter“-Filmen ähnelt) im Kreuzverkehr in die Ecke gedrängt wird, plötzlich ein überdimensionales Megaphone in der Hand hat und damit seine angebliche Unschuld in die Welt herausschreit_ „Ja, ich habe Tee getrunken“ (?!).
Koch Media, deren Filmauswähler sonst meist ein cineastisches Händchen bewiesen, hat dieses C-Movie nun in Deutschland fürs Heimkino veröffentlicht – warum auch immer. Als Extra ist ein kleine Doku über den Film beigepresst, die zeigt, was sich die Macher dabei (nicht) gedacht haben.
Fazit:
Idiotischer gehts nimmer. Heiko Weckbrodt
„Phoenix Wright – Ace Attorney“ (Koch Media), Videospiel-Verfilmung/Gerichtskrimi, Japan 2012 (DVD: 2013), Regie: Takashi Miike, 135 Minuten, FSK 12, DVD neun Euro, Bluray zehn EuroIhre Unterstützung für Oiger.de!
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