Monate: Juli 2011

Hochstapelei bei Taiwans „3D-Chips“ von TSMC

Taipeh, 17.7.11:Kürzlich noch hatten taiwanesische Quellen, hinter denen möglicherweise der Außenhandels-Entwicklungsrat (External Trade Development Council) steckt, recht großspurig verkündet, Taiwans Vorzeige-Chipschmiede TSMC werde bereits Ende 2011 – und damit früher als Intel – die ersten 3D-Chips ausliefern (Der Oiger berichtete). Ein näherer Blick auf die zugrundeliegenden TSMC-Bekanntmachungen zeigt jedoch: Von einer echten 3D-Konstruktion im Transistoraufbau wie bei Intel kann bei den asiatischen Halbleitern keine Rede sein. TSMC selbst spricht von „2,5-D-Schaltkreisen“, was fast wie das legendäre „ein bisschen schwanger“ anmutet. Tatsächlich will der Chip-Auftragsfertiger bei seinen 20-Nanometer-Halbleiter die sogannte Silizium-Durchkontaktierung verwenden (“through-silicon via” = TSV), bei der Schaltkreise schon in der Fertigung „übereinandergestapelt“ aufgebracht und in der dritten Dimension durch die Isolierschichten miteinander vernetzt werden. Dieses Frontend-Verfahren ist zwar noch relativ jung, aber vom grundlegend neuem Schalteraufbau von Intels Trigate-Transistoren noch ein ganzes Sück entfernt. Das Ganze erinnert ein wenig an den sowjetischen „Megabit“-Chip der 80er Jahre, bei dem die Genossen das „unwesentliche“ Detail zu erwähnen vergaßen, dass es sich nur um vier zusammengeschaltete 256-KB-Schaltkreise handelte. hw

Über 10 Millionen Nutzer von Google+

Mountain View, 15.7.11: „Google+“ hat bereits über 10 Millionen Nutzer, obwohl sich das neue Sozialnetzwerk noch in der Feldversuchsphase befindet. Das teilte Google-Mitgründer Larry Page in der Nacht zum Freitag mit – via Google+ natürlich. Damit hat der Ende Juni gestartete Dienst selbst die optimistischsten Schätzungen übertroffen, die bisher von höchstens halb soviel Nutzern ausgegangenen waren. Page kündigte zudem weitere neue Google-Dienste an, ohne Details zu nennen. hw

OLG Dresden: Internet-Videorekorder für Nutzer zulässig

Dresden, 14.7.11: Im Streit um die Zulässigkeit sogenannter Internet-Videorekorder hat das Oberlandesgericht (OLG) Dresden nun entschieden, dass die Endnutzer solcher Online-Dienste nicht gegen das Urheberrecht verstoßen: Nach Ansicht der Richter handelt es sich dabei um das Äquivalent privater Aufzeichnungen mit dem Videorekorder daheim, die zulässig sind. Solche Dienste zu nutzen, ist also für den Privatanwender legal. Allerdings stellte der Senat dennoch das ganze Geschäftsmodell in puncto „Senderecht“ in Frage, wie „Oiger“ von OLG-Sprecherin Kerstin Albrecht erfuhr. Die Richter untersagten nämlich dem vom Sender beklagten Anbieter solcher Dienste, die digital aufgezeichneten Sendungen auszustrahlen. Dies sei ein Privileg der Rechteinhaber, in diesem Falle von RTL. Michael Westphal, Geschäftsführer des Online-Videorekorderdienste „Shift TV„, bezeichnete die OLG-Entscheidung dennoch als „Etappensieg“.  „Uns und den digitalen Fortschritt kann man nicht aufhalten“, erklärte er. Zu erwarten ist, dass das Thema bis zu einer abschließenden Klärung die Gerichte weiter beschäftigen wird. Auf „Shift TV“ kann man per Mausklick per Mausklick Sendungen aus dem Wochenprogramm aussuchen, diese werden vom Anbieter aufgezeichnet und können vom Kunden später abgerufen werden. Aktenzeichen: OLG Dresden, 12.7.11 14 U 801/07

Dresdner Melkus Sportwagen nun auch per App

Dresden, 15.7.11: Die noch recht junge Dresdner Sportwagenschmiede „Melkus“ (25 handgefertigte Autos pro Jahr) zieht es in die Apfelwelt: Mit der Konfigurator-App „iMelkus“ wirbt die Manufaktur jetzt auf iPhone und iPad für seine um die 130.000 Euro teuren „RS 2000“-Flitzer. Heinz Melkus hatte in den 70er Jahren mit dem „RS 1000“ den einzigen DDR-Sportwagen konstruiert und in einer Serie von 101 Exemplaren gebaut. Enkel Sepp Melkus reanimierte diese exklusive Autobautradition nach der politischen Wende. hw www.melkus-sportwagen.de

„Onleihe“-App nun auch für Android-Handys

Wiesbaden, 13.7.11: Nun können auch Besitzer von Android-Handys Bibliotheks-Bücher in der „Onleihe“ ausleihen. Wie der gleichnamige Verbund in Wiesbaden mitteilte, steht jetzt die App – die es bisher nur für iPhones und iPads gab – in Googles „Android Market“ zum Herunterladen bereit. Genutzt werden kann sie ab Betriebssystemversion 2.2. Als Lese-Programm empfiehlt „Onleihe“ den kostenlosen „Aldiko 2.0 eBook Reader“. Nötig ist zudem eine (ebenfalls kostenlose) Adobe-ID, die man hier bekommt. Das digitale Rechtemanagement sorgt dafür, dass sich das in der „Onleihe“ heruntergeladene Buch nach dem Leihfristende automatisch deaktiviert. Siehe auch der Oiger-Beitrag über den Digitalisierungskurs der Bibliotheken. Mehr Infos: http://www.onleihe.net/

Kino.to-Klon Kinox verhöhnt Ermittler

Dresden, 12.7.11: Wenige Wochen, nachdem die Generalstaatsanwaltschaft Dresden die Betreiber von „kino.to“ verhaftet und die Film-Streaming-Seite geschlossen haben (Oiger berichtete), offeriert nun ein Internet-Portal namens Kinox ein Video-Angebot, das kino.to nachempfunden ist und verhöhnt darauf die Ermittler und die Filmindustrie. Erstens durch seine bloße Existenz, die wohl zeigen soll, dass die Urheberrecht-Vertreter im Internet mit polizeilichen Mitteln kaum etwas erreichen können und zweitens expressis verbis: Kinox richte sich an all jene, „die es satt hatten viel Geld für überteuerte Kinovorstellungen und verspätete Serien-DVD-Releases auszugeben“, heißt es da. Und: „Liebe GVU, Filmindustrie und Staat: Denkt ihr wirklich ihr könnt uns stoppen nur weil ihr haufenweise Geld habt? Und warum werden solche fanatischen Geldgeier-Organisationen unterstützt vom Staat und Politik?! Alles was wir wollen ist Freiheit und das für JEDEN!“ Das Portal war am Dienstag allerdings – wohl wegen hoher Zugriffe – nur gelegentlich erreichbar.

EU genehmigt Millionen-Beihilfen für Dresdner Chipwerk

Dresden/Brüssel, 13.7.11:  Die EU-Kommission in Brüssel hat die deutschen Subventionen für den Chipwerk-Ausbau von Globalfoundries (GF) in Dresden genehmigt. Der Bund kann das Vorhaben damit in einem Umfang von 219 Millionen Euro bezuschussen. Das entspricht etwa elf Prozent der rund zwei Milliarden Euro Gesamtinvestition, die GF derzeit in Dresden verbaut. In der Vergangenheit hatten Bund, Freistaat Sachsen und die EU die Chipwerk-Investitionen von AMD, Infineon & Co. in Dresden teils sogar mit bis zu 20 Prozent der Gesamtsumme bezuschusst. Inzwischen hat der Bund jedoch seine Hilfen zurückgefahren und die Kommission in Brüssel achtet immer strenger auf Beihilfe-Obergrenzen im EU-Raum.

Google tritt mit eBook-Reader gegen Amazons Kindle an

Mountain View, 12.7.11: Google bleibt hartnäckig in den Schlagzeilen: Nachdem der Internetkonzern seit neuestem Facebook mit dem neuen Sozialnetzwerk „Google+“ nervt (Oiger berichtete), rückt das Unternehmen aus dem kalifornischen Mountain View nun Amazon auf den Pelz: Gemeinsam mit „Iriver“ bietet Google in den USA einen eBook-Reader an, der Amazons Kindle Konkurrenz machen soll – bis hin zu Whispernet-ähnlichen Synchronisierfunktionen für Lesezeichen etc. Bei dem Gerät handelt es sich um einen Iriver Story HD – bei unseren früheren Tests hatten die eBook-Reader von Iriver allerdings nicht besonders gut abgeschnitten. Das Gerät soll direkten Zugriff auf drei Millionen kostenlose eBücher in der Google-Datenbank gewähren, darüber hinaus sind in den USA auch Buchkäufe möglich. Wenn das Konzept ankommt, soll das Google-Gerät eventuell ab Herbst auch in Deutschland angeboten werden.

TU Dresden bekomt Petaflop-Computer

Dresden, 11.7.11: Die Technische Universität Dresden (TUD) bekommt 2013 einen neuen Supercomputer mit einer Rechenleistung von etwa einem Petaflop (Billiarden Fließkomma-Operationen je Sekunde). Das teilte das Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen (ZIH) der TUD am Montag mit. Der „HRSK-II“ wird etwa 15 Millionen Euro kosten und soll unter anderem für Strömungsberechnungen, Wetter- und Klimasimulationen, Materialforschung, Elektrodynamik und Bioinformatik eingesetzt werden.

Google gibt 4,5 Millionen Euro für Internet-Institut Berlin

Berlin, 11.7.11: Der US-Internetkonzern „Google“ wird in den kommenden drei Jahren das neue Internet-Forschungsinstitut in Berlin mit insgesamt 4,5 Millionen unterstützen. Das teilte das Unternehmen gemeinsam mit den Projektpartnern – Humboldt-Universität Berlin, Universität der Künste Berlin und Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung – mit. Das „Forschungszentrum für Internet und Gesellschaft“ soll bis zum Herbst in der Bundeshauptstadt gegründet werden und sich mit den „vom Internet ausgelösten und verstärkten Veränderungen der Gesellschaft“ beschäftigen. Schwerpunkte werden „Innovationen“, „Internet-Politik“, „Rechtsphilosophie und Verfassungsrecht“ sowie „Media Gouvernance“ sein. Google-Chef Eric Schmidt versicherte, dass das Institut trotz der Finanzierung durch sein Unternehmen autonom in seinen Forschungen sein werde. hw

Fraunhofer-Forscher entwickeln ÖPNV-Navi

Dresden, 9.7.11: Verkehrswissenschaftler und Informatiker entwickeln derzeit in Dresden einen „mobilen Lotsen“ für Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel (ÖPNV), um mehr Autofahrer zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen.Die Vision des Fraunhofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI): Ähnlich wie Autofahrer heutzutage ihr Reiseziel in ein Navigationssystem eingeben und unterwegs auch vor Staus gewarnt werden, soll die neue Handy-Applikation „Smartway“ dem Nutzer die optimale Route mit Straßenbahnen, Bus und anderen öffentlichen Fahrzeugen weisen, Verspätungen berücksichtigen, auf Sehenswürdigkeiten und dergleichen hinweisen. Ihre Ortungsdaten bezieht die App vom Handy-GPS und den Fahrzeugdaten der örtlichen Verkehrsbetriebe, so Projektleiter Andreas Küster. Die App soll ab September 2011 in Dresden und Turin in der Praxis getestet werden und 2012 zunächst für Android-Smartphones erscheinen. „Ob es künftig auch Versionen für andere mobile Plattformen geben wird, obliegt den Verkehrsbetrieben, die die Applikation anbieten“, erklärte Küster. Die Bahn-App fürs iPhone und manche Auto-Navis bieten derzeit zwar schon einige Funktionen an, wie sie den IVI-Forschern vorschweben, aber nicht derart gebündelt. hw www.fraunhofer.de/presse/presseinformationen/2010-2011/19/mobiler-lotse.jsp

Berichte: iPhone 5 ab September – leichter und mit 8 Megapixeln

Cupertino, 7.7.11: Nachdem bereits durchgesickert war, dass Apple das iPad 3 voraussichtlich im Herbst auf den Markt wirft (Oiger berichtete) verdichten sich nun die Hinweise, dass auch das iPhone 5 im September oder Oktober – also etwa zeitgleich mit dem neuen Betriebssystem iOS5 – kommt. Das neueste Smartphone soll laut diversen Quellen leichter und dünner als das iPhone 4 sein und über eine 8-Megapixel-Kamera (statt 5 MP beim Vorgänger) verfügen. Auch wurde bekannt, dass Apple diesmal nicht nur seinen umstrittenen „Haushersteller“ Foxconn mit Aufträgen bedenkt, sondern angeblich auch beim taiwanischen Notebook-Hersteller „Pegatron Technology“ die Produktion von 15 Millionen „iPhone 5“ geordert hat. Foxconn soll laut den Berichten Fertigungsprobleme mit dem dünnen Design des „iPhone 5“ haben. (Quellen: Heise, PC-Welt, Wallstreet Journal, Digitimes)

Facebook antwortet mit Videochat auf Google+

Menlo Park, 7.7.11: Im Kampf um die sozialen Netzwerke hat Facebook nun in Kooperation mit „Skype“ die Herausforderung durch Google beantwortet: Da im neuen Kontakt-Netzwerk „Google+“ – das derzeit nch in einer Art geschlossener Beta-Phase arbeitet – auch Videotelefonate zwischen den Teilnehmer möglich sein werden, hat Facebook in der Nacht von Mittwoch zu Donnerstag eine eigene Videochat-Funktion freigeschaltet. Notwendig ist dafür eine Webcam mit Mikro und die Installation der rund 400 kB großen Installdatei „FacebookVideoCallSetup“. Diese wird automatisch geladen, sobald man im Facebook-Chat auf das neue Kamera-Symbol klickt. Die Qualität ist eher mager, aber noch akzeptabel. Eine Verbindung kommt nur zustande, wenn beide „Freunde“ das Plug-In installieren. Wer einen solchen Freund nicht hat, kann die Kamera-Einstellungen im „Nachricht senden“-Dialog erst mal einstellen und ausprobieren. hw

Umfrage: Drei Viertel der Hightech-Firmen erwarten Umsatzplus

Berlin, 8.7.11: Etwa 74 Prozent der deutschen Hightech-Unternehmen rechnen in diesem Jahr mit wachsenden Umsätzen, über die Hälfte will neue Jobs schaffen. Das geht aus einer Konjunkturumfrage des Branchenverbands „Bitkom“ hervor. Besonders gut laufen die Geschäfte demnach bei IT-Dienstleistern, aber auch – getrieben vom jungen Marktsegment der Tablett-Computer – in der Hardwarebranche und im Verkauf. Siehe www.bitkom.org

Taiwanesen eher mit 3D-Chips als Intel?

Hsinchu, 6.7.11: Der taiwanesische Auftragsfertiger TSMC wird möglicherweise Intel im Wettlauf um die ersten 3D-Computerchips schlagen. Wie der Branchendienst „EE Times“ unter Berufung auf anonyme Quellen in Taiwan berichtet, will TSMC bereits Ende 2011 die ersten Halbleiter ausliefern, deren Transistoren drei- statt zweidimensional konstruiert sind. Intel will zu diesem Zeitpunkt erst mit der Produktion seiner Trigate-Chips beginnen. Durch den Umstieg auf 3D-Chips erhofft sich die Branche höhere Integrationsraten (manche sprechen vom Faktor 1000) und einen geringeren Stromverbrauch von Prozessoren und Speichern. (Update): Laut einem Intel-Mitarbeiter handelt es sich bei der TSMC-Technologie nicht um echte 3D-Konstruktionen, sondern eher um Durchkontaktierungen zwischen den Layer-Schichten.