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Studie: Kaum Arbeitsplatzverluste durch Mindestlohn

Seit 1. Januar 2015 gilt in Deutschland ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 € pro Stunde. Foito (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Seit 1. Januar 2015 gilt in Deutschland ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 € pro Stunde. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Dresden, 28. Juli 2016. Der Mindestlohn von 8,50 Euro, der seit Anfang 2015 in Deutschland gilt, hat in Sachsen zu keinen spürbaren Job-Verlusten geführt, wie anfangs oft angenommen. Das geht aus einer Studie des „Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung“ (IAB) im Auftrag des SPD-geführten Wirtschaftsministeriums in Dresden hervor. „Die befürchteten Arbeitsplatzverluste, vor allem im Dienstleistungsgewerbe, sind nicht einmal ansatzweise eingetreten“, kommentierte Arbeitsstaatssekretär Stefan Brangs die Befunde.

Mindestlohn griff in Sachsens Wirtschaft besonders stark

„Aufgrund der sektoralen und betriebsgrößenmäßigen Wirtschaftsstruktur sowie der vergleichsweise geringen Bindung an Flächentarifverträge waren die sächsischen Betriebe im Vergleich der Bundesländer am stärksten von der Einführung des allgemeinen flächendeckenden Mindestlohns betroffen“, heißt es in der Studie. Demnach haben 44 % der sächsischen Betriebe in Sachsen ihre Löhne in Reaktion auf den Mindestlohn angehoben. Damit griff die Regelung in Sachsen deutlich breiter als in Ostdeutschland insgesamt, wo das Gesetz „nur“ in 36 Prozent der Betriebe zu Lohnerhöhungen führte.

Jeder zehnte Betrieb hat auch andere Löhne angehoben

Um die Lohndifferenzen zwischen niedrig- und höherqualifizierten Arbeitern beziehungsweise Leistungsträgern beizubehalten, hat immerhin jeder zehnte sächsische Betrieb auch Stundenlöhne oberhalb von 8,50 Euro pro Stunde angehoben.

Viele Betriebe reagierten mit Arbeitszeit-Verkürzung und Preiserhöhungen

Einige Betriebe (12,5 %) hätten auf die entstehenden höheren Personalkosten reagiert, indem sie ihre Mitarbeiter in kürzerer Zeit mehr erledigen lassen. Knapp fünf Prozent verzichteten auf neue Stellen-Besetzungen. 17 Prozent – darunter beispielsweise viele Bäcker und Fleischer – haben ihre Produktpreise erhöht. Nur 1,2 Prozent der befragten Unternehmer reagierten mit Entlassungen. Diese Befunde decken sich laut Studie auch mit den makro-ökonomischen Zahlen, laut denen in vielen Branchen mehr Vollzeitstellen entstanden sind, während Sonderarbeitsformen wie Mini-Jobs zurückgegangen sind.

Ifo hatte im Vorfeld massive Jobverluste prognostiziert

Im Vorfeld des Mindestlohn-Gesetzes hatte insbesondere das ifo-Wirtschaftsforschungsinstitut vor einem massiven Jobabbau gewarnt. Allein in Sachsen könnten etwa 31.000 Arbeitsplätze dadurch gefährdet sein. Inzwischen betonen die ifo-Forscher die ausgleichenden Effekte, die durch die gute Konjunkturlage dämpfend gewirkt hätten. Zudem bleibe abzuwarten, wie das Mindestlohngesetz langfristig wirke, wenn der aktuelle lange Wirtschafts-Boom ende.  hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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