Oigers Wochenendtipp für den 12. /13. März: Ausstellung „In Lapide Regis“ auf dem Königstein
Dresden/Königstein, 11. März 2016. Wenn etwas in Sachsen es verdient, als mächtig, gewaltig bestaunt zu werden, dann ist es die Festung Königstein. Sie soll unser nächstes Ausflugsziel sein. Hoch oben auf dem kanonenbewehrten Felsen beleuchtet nämlich eine sehenswerte Dauerausstellung „In Lapide Regis“ die Festungsgeschichte.
Wo sich der starke August vor dem Preußen-Fritz einigelte
Selbst wenn wir ganz bequem mit dem Pkw über die Bundesstraße 172 bis ins Parkhaus unterhalb der Festung fahren, bleibt uns ein bescheiden ansteigender Aufstieg nicht erspart, bevor wir zu Füßen der Festungsmauern stehen. Bei deren Anblick dürfte jedem potenziellen Feind bis ins 19. Jahrhundert hinein das Herz in die Hosentaschen gerutscht sein. Dass der Königstein nie von einem Feind bezwungen werden konnte, wird uns sofort klar. Selbst der in Kriegssachen so erfolgreiche preußische König Friedrich II. konnte sie nicht bezwingen. Sein sächsischer Widersacher, August der Starke, konnte sich zu Beginn des Siebenjährigen Krieges hierher recht entspannt mitsamt Dresdner Hochstaat, Mätressen und Kronschatz zurückziehen.
Sicher auf dem Fels – aber auch tatenlos
Vorräte waren ausreichend vorhanden, die schier endlose langen Kasematten zeugen noch heute davon. Ebenso wenig fehlte das bei einer Belagerung überlebenswichtige Wasser. Letzteres lieferte unerschöpflich der 152 Meter tiefe Festungsbrunnen, den Freiberger Bergleute schon zwischen 1563 und 1569 geteuft hatten. Allerdings musste der Polenkönig von den Festungsmauern aus auch tatenlos zusehen, wie seine 18.000 Mann starke Armee beim Elbübergang am Lilienstein bis auf wenige Reste von den Franzosen zusammengeschossen wurde.
Könige & Spiegeleffekte
Noch mehr erfahren wir beim Besuch der Dauerausstellung „In Lapide Regis – Auf dem Stein des Königs“, 800 Jahre Leben auf der Festung Königstein. Diese Ausstellung ist ein absolutes Muss! Für ihren Besuch sollten wir richtig viel Zeit einplanen. In museumswissenschaftlich vorbildlicher Weise wird der Besucher mit allen Facetten sowohl der Geschichte wie auch des Lebens auf dem Königstein vertraut gemacht. Wir bestaunen ehrfurchtsvoll das Faksimile der Oberlausitzer Grenzurkunde, mit der im Jahre 1241 die Grenze zwischen Böhmen und dem Bistum Meißen so genial fixiert wurde, dass sie bis in unsere Gegenwart hinein nahezu unverändert Bestand haben konnte. Lebensgroß nachgestaltet und prächtig bekleidet stehen wir dem Polenkönig, seiner unehelichen Tochter, der Gräfin Anna Karolina Orzelska, und dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. gegenüber. Sie stehen auf einem riesigen Reflektor, so dass wir zugleich Ihr Spiegelbild bestaunen können. Ein toller Effekt!
Wir stehen staunend vor der fast fünf Meter langen Glasvitrine, die im Modell den komplett nachgestalteten Wagenzug zeigt, mit dem einst August der Starke zum Besuch seines Königsteins anzureisen pflegte. Und wir erfreuen uns an den herrlichen Gemälden von Bernado Belotto, genannt Canaletto, an den colorierten Radierungen des Schweizers Adrian Graffs sowie der Dresdner Altmeister der Romantik, von Vater und Sohn Richter. Sie haben das Bild der Festung hoch über dem Elbtal lange vor dem ersten Autostraßenbau für immer festgehalten.
Ausgang auf Ehrenwort für Gefangene
Ein zirka 15-minüter Film zeigt dem Besucher das Leben auf der Festung im 20. Jahrhundert nach der Aufhebung des Festungsstatus im Jahre 1913, als Kriegsgefangenenlager während der beiden Weltkriege. Wir hören und staunen, dass es während des II. Weltkrieges den hier gefangen gehaltenen französischen Offizieren gegen Ehrenwort gestattet wurde, Ausflüge außerhalb der Festung zu unternehmen. Wir erfahren von der letzten Etappe der Nutzung als Jugendwerkhof, die 1955 mit der Eröffnung als Museum endete.
Faszinierende 24-Pfünder aufgestellt
Keine Festung ohne Kanonen! Haben uns beim Aufstieg schon die baulichen Sperrwerke imponiert, können wir uns nun der Faszination der Vierundzwanzigpfünder nicht entziehen. Sie sind im Zeughaus sowie an den Mauerbrüstungen reichlich präsent. Da muss natürlich jeder Junge erst mal drauf steigen. Überhaupt ist in vielen Festungsbereichen für interaktives Mitmachen der kleinen Festungsstürmer reichlich Gelegenheit.
Sofern auch Petrus ein Einsehen hat, genießen wir bei einem abschließenden Spaziergang rund um die Festung die prächtigen Aussichten über das Elbtal zu den anderen Höhen der Sächsischen Schweiz.
Autor: Peter Weckbrodt
Besucher-Informationen:
Was? Dauerausstellung „In Lapide Regis“
Wo? Festung Königstein
Öffnungszeiten: November bis März jeweils 9-17 Uhr, April-Oktober jeweils 9-18 Uhr
Eintritt: Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 6 Euro, Familien 21 Euro
Sonderprogramme: 27. März Schließkapitän Clemens lädt zur Ostereiersuche ein; 28. März Festung unterirdisch – Tiefkeller, Kasematten und Munitionsladesysteme; Festung amüsant
Kontakt und weitere Informationen: Tel.: 035021-64-607; www.festung-koenigstein.de
Ihre Unterstützung für Oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!