Chipkonzern und Insolvenzverwalter schließen Teil-Vergleich
Neubiberg/München, 24. September 2014: Infineon muss für seine vor fünf Jahren pleite gegangene Speicherchip-Tochter „Qimonda“ – gewissermaßen post mortem – jetzt noch mal über eine Viertelmilliarde ausgeben. Das sieht ein Vergleich zwischen dem Halbleiterkonzern aus Neubiberg und dem Qimonda-Insolvenzverwalter Michael Jaffé vor.
Halbleiterkonzern kauft auch alle verbliebenen Patente
Demnach kauft Infineon von Jaffé für 125 Millionen Euro sämtliche noch übrig gebliebenen Qimonda-Patente. Weitere 135 Millionen Euro zahlt Infineon in die Qimonda-Insolvenzmasse ein – also letztlich an die Gläubiger –, um so gut wie alle offenen Streitpunkte zu beenden. Das teilten Infineon und Jaffé heute übereinstimmend mit.
Streit um Qimonda-Unterfinanzierung bleibt in der Schwebe
Die große Ausnahme: Der außergerichtliche Vergleich betrifft nicht Jaffés – potenziell milliardenschwere – „Neugründungs“-Klage, in der es im Kern darum geht, ob Infineon seine Speicherchip-Tochter vor zehn Jahren absichtlich völlig unterfinanziert ausgegründet hatte und damit die Qimonda-Pleite vorprogrammiert hatte. „In wesentlichen Aspekten des Verfahrens haben wir nun eine Lösung erreicht und im Interesse der Gläubiger eine erhebliche Mehrung der Masse erzielen können“, erklärte Jaffé.
Qimonda-Pleite war vor allem für Dresden schwerer Schlag
Zur Erinnerung: Durch die Qimonda-Insolvenz im April 2009 waren rund 11.000 Jobs flöten gegangen, darunter über 3000 in Dresden. In der sächsischen Mikroelektronik-Metropole hatte die Pleite zudem viele Folgeeffekte bei Zulieferern, stürzte das Fraunhofer-Nanoelektronikzentrum CNT in eine schwere Krise und führte zu eine Teil-Neuausrichtung des Forschungs-Spitzenclusters „Cool Silicon“. Einen Teil der Qimonda-Patente und –Liegenschaften konnte Insolvenzverwalter Jaffé später verkaufen: Den 300-mm-Reinraum in Dresden kaufte zum Beispiel die Mutter Infineon zurück, um eine Leistungs-Halbleiter-Fab einzurichten. Autor: Heiko Weckbrodt
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