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Dresdner Chemiker setzen auf Naturstoffe für Kampf gegen Tuberkulose und Depressionen

Verlauf einer Tuberkulose-Infektion mit und ohne Behandlung mit dem "PPAP53"-Wirkstoff. Grafik: TUD

Verlauf einer Tuberkulose-Infektion mit und ohne Behandlung mit dem „PPAP53“-Wirkstoff. Grafik: TUD

Neue Wirkstoff-Klasse „PPAP53“ abgeleitet

Dresden, 12. Dezember 2023. Für den Kampf gegen Tuberkulose, Depressionen und andere Krankheiten haben Chemiker um Prof. Bernd Plietker von der TU Dresden eine neue Wirkstoff-Klasse aus Naturstoffen entwickelt. Aus den sogenannten „Polyprenylierten polyzyklischen Acylphloroglucinolen“ (PPAP) leiteten sie den Wirkstoff „PPAP53“ ab, der neue Therapie-Erfolge verspricht. Das hat die Technische Universität Dresden (TUD) mitgeteilt.

PPAP53 spannt Makrophagen ein

„Die einzigartigen Eigenschaften von PPAP53 eröffnen faszinierende Perspektiven in verschiedenen medizinischen Bereichen, zum Beispiel in der Makrophagen-Therapie, in der Onkologie und bei neurologischen Erkrankungen“, meint Studien-Erstautor Philipp Pelsalz. So konnten die Dresdner Chemiker zusammen mit dem Universitätshospital Ulm zeigen, dass PPAP53 in der Lage ist, humane Makrophagen zu aktivieren und resistente Tuberkulose-Bakterien zu bekämpfen. PPAP53 durchdringt die Zellmembran, um die intrazelluläre Tuberkulose zu bekämpfen, ohne die Makrophagen selbst zu schädigen. Im Vergleich zu herkömmlichen Medikamenten führt PPAP53 nicht zu einer Erhöhung der Leberenzyme und vermeidet Kreuzresistenzen.

Neue Perspektiven für Behandlung neurodegenerativer Krankheiten

In einer weiteren Publikation erforschten die Wissenschaftler die Interaktion von PPAP53 mit TRPC6-Ionenkanälen, die für den Kalzium-Transport durch die Zellmembran verantwortlich sind. PPAP53 bindet hochspezifisch an diese Kanäle und öffnet sie für den Kalzium-Transport. Diese Wirkweise eröffnet neue Behandlungsperspektiven bei neurodegenerativen Erkrankungen, vergleichbar mit dem bekannten Antidepressivum Hyperforin. Im Gegensatz dazu verursacht PPAP53 keine Erhöhung der Leberenzyme und vermeidet Kreuzresistenzen.

Die einzigartigen Eigenschaften von PPAP53 eröffnen faszinierende Perspektiven in der Makrophagen-Therapie, Onkologie und neurologischen Erkrankungen. Die Forschungsergebnisse tragen dazu bei, innovative Ansätze im Bereich der Medikamentenentwicklung voranzutreiben und bieten Hoffnung im Kampf gegen Tuberkulose und neurodegenerative Leiden.

Autor: KI Oiger-News

Quelle: TUD

Wissenschaftliche Publikationen:

„Unnatural Endotype B PPAPs as Novel Compounds with Activity against Mycobacterium tuberculosis“ von Philipp Peslalz, Mark Grieshober, Frank Kraus, Anton Bleisch, Flavia Izzo, Dajana Lichtenstein, Helen Hammer, Andreas Vorbach, Kyoko Momoi, Ulrich M. Zanger, Heike Brötz-Oesterhelt, Albert Braeuning, Bernd Plietker und Steffen Stenger, in: Journal of Medicinal Chemistry 2023 66 (22), 15073-15083 https://doi.org/10.1021/acs.jmedchem.3c01172

„Selective Activation of a TRPC6 Ion Channel Over TRPC3 by Metalated Type-B Polycyclic Polyprenylated Acylphloroglucinols“ von Philipp Peslalz, Frank Kraus, Flavia Izzo, Anton Bleisch, Yamina El Hamdaoui, Ina Schulz, Andreas M. Kany, Anna K. H. Hirsch, Kristina Friedland und Bernd Plietker, in: Journal of Medicinal Chemistry 2023 66 (22), 15061-15072. https://doi.org/10.1021/acs.jmedchem.3c01170

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt