Forscher raten zu viel Artenvielfalt beim Aufforsten
Dresden, 9. Oktober 2023. Mischwälder wachsen schneller, wenn in ihnen viele unterschiedliche Baumarten vertreten sind. Das haben gemeinsame Experimente der Unis Dresden, Lüneburg, Halle-Wittenberg, Leipzig und Montpellier sowie des Biodiversitätsforschungs-Zentrums Halle-Jena-Leipzig ergeben.
Licht- und Schattenbäume vertragen sich besonders gut als Nachbarn
„Die Ergebnisse zeigen, dass nicht die Artenvielfalt per se, sondern die strukturelle Komplexität, die mit ihr einhergeht, für ein besseres Wachstum der Bäume sorgt“, heißt es in einer Zusammenfassung der TU Dresden. Gemeint ist damit: Die verschiedenen Baumarten wachsen unterschiedlich schnell und sind unterschiedlich stark auf Licht angewiesen – dadurch kommen sie auch als Nachbarn recht gut miteinander aus. „Die Arten wachsen in einem bestimmten Zeitraum nicht nur unterschiedlich stark in die Höhe und haben ganz verschieden ausgeprägte Baumkronen, sie haben auch individuelle Ansprüche an Licht, Wasser und Nährstoffe“, erklären die TU-Forscher. „Strukturell komplexe Gemeinschaften waren fast doppelt so produktiv wie strukturell einfache Bestände. Als besonders effektiv erwies sich die Mischung von Baumarten, die viel Licht brauchen, mit schattentoleranten Arten.“
80 Parzellen mit Monokulturen und verschiedenen Mix-Varianten aufgeforstet
Für das „Baumdiversitätsexperiment MyDiv“ hatten die Wissenschaftler in Bad Lauchstädt im südlichen Sachsen-Anhalt im Frühjahr 2015 in 80 Parzellen jeweils 140 junge Bäume gepflanzt. Darunter waren zehn einheimische Laubbaumarten in unterschiedlichen Kombinationen: als Monokulturen, mit zwei sowie mit vier verschiedenen Baumarten. Danach vermaßen die Forscher die Baumhöhen und die Stammdurchmesser. Außerdem setzen sie Laser-Abtaster ein, um die dreidimensionale Form des jeweiligen Waldhains zu ermitteln.
Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können beispielsweise Förstern bei der Wiederaufforstung vertrockneter oder durch Käfer zerstörter Käfer unterstützen. Und da Bäume und die unterirdischen Mycel-Netze ihrer Pilz-Symbionten viel Kohlenstoffdioxid binden, können die Befunde auch helfen, die Umweltbilanzen menschlicher Eingriffe in die Natur mindern.
Autor: hw
Quelle: TUD
Wissenschaftliche Publikation:
„Tree diversity increases productivity through enhancing structural complexity across mycorrhizal types“ von Tama Ray u.a., in: „Science Advances“; DOI 10.1126/sciadv.adi2362
Link: http://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adi2362
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