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EU genehmigt Milliarden-Zuschüsse für Chipfabriken

Die Stromspar-Chips von Globalfoundries sollen eine Schlüsselrolle in der hochautomatisierten Fabrik der Zukunft und im "Internet der Dinge" spielen. Foto: Sven Döring, Globalfoundries

Blick in die Lithografie in der Globalfoundries-Chipfabrik in Dresden. Foto: Sven Döring, Globalfoundries

Auch Sachsen rechnet mit Subventionen aus dem zweiten Mikroelektronik-Ipcei-Programm

Dresden/Brüssel/Berlin, 8. Juni 2023. Der Chip-Industrie in Sachsen und ganz Europa winken weitere milliardenschwere Zuschüsse: Die EU-Kommission hat heute ein zweites Paket aus 68 „wichtigen Projekten von gemeinsamer europäischer Bedeutung in der Mikroelektronik“ (Ipcei ME 2) genehmigt. Sie umfassen insgesamt ein Investitions- und Forschungsvolumen von , insgesamt fast 22 Milliarden Euro, von denen die jeweiligen nationalen Regierungen rund 8,1 Milliarden Euro als Subventionen zuschießen. Darunter sind auch neun Mikroelektronik-Projekte aus Sachsen. Das geht aus Meldungen aus Brüssel, Berlin und Dresden hervor.

Zuschüsse für Intel Magdeburg und Infineon Fab 4 in Dresden werden separat bezuschusst

Allein die Bundesregierung will laut dem deutschen Digitalverband „Bitkom“ aus Berlin und dem Bundeswirtschaftsministerium vier Milliarden Euro Beihilfen für solche Mikroelektronik-Vorhaben als Beihilfen ausgeben. Damit will sie zehn 31 Projekte im Gesamt-Umfang von zehn Milliarden Euro unterstützen. „Unter den teilnehmenden deutschen Unternehmen finden sich Branchengrößen, kleine und mittelständische Unternehmen sowie ein Start-up”, heißt es dazu aus dem Bundeswirtschaftsministerium. „Ihre Projekte reichen von der Materialherstellung über das Chipdesign und die Produktion von Halbleitern bis hin zur Integration dieser in Komponenten und Systeme. Sie reichen also entlang der gesamten Wertschöpfungskette.“

Nicht eingerechnet sind hier die ebenfalls milliardenteuren Subventionen im Rahmen des europäischen Chipgesetzes („European Chips Act“), die zum Beispiel an die geplanten Chipfabriken von Intel in Magdeburg, von Infineon in Dresden und von Wolfsspeed im Saarland fließen sollen.

Bernhard Rohleder. Abb. Bitkom

Bernhard Rohleder. Abb. Bitkom

Bitkom: Milliardenförderung stärkt deutsche Innovationskraft

„Die neue Förderung für Halbleiter stellt wichtige Weichen für die digitale Souveränität Deutschlands und Europas“, kommentierte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder die heutigen Ipcei-Genehmigungen aus Brüssel. „Die neue Milliardenförderung trägt entscheidend dazu bei, die Abhängigkeit von Halbleiter-Importen zu reduzieren, eigene Fähigkeiten und Kapazitäten aufzubauen und die Innovationskraft Deutschlands quer durch alle Branchen zu stärken.“

Kritikpunkt: EU hat sich mit Prüfung viel Zeit gelassen

Allerdings kritisierte Rohleder auch das langwierige Genehmigungsverfahren in Europa: Wichtig ist, dass Förderbescheide jetzt umgehend ausgestellt werden. Die Genehmigung der EU-Kommission hat viel Zeit in Anspruch genommen, viele Projekte sind seit mehr als einem Jahr in den Startlöchern. Die Halbleiterindustrie Deutschlands braucht diesen Boost so schnell wie möglich.“

Michael Kretschmer. Foto: CDU-Landesverband Sachsen

Michael Kretschmer. Foto: CDU-Landesverband Sachsen

Sachsen verspricht rasche eigene Zuschuss-Entscheidungen

Ähnlich äußerte sich der sächsische Ministerpräsident: Einerseits sei die heutige Entscheidung von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager (Radikale Linke) „gut für Europa, Deutschland und den Freistaat Sachsen“, erklärte Michael Kretschmer (CDU). Der Freistaat Sachsen werde nun „seine Entscheidung über die notwendige Mitfinanzierung der sächsischen Projekte sehr zeitnah auf den Weg bringen“.

MP Kretschmer: Zügige Verfahren sind ausschlaggebend für die Wettbewerbsfähigkeit

Allerdings habe es 18 Monate intensiver Beratungen gedauert, bis das Grüne Licht für Ipcei 2 kam. Gerade im schnelllebigen Mikroelektronik-Geschäft seien aber zügige Verfahren zunehmend ausschlaggebend für die künftige Wettbewerbsfähigkeit des deutschen und europäischen Industriestandorts. „Es ist wichtig und richtig, dass Deutschland gemeinsam mit Frankreich und anderen Mitgliedsstaaten mit der Kommission im Austausch darüber ist, wie die Beihilfeverfahren künftig noch transparenter, effizienter und zügiger gestaltet werden können“, betonte der sächsische MP. „Der Chips Act in den USA und die massiven staatlichen Förderprogramme in Asien zeigen: Es genügt längst nicht mehr nur, bei Forschung und Entwicklung die Nase vorn zu haben. Die Projekte müssen dann auch schnell beihilferechtlich auf die Straße kommen, so dass am Ende innovative Entwicklung und Produktion hier angesiedelt werden können. Das stärkt den Technologiestandort Europa.“

Jens Drews. Foto: Silicon Saxony

Jens Drews. Foto: Silicon Saxony

Auch Globalfoundries Dresden rechnet mit Zuschüssen

Auch der US-amerikanische Halbleiterfertiger „Globalfoundries“ (GF), der in Dresden eine große Chipfabrik betreibt, begrüßte die jüngsten Weichenstellungen der EU: „GF Dresden war Pionier im ersten Mikroelektronik Ipecei 2018 bis 2022 mit überzeugenden Technologie-Resultaten“, betonte der Dresdner GF-Sprecher Jens Drews. „Für uns gab es keinen Zweifel, dass wir uns auch im zweiten Ipcei engagieren. Wie die ganze Community freuen wir uns, dass heute die lang erwartete beihilferechtliche Genehmigung erfolgt ist. Es ist ein wichtiger administrativer Meilenstein, und damit können wir uns jetzt auf unsere eigentliche Aufgabe konzentrieren, das ist, Innovationen für anspruchsvolle Chipmärkte zu liefern.“

Robert Habeck. Foto: Susanne Eriksson für das BMWi

Robert Habeck. Foto: Susanne Eriksson für das BMWi

Habeck: Sichern damit Widerstandsfähigkeit, Wertschöpfung und Arbeitsplätze

„Die 31 Mikroelektronik-Projekte aus 11 Bundesländern stärken den Mikroelektronik-Standort Deutschland in der Breite und sind ein wichtiger industriepolitischer Meilenstein“, kommentierte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). „Wir können so die Widerstandsfähigkeit in ganz Europa in diesem wichtigen Feld erhöhen und Wertschöpfung und Arbeitsplätze sichern. Wir stärken damit die deutsche Halbleiterbranche entlang der gesamten Wertschöpfungskette und sorgen für Innovationen in diesem wichtigen Bereich. Das ist entscheidend in einem harten globalen Wettbewerb.“

Die "Ferroelectric Memory Company" (FMC) hat ihren Sitz in Dresden. Foto: FMC

Die „Ferroelectric Memory Company“ (FMC) hat ihren Sitz in Dresden. Foto: FMC

Die Ipcei-Akteure aus Sachsen

Aus der sächsischen Mikroelektronik-Region „Silicon Saxony“ haben sich unter anderem folgende Akteure um Ipcei-2-Gelder beworben:

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: EU-Kommission, Bitkom, Globalfoundries, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt