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Autofreie Wohnviertel für mehr Lebensqualität und Umweltschutz gefordert

Bosch will zur CES 2019 sein Konzept für ein autonomes elektrisches Sammelfahrt-Shuttle vorstellen. Visualisierung: Bosch

Autonomes elektrisches Sammelfahrt-Shuttle von Bosch. Visualisierung: Bosch

FU-Professor Rojas plädiert zum Silsax-Tag in Dresden für Superblock-Lösungen à la Barcelona

Dresden/Berlin, 27. Mai 2021. Um Straßen sicherer und die Stadtluft sauberer zu machen, plädiert Prof. Raúl Rojas von der Freien Universität (FU) Berlin für den katalonischen Weg: Ähnlich wie in Barcelona könnte man ganze Wohnviertel als autofrei erklären – und nur noch an den Ecken dieser „Superblöcke“ gibt es Parkhäuser, in denen die Anwohner ihre Autos abstellen. Das hat der Informatik-Professor im Auftaktvortrag zur virtuellen Tagung „Silicon Saxony Day“ in Dresden vorgeschlagen.

Stadtraum für Menschen zurückgewinnen

Der in Mexiko geborene und in Berlin lehrende Forscher sieht darin einen vielversprechenden Weg, um Europas Städte zu entlasten, die Städte attraktiver zu machen, Unfälle zu vermeiden und die Umwelt zu entlasten. Nicht zuletzt werde dadurch Stadtraum für den Menschen zurückgewonnen: Wenn keine Parkplätze an den Straßenrändern mehr gebraucht und auf den Straßen selbst nur noch Fußgänger und Radler unterwegs sind, könne man diese Flächen aufwerten.

Das Superblock-Projekt in Barcelona sieht vor, jeweils neun Häuserblocks zu Superblocks zusammenzufassen, in denen Autos nur noch langsam und drastisch eingeschränkt fahren können. Perspektivisch sollen sie dort auch ganz verboten werden.

Informatiker will Privatautos zu Gunsten von Roboterautos ganz von Straßen verbannen

Perspektivisch will Rojas Privatautos ganz abschaffen: Wer Fahrten unternehmen will, die mit Bus, Bahn und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln schwer realisierbar sind, könne künftig autonom fahrende Robotertaxis rufen oder sich mit Nachbarn in „Car Sharing“-Autos hineinteilen, so sein Vision. „Dies würde die Mobilitätskosten für den Einzelnen auf ein Drittel der heutigen Kosten senken und könnte 50 bis 66 Prozent der heutigen Fahrten einsparen“, argumentiert er. Zudem könnten sich Menschen dadurch auch schneller durch die Stadt bewegen, meint: Jetzt bewege man sich in Berlin mit einem Durchschnittstempo um die 27 Kilometer pro Stunde fort. Wenn Privatautos nicht mehr auf den Straßen unterwegs sind, sondern nur noch geteilte Autos, dann gebe es keine Staus mehr und das durchschnittliche Tempo könne sich auf 40 km/h oder mehr erhöhen.

Dem Professor schwanen Akzeptanzprobleme

Dass dieser Verzicht aufs eigene Fahrzeug nicht nur im Autoland Deutschland einige Akzeptanzprobleme haben dürfte, ist Rojas klar. „Das wird ein längerer Transformationsprozess“, räumte er ein. Zudem seien dafür noch milliardenschwere Investitionen und technologische Weiterentwicklungen nötig. Zudem seien noch Lösungen für die „letzte Meile“ zu finden.

Denn wer sein Auto Hunderte Meter von der eigenen Wohnung entfernt abstellen muss, hat ein Problem mit heutigen Wochenendeinkäufen, Babytransport und dergleichen mehr. Zudem ist die Frage, wie zuverlässig so ein Robotertaxi-System in der Praxis wirklich funktioniert und wieviel Wartezeit dann dort einzuplanen ist.

Der „Silicon Saxony Day“ ist eine Fachkonferenz des sächsischen Hightech-Wirtschafts-Verbandes „Silicon Saxony“. In diesem Jahr findet sie virtuell statt. Nähere Informationen zu dem hochkarätigen Programm sind hier zu finden.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: Silsax Day

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt