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Wer schlecht hört, driftet leichter ins Vergessen ab

"Menschen hören das, was sie zu hören erwarten", hat eine Studie der TU Dresden ergeben. Das fängt schon bei der Verbindung zwischen Ohr und Gehirn an. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

 Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Uni Leipzig: Hörprobleme erhöhen Demenzrisiko

Leipzig, 7. April 2021. Schwerhörigkeit ist nicht nur ein ernstes Problem im Alltag und Sozialleben eines Menschen, sondern erhöht gerade Älteren auch das Risiko, dement zu werden. Das hat eine Studie der Universität Leipzig mit 3500 Senioren über 75 Jahren ergeben. „Es zeigte sich, dass Schwerhörigkeit ein signifikanter, unabhängiger Risikofaktor für eine Demenzentwicklung ist“, berichtete Studienautor Dr. Alexander Pabst vom Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Uni Leipzig.

„Vermeidbare Risikofaktoren“

Daher sei es wichtig, Hörstörungen beizeiten zu behandeln, um der Demenz vorzubeugen, sind die Leipziger Mediziner überzeugt. Zwar müsse dieser Zusammenhang noch gründlicher untersucht werden, betonte ISAP-Direktorin Prof. Steffi G. Riedel-Heller. Jedoch „zeigen die Daten eindrücklich, dass der Fokus auf vermeidbare Risikofaktoren das individuelle Demenzrisiko erheblich verringern kann. Ansätze zur Prävention geistiger Abbauprozesse sollten sich das zunutze machen“.

1,6 Millionen Deutsche leben mit Demenz

Die Bezeichnung „Demenz“ leitet sich vom lateinischen Wort für Wahnsinn beziehungsweise Torheit ab. Demente werden zunächst in kleinen Alltagsdingen vergesslich. Manche verlernen aber auch, zu rechnen, Zusammenhänge zu verstehen, vergessen Worte oder verändern ihre ganze Persönlichkeit. Laut Uni Leipzig sind weltweit rund 50 Millionen Menschen dement, darunter 1,6 Millionen in Deutschland. Eine Alzheimer-Erkrankung – also eine unumkehrbare Nervenzerstörung – ist bei fast zwei Drittel der Betroffenen die Ursache des Vergessens. Bei etwa 20 bis 30 Prozent zerstören Durchblutungsstörungen im Gehirns das Nervengewebe und lösen die Demenz aus. „Bei etwa 15 Prozent liegt eine Kombination beider Erkrankungen vor“, informierte das Bundesgesundheitsministerium. „Andere Demenzformen finden sich nur bei 5 bis15 Prozent der Erkrankten.“

Vergesslichkeit lässt sich oft ausbremsen

Alzheimer selbst lässt sich bisher noch nicht heilen, nur ausbremsen. Allerdings können Medikamente die Symptome mindern. Zudem können auch Musik- und Kunsttherapien, Bewegungsübungen sowie Sinnes- und Wahrnehmungsübungen die Lebensqualität dementer Menschen verbessern.

Auch Blutdruck und Diabetes beeinflussen Demenzrisiko

Zudem weisen die Leipziger Forscherinnen und Forscher neben Hörproblemen auch auf andere Faktoren hin, die das Demenz-Risiko beeinflussen. Um geistig leistungsfähig zu bleiben und der Gefahr vorzubeugen, chronisch vergesslich zu werden, sei es beispielsweise sinnvoll, auf genug geistige und körperliche Aktivitäten zu achten, sich gesund zu ernähren sowie den Blutdruck und die Blutzuckerwerte gut zu justieren. Einige Studien weisen zum Beispiel darauf hin, dass regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, Kreuzworträtsel, Musikhören in Kombination mit Tanz und mediterrane Kost womöglich prophylaktisch wirken.

Autor: hw

Quellen: Uni Leipzig, Bundesgesundheitsministerium, Deutsche Alzheimer-Gesellschaft

Wissenschaftliche Publikation:

A. Past u.a.: „Do self-reported hearing and visual impairments predict longitudinal dementia in older adults?”, in: Journal of the American Geriatrics Society, doi.org/10.1111/jgs.17074

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt